Paris (esa) - Die kleine Trägerrakete Vega der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) hat am
26.06. mit dem erfolgreichen ersten Probelauf des Triebwerks Zefiro 23 ihrer Zweitstufe einen weiteren Schritt
auf dem Weg zu ihrem Jungfernflug Ende nächsten Jahres absolviert.
Der Heißlauf fand auf dem Prüfstand des Testzentrums des italienischen Verteidigungs- ministeriums in
Salto di Quirra auf Sardinien statt. Das 7,5 m hohe Triebwerk mit einem Durchmesser von 2 m und einem Leichtbau-Gehäuse
aus kohlefaserverstärktem Epoxidharz lieferte einen Schub von über 100 t (1 070 kN) bei der Verbrennung
von rund 24 t Festtreibstoff in 75 Sekunden.
Bei diesem Probelauf wurden zahlreiche Daten gesammelt, die nun analysiert werden, um die technischen Kenntnisse
über das Verhalten des Triebwerks zu verbessern und die künftige Leistung des Trägers zu verfeinern.
Außerdem wurden verschiedene Untersysteme wie das Schubvektorsteuerungssystem getestet, das der Steuerung
der Schubdüse des Triebwerks während des Flugs dient. Nach diesem Erfolg wird das Triebwerk die kritische
Entwurfsüberprüfung durchlaufen, um seine technischen Daten endgültig festzulegen.
Das von Avio in Colleferro bei Rom gebaute Triebwerk Zefiro 23 ist das Herzstück der Zweitstufe des Vega-Trägers.
Der erste Probelauf des Triebwerks der Drittstufe - Zefiro 9 - fand im Dezember 2005 statt. Diesen beiden im Rahmen
des ESA-Programms zur Entwicklung der Vega durchgeführten Probeläufen gingen drei Heißläufe
des Zefiro-16-Demonstrators in den Jahren 1998, 1999 und 2000 voraus. Zefiro 23 und Zefiro 9 werden noch jeweils
einen weiteren Bodentest absolvieren, um ihre Entwicklung und Qualifizierung abzuschließen.
„Zefiro 23 ist eines der größten Feststofftriebwerke mit Verbundwerkstoffgehäuse, das je in Westeuropa
einem Probelauf unterzogen wurde“, sagte Antonio Fabrizi, der ESA-Direktor für Raumfahrzeugträgerprogramme.
„Es wird jedoch in Kürze vom Triebwerk P80 der Vega-Erststufe mit einer Treibsatzmasse von 88 t überholt,
dessen Heißlauf im November in Kourou, Französisch-Guayana, geplant ist.“
„Mit der Zündung dieses neuen Triebwerks passiert das Programm Vega pünktlich den nächsten Meilenstein“,
so Fabrizi weiter. „Ich beglückwünsche unser Industrieteam und unseren Partner, die italienische Raumfahrtagentur,
zu diesem Erfolg. Nun wollen wir alles daran setzen, um sicherzustellen, dass wir unseren Zeitplan auch für
die nächsten Phasen einhalten“.
Der Erstflug der Vega ist derzeit für Ende 2007 vom europäischen Raumflughafen in Französisch-Guayana
aus vorgesehen.
Die Trägerrakete Vega für Kleinsatelliten wird seit 1998 entwickelt. An dem Projekt sind sieben Mitgliedstaaten
der ESA (Italien, Frankreich, Belgien, die Schweiz, Spanien, die Niederlande und Schweden) beteiligt. Es handelt
sich um ein Trägersystem mit drei reinen Feststoffstufen und einem Flüssigtreibstoffmodul für die
Bahninjektion. Die Verantwortung für die Entwicklung der Vega wurde der Gesellschaft ELV SpA, einer Joint-Venture
von Avio und der italienischen Raumfahrtagentur, ASI, übertragen. Das CNES, die französische Raumfahrtagentur,
ist bei der Erststufe P80 federführend.
Die Vega ist dafür ausgelegt, Einzel- oder Mehrfachnutzlasten in bis zu 1 500 km hohe Umlaufbahnen zu befördern.
Ihre Referenz-Nutzlastkapazität beträgt rund 1 500 kg in eine sonnensynchrone Kreisbahn in 700 km Höhe,
sie kann jedoch Satelliten mit einem Gewicht von 300 kg bis 2 t transportieren und „huckepack“ Kleinstsatelliten
mitnehmen. Diese breite Leistungspalette deckt die Anforderungen verschiedenster Anwendungen in den Bereichen Fernerkundung,
Umweltüberwachung, Geowissenschaften, Weltraumwissenschaften, Grundlagenforschung, aber auch der Forschung
und Technologie für künftige Weltraumanwendungen und -systeme ab. Nach ihrer Qualifizierung wird die
Vega von Arianespace ergänzend zu den Trägern Ariane-5 und Sojus kommerzialisiert und betrieben, um den
Markt für kleine Satelliten zu bedienen. |