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Soziale Komponente für das Web |
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Kasseler Informatiker entwickeln komfortable Literatur- und Lesezeichenverwaltung Kassel (universität) - Das UNIK-Fachgebiet Wissensverarbeitung hat einen der 12 weltweit vergebenen "Microsoft Grants" erhalten, um Suchvorgänge im Web zu verbessern. Die Kasseler werden hierfür insbesondere die sozialen Interessen der Nutzer berücksichtigen. Das Portal Bibsonomy zur Literatur- und Lesezeichenverwaltung leistet in diesem Zusammenhang auch ganz praktische Dienste. Jeder Leser kennt die lähmende Frage: Wo habe ich das gelesen, wie hieß gleich der Autor und wo ist die Quelle nun wieder zu finden? Was für den Hausgebrauch eine temporäre Irritation darstellt, die nach gründlicher Durchsicht des Bücherregals in der Regel beseitigt wird, ist für wissenschaftliche Arbeit "lebenswichtig". Das Auffinden und Nutzen von einschlägiger Literatur ist dabei nicht nur für den einzeln arbeitenden Wissenschaftler von hoher Bedeutung, sondern hat in der Zusammenarbeit von Forschergruppen einen noch höheren Stellenwert. Literaturrecherche, die koordiniert und arbeitsteilig vonstatten geht, bringt einen enormen Zeitvorteil. Informatiker an der Universität Kassel haben dafür mit www.Bibsonomy.org ein webgestütztes System entwickelt, das es erlaubt, Literatur ebenso wie Lesezeichen des Webs zu verwalten. Was immer vom Leser für aufhebens- und wieder lesenswert angesehen wird, gibt dieser selbst in das System ein und macht es so sich selbst - und anderen (wieder) zugänglich, sei es nur für den Nutzer selbst, eine geschützte Gruppe oder die ganze Welt. Das ist in Zeiten vernetzter Computer noch nicht besonders revolutionär und nicht einmalig. Das Problem selbst verwalteter Systeme liegt in der Verschlagwortung und der Effizienz der Suche. Bibliotheken greifen hierfür auf standardisierte Schlagwortsysteme und geschultes Fachpersonal zurück. Die Verschlagwortung durch bibliothekarische Laien und in hochspezialisierten Fachgebieten, die sich den üblichen Standards entziehen, macht eine erfolgreiche Suche häufig zu einem Glücksspiel, weil jeder Forscher typischerweise sein eigenes Verwaltungs- und Abla-geschema hat. Bibsonomy lässt solche frei wählbaren Schlagworte (in der gängigen EDV-Sprache: "Tags") zu - und schafft sich damit Probleme bei der Suche. "Wir forschen daher an Methoden, die die Suche unterstützen, indem etwa Synonyme und doppelt vorhandene Litera-tureinträge erkannt werden", sagt Professor Dr. Gerd Stumme, Leiter des Fachgebiets Wissens-verarbeitung. Ziel sei, Algorithmen (mathematische Rechenvorschriften) zur Suche und Struktu-rierung von Wissen zu entwickeln. Dass die Kasseler Informatiker um Professor Stumme in der Lage sind, komplexe Suchvorgänge zu steuern oder gar im wissenschaftlichen Sinne zu manipulieren, haben sie jüngst im Wettbe-werb um die "Hommingberger Gepardenforelle" bewiesen. Es galt, diesen real nicht existierenden Begriff den gängigen Suchmaschinen so schmackhaft zu machen, dass er durch Querverweise und andere Referenzen möglichst häufig registriert wurde. Die Kasseler sind dabei weit oben gelandet. Google und Co. sind unter anderem deshalb zu überlisten, weil sie die Interessen der Anfragenden nicht kennen. Die aber sind in einem sozialen System, das gemeinsame Lese- und Forschungsinteressen hat, nicht nur bei der Schlagwortvergabe von hoher Bedeutung. Das hat auch der Software-Riese Microsoft erkannt und einen seiner 12 weltweit vergebenen "Grants" zur Verbesserung von Internet-Suchmaschinen jetzt für das Projekt "Social Search: Bringing the Social Component to the Web" an das Kasseler Fachgebiet vergeben. Für die jetzt schon registrierten 500 Nutzer von Bibsonomy wird die kostenlose Nutzung durch die Weiterentwicklung noch attraktiver werden. Auf einen wichtigen Nebenaspekt, der Wissen-schaftlern und ihren Sekretariaten immer wieder ungeliebte Arbeit macht, weist Stumme mit einer gewissen Befriedigung noch besonders hin: Das Programm speichert die Publikationsdaten im so genannten BibTeX-Format. "Damit können die im Wissenschaftsgeschäft immer wieder geforderten Literaturlisten einmal zentral verwaltet und dann automatisch in die verschiedenen gewünschten Formate exportiert werden, u.a. Endnote, adäquat formatiertes HTML, XML und als RSS-Feed", sagt Stumme und hofft auch mit diesem Komfort weitere Nutzer zu gewinnen, die seine Forschungsbasis erweitern und verbessern würden. Bibsonomy ist zu erreichen unter http://www.bibsonomy.org, die Benutzung ist kostenlos. Interessierten Instituten wird die Ein-richtung einer Gruppe zur institutsinternen Literaturverwaltung angeboten. Das Fachgebiet Wissensverarbeitung ist unter http://www.kde.cs.uni-kassel.de/ erreichbar. |
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