Informelle EU-Ratstagung für Beschäftigung und Soziales in Helsinki - Sozialpartner
und Betriebe in den Verbesserungsprozess stärker einbinden
Helsinki (bmwa) - "Gute Arbeitsbedingungen halten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer produktiv
und vor allem auch Ältere länger im Berufsleben. Daher ist es besonders wichtig, auf staatlicher Ebene
Rahmenbedingungen zu schaffen, etwa im Bereich Arbeitnehmerschutz oder bei der Qualifizierung. Der Erfolg hängt
aber stark von der Umsetzung auf sozialpartnerschaftlicher und betrieblicher Ebene ab, hier ist eine enge Zusammenarbeit
und die Einbindung alle Beteiligten gefordert", sagte Arbeitsminister Martin Bartenstein am 07.07. bei der
informellen EU-Ratstagung für Beschäftigung und Soziales, die unter dem Motto "Mehr Produktivität
durch Weiterentwicklung der Qualität des Arbeitslebens" in Helsinki stattfindet.
Produktivität sei ein wesentlicher Faktor für Beschäftigungswachstum, so Bartenstein. Er habe beim
informellen Rat für Beschäftigung und Soziales in Villach zu Jahresbeginn das Ziel genannt, bis Ende
2006 die Zahl der Arbeitslosen in Europa unter 18 Millionen zu bringen. Dieses Ziel sei bereits jetzt erreicht.
Das sei der Beleg, dass sich die Situation in Europa deutlich verbessert habe.
Das Thema Produktivität sei ein passender Anschluss an die unter österreichischer Präsidentschaft
entwickelte politische Strategie Flexicurity - Flexibilität durch Sicherheit. Es sei bestens geeignet, um
die Debatte über eine ausgewogene Balance von Flexibilität und Sicherheit weiter zu führen, denn
die Produktivität werde durch einen Mix aus Sicherheit, Qualifikation, Mitbestimmung, Zufriedenheit und Motivation
gefördert. Österreich habe dieses Konzept etwa bei der Abfertigung neu, die einerseits für Betriebe
Sicherheit hinsichtlich der zu erwartenden Kosten schafft, andererseits die berufliche Mobilität der Arbeitnehmer
erleichtert und so höhere Produktivität möglich macht, umgesetzt.
Es gebe eine ganze Reihe von Maßnahmen, um die Arbeitsproduktivität steigern zu können. Dazu gehöre
ein effizienter IKT-Einsatz in den Unternehmen und in der öffentlichen Verwaltung, flexible Arbeitszeitregelungen
und neben gesetzlichen Regelungen und Förderungen auch Maßnahmen zur Integration aller Altersgruppen
sowie ethnischer Minderheiten in eine gemeinsame Arbeitswelt. Chancengleichheit für alle sei ein wichtiger
Beitrag für das Sicherheitsbedürfnis der Arbeitnehmer und damit auch für die Produktivität,
betonte Bartenstein.
Eine aktive Arbeitsmarktpolitik könne durch Qualifizierungs- und Beschäftigungsförderung zur Dynamik
der Arbeitsmärkte beitragen – also Mobilität und Produktivität der Arbeitnehmer/innen erhöhen
und den Menschen neben besserer Qualifikation auch eine Perspektive, Motivation und dadurch neue (Beschäftigungs-)
Möglichkeiten geben.
Österreich setze zum Beispiel über 60% der Fördermittel des Arbeitsmarktservice für Qualifizierung
ein: Jugendlichen werde mit dem Programm "Jobs4You(th)" die Möglichkeit eines zertifizierten Ausbildungsabschlusses
und marktorientierter Qualifikation angeboten, Frauen die Chance auf Wiedereinstieg nach einer Babypause geboten
und die Beschäftigung älterer Arbeitnehmer/innen unter anderem durch innovative Projekte zur altersgerechten
Gestaltung der Arbeitswelt gefördert. Gering Qualifizierte bekämen vom AMS die Möglichkeit, den
Hauptschulabschluss als Basisqualifikation für einen Jobeinstieg nachzuholen, und für Behinderte stünden
die integrative Berufsausbildung, Eingliederungsbeihilfen, sozialökonomische Betriebe und gemeinnützige
Beschäftigungsprojekte zur Verfügung.
Weitere Maßnahmen Österreichs zur Steigerung der Qualifikationen führte Bartenstein die Förderung
des lebenslangen Lernens durch eine Reihe von Instrumenten an: So seien Weiterbildungskosten für Unternehmer/innen
als Betriebsausgaben von der Steuer absetzbar, gebe es Weiterbildungsgeld in der Höhe des Kinderbetreuungsgeldes
bei Inanspruchnahme einer Bildungskarenz (erhöht für über 45-Jährige) und die Förderung
der Qualifizierung für Beschäftigte durch Europäischen Sozialfonds und AMS, indem zwei Drittel der
Kursgebühren (Schwerpunkte: Frauen, über 45-Jährige) übernommen werden.
Und es sei außerdem wichtig, auch dem Niedriglohn- bzw. Niedrigproduktivitätsbereich am unteren Rand
des Qualifikations- und Einkommensspektrums verstärkte Aufmerksamkeit zu schenken. Österreich habe daher
mit Eingliederungsbeihilfen in Form von zeitlich befristeten Lohnkostenzuschüssen (für Langzeitarbeitslose,
Ältere, Behinderte), das Kombilohnmodell im Niedriglohnbereich für junge und ältere Langzeitarbeitslose
und die Vereinfachung der vorübergehenden Beschäftigung für Arbeitslose neue Beschäftigungsanreize
für Menschen am Rande des Arbeitsmarktes geschaffen. |