Ergebnisse der Direktinvestitionsbefragung 2004 der Oesterreichischen Nationalbank
Wien (oenb) - Außerordentlich erfolgreich verlief das Geschäftsjahr 2004 für österreichische
Tochterunternehmen im Ausland. Mit 4,3 Mrd Euro war ihr Ertrag erneut höher als der Gewinn der ausländischen
Direktinvestitionen in Österreich von 4,1 Mrd Euro. Und es wird weiter investiert: Zu Jahresbeginn 2005
belief sich der Wert strategischer Firmenbeteiligungen von Österreichern im Ausland auf 49,8 Mrd Euro, um
12,3% mehr als ein Jahr zuvor. Beinahe die Hälfte des Zuwachses entfiel auf die Länder Zentral-,
Ost- und Südosteuropas, womit Österreich seine Position in dieser Region festigen konnte. Umgekehrt
war bei den passiven Direktinvestitionen zwar noch eine Wertsteigerung um 7,3% auf 45,8 Mrd Euro zu verzeichnen,
die Zahl der Investoren, der Beteiligungsunternehmen und der dort beschäftigten Arbeitnehmer ist dagegen
leicht gesunken.
Einen Gewinnsprung erzielten die Auslandstöchter heimischer Investoren im Kalenderjahr 2004, wie die
jüngste Umfrage der Oesterreichischen Nationalbank zu den Direktinvestitionen ergab. Der bilanzielle Jahresertrag
stieg von 3,3 auf 4,3 Mrd Euro, was sich in einem Anstieg der Eigenkapitalrendite von 8,5 auf 9,8% niederschlug.
Gleichzeitig erholten sich auch die Erträge ausländischer Investoren in Österreich nach einem Rückgang
im Jahr 2003 und erreichten 4,1 Mrd Euro, was einer Rendite von 11,1% entspricht. Die Nettoerträge aus Direktinvestitionen
waren bereits zum zweiten Mal in Folge positiv und trugen damit zum Wachstum des Volkseinkommens bei. Der nach
wie vor bestehende Rückstand bei der Eigenkapitalrentabilität österreichischer Direktinvestitionen
ist primär eine Folge des geringeren Alters österreichischer Direktinvestitionen. Der Anteil junger,
weniger als fünf Jahre bestehender Beteiligungen im Ausland beträgt immer noch 38%, gegenüber nur
18% „junger“ Beteiligungen des Auslands in Österreich. Besonders erfolgreich waren einmal mehr die Beteiligungen
in den Transformationsländern, auf die mehr als die Hälfte der Gewinne entfielen und wo die Rendite mittlerweile
bei 15 Prozent liegt.
Die guten wirtschaftlichen Ergebnisse von Auslandsinvestitionen dürften eine wichtige Ursache der anhaltend
hohen Direktinvestitionsaktivitäten sein. Nach den Ergebnissen der jüngsten Direktinvestitionsbefragung
der OeNB belief sich der Wert strategischer Firmenbeteiligungen von Österreichern im Ausland zum Jahreswechsel
2004/05 auf 49,8 Mrd Euro, das entspricht einem Plus von 12,3%. Gleichzeitig überschritt die Zahl der heimischen
Investoren erstmals die Schwelle von 1.000. Darüber hinaus ist auch die Zahl der erfassten ausländischen
Tochterunternehmen um 141 auf 2.727 gestiegen.
Das Wachstum der passiven Direktinvestitionen war 2004 mit 7,3% zwar robust, aber doch deutlich schwächer.
Das Unternehmensvermögen ausländischer Investoren in Österreich stieg um 3,1 Mrd Euro und erreichte
zu Jahresbeginn 2005 einen Wert von 45,8 Mrd Euro. Gleichzeitig hat eine gewisse Konsolidierung des ausländischen
Engagements stattgefunden, indem sich nämlich 34 ausländische Investoren (netto) aus Österreich
zurückgezogen haben und auch die Zahl der ausländisch beeinflussten österreichischen Unternehmen
um 14 abgenommen hat. Rückläufig war dementsprechend auch die Zahl der Arbeitsplätze in ausländisch
beeinflussten Unternehmen in Österreich (um -8.100 auf 232.800).
Die aktiven Direktinvestitionen übertreffen die passiven wertmäßig um 4 Mrd Euro. Die 2003 erstmals
erreichte aktive Auslandsposition konnte im Berichtszeitraum also ausgebaut werden. Bezogen auf das Bruttoinlandsprodukt
erreichten die aktiven Direktinvestitionen 21%, ein Wert der nahe an dem von der UNCTAD publizierten weltweiten
Durchschnitt von etwa 23% liegt.
Regionale Aspekte
Die höchsten Bestandszuwächse bei aktiven Direktinvestitionen zwischen 1.1.2004 und 1.1.2005 waren gegenüber
der Schweiz zu verzeichnen. Dominiert wurde diese Entwicklung durch eine Reihe multinationaler Konzerne,
die in Österreich nur geringe wirtschaftliche Aktivitäten entfalten, jedoch größere Finanzierungen
über heimische Holdinggesellschaften abwickeln. Bereits an zweiter Stelle folgt Rumänien, wo das
Engagement der OMV zu einem markanten Zuwachs der Direktinvestitionsbestände beigetragen hat (+1 Mrd).
Weitere bedeutende Zielländer waren sowohl neue (tschechische Republik +500 Mio, Ungarn +380 Mio, die Slowakei
und Polen jeweils +325 Mio), als auch alte EU-Mitgliedsländer (Niederlande +460 Mio, Italien +360 Mio, Deutschland
+300 Mio und des Vereinigte Königreich +260 Mio). Knapp die Hälfte des Zuwachses entfiel auf Zentral-,
Ost- und Südosteuropa, womit Österreich seine Position in dieser Region festigen konnte. Der Anteil der
Transformationsländer beträgt nun bereits 38% gegenüber nur noch 33% für die „alte“ EU-15.
Die stärkste Zunahme an passiven Direktinvestitionen gab es 2004 bei ausländischen Tochterunternehmen,
die US–amerikanischen Konzernen angehören (+800 Mio Euro). Platz zwei erreichten die italienischen Direktinvestitionen
(+450 Mio Euro), während Deutschland als traditionell wichtigster Investor mit 310 Mio Euro 2004 „nur“ den
dritten Rang erreichte. Abgenommen hat der Wert der spanischen Beteiligungen durch den Abzug von Kapital
aus einer europaweit agierenden Holdinggesellschaft.
Beschäftigte
Ein besonders guter Indikator für die Beurteilung der realwirtschaftlichen Aktivitäten im Ausland sind
die Beschäftigtenzahlen. Zum Jahreswechsel 2004/05 arbeiteten über 370.000 Personen (anteilsgewichtet)
im Ausland für Unternehmen, die österreichische Anteilseigner haben. Das sind 13,1% mehr als ein
Jahr zuvor. 266.000 dieser Auslandsbeschäftigten oder beinahe drei Viertel arbeiteten in Zentral-, Ost-
und Südosteuropa (57.700 in Ungarn, 56.600 in der Tschechischen Republik, 44.900 in Rumänien, 29.100
in der Slowakischen Republik und 21.700 in Polen). In der „alten“ EU-15 gab es zum selben Zeitpunkt nur 67.000
Arbeitsplätze in „österreichischen“ Unternehmen, den Großteil, nämlich 38.300, in Deutschland.
Außerhalb Europas sind österreichische Unternehmen mit 31.200 Beschäftigten nur wenig aktiv:
Nach den USA mit 13.900 Beschäftigten folgt mit großem Abstand China (einschließlich Hong Kong)
mit nur 3.100 Beschäftigten in „österreichischen“ Unternehmen an zweiter Stelle.
Umgekehrt arbeiteten 2004 232.800 Österreicher, oder annähernd 7,6% der unselbstständig Beschäftigten
in heimischen Unternehmen, die einem unmittelbaren ausländischen Einfluss unterliegen. Davon entfallen mehr
als die Hälfte (124.800) auf Beschäftigte in deutschen Tochterunternehmen. Zweitwichtigster ausländischer
Arbeitgeber sind Schweizer Unternehmen mit 31.800 Arbeitsplätzen, gefolgt von den USA mit 15.900 Beschäftigten. |