Symposium an der Donau-Universität Krems befasste sich mit der Weiterentwicklung
der Stressforschung und -therapie
Krems (kpr) - Stress ist ein allgegenwärtiges Phänomen der modernen, beschleunigten Gesellschaft.
Nicht nur Manager fühlen sich gestresst, auch Pensionisten oder Kinder klagen immer öfter über belastenden
Druck im Alltag. Im Juni 2006 befassten sich mehr als 100 Expertinnen und Experten im Rahmen des Symposiums "Stress
in Gesundheit und Krankheit" an der Donau-Universität Krems mit neuesten Erkenntnissen über die
Auswirkungen von Stress auf Psyche und Körper sowie mit Ansätzen der Stresstherapie. Veranstaltet wurde
die Tagung von der Österreichischen Gesellschaft für Psychosomatische und Psychotherapeutische Medizin
(ÖGPPM) in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Psychosoziale Medizin und Psychotherapie der Donau-Universität
Krems.
Im Arbeitsleben, aber auch im privaten Bereich sind Menschen gefordert, mit immer geringeren Mitteln und in immer
kürzerer Zeit mehr und bessere Leistungen zu erbringen. Maßvoll genossener Stress kann eine positive,
belebende Wirkung auf zielgerichtete Aktivitäten entfalten und sogar zu qualitativ besseren Ergebnissen führen.
Lang andauernder, übermäßiger Stress mündet dagegen häufig in Krankheit. So wird Stress
heute beispielsweise mit Erkrankungen des Immunsystems, des Magen-Darm-Trakts, mit Störungen der Sexualität
und Fruchtbarkeit, Minderfunktionen der psychophysischen Regulationssysteme und nicht zuletzt mit psychischen Erkrankungen
und Suchtverhalten in Zusammenhang gebracht.
Aktueller Stand der Forschung legt bio-psycho-soziale Sicht von Stress nahe
Durch die Anwendung des Stressmodells in der Allgemeinpraxis erweitert und verfeinert sich der ärztliche Blick
auf Erkrankungen. "Funktionelle Stresserkrankungen wie Somatisierungsstörungen kennen andere psychosomatische
Regelkreise als strukturelle oder entzündlich-degenerative Erkrankungen" erklären die Tagungsorganisatoren
Dr. Manfred Kolar und Univ.-Prof. Dr. Walter Pieringer, Vorsitzender der ÖGPPM.
Patienten müssen "psychosomatische Intelligenz" entwickeln
Der gegenwärtige Stand der Stressforschung legt eine bio-psycho-soziale Sicht von Stress nahe. Die
Therapie des Stresses hat dementsprechend zahlreiche Gesichtspunkte einzubeziehen und Wege zu gehen. "Dazu
gehört auch, die Arbeits- und Lebenssituation des Patienten in den Blick zu nehmen. Vor allem aber muss der
Patient wieder lernen, die ,Sprache der Organe' wahrzunehmen und ‚psychosomatische Intelligenz' entwickeln",
so Prof. Dr. Anton Leitner, Leiter des Zentrums für Psychosoziale Medizin und Psychotherapie der Donau-Universität
Krems. Stress-Patienten werden angeleitet, sich zu entspannen, sich gesund zu ernähren und ausreichend zu
bewegen. Im psychotherapeutischen Gespräch können sie die persönlichen Motive ihres Stressverhaltens
ergründen und an der Veränderung der Lebenssituation, des Arbeitsverhaltens und des Lebensstils arbeiten. |