Staatssekretär Hans Winkler im Außenpolitischen Ausschuss des Nationalrates
Wien (bmaa) - Staatssekretär Hans Winkler zog am 05.07. im Außenpolitischen Ausschuss
des Nationalrats Bilanz über den österreichischen EU-Ratsvorsitz. "Was wir in den letzten sechs
Monaten erreicht haben, ist mehr als man realistischer Weise erwarten konnte. Die Situation, die wir vor dem 1.
Jänner 2006 vorgefunden haben, war keine einfache" so Winkler im Bezug auf die negativen Referenden in
den Niederlanden und in Frankreich und die ungelöste Frage der Finanziellen Vorausschau.
"Der österreichische Vorsitz hat eine neue Dynamik in die Europäische Union gebracht. Eine Reihe
von Erfolgen, sowie klare Positionen zu politisch schwierigen Entwicklungen konnten erzielt werden", zeigte
sich der Staatssekretär überzeugt und betonte in diesem Zusammenhang insbesondere die positiven Entwicklungen
am Westbalkan, in der Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik, sowie die Einigung zur weiteren Vorgehensweise
beim Verfassungsvertrag. "Erfolg oder Nichterfolg hängen nicht mit der Größe eines Landes
zusammen. Wir haben im letzten halben Jahr das volle Potential ausgeschöpft das der Vorsitz bietet. Berge
können wir, aber auch ein größeres Mitgliedsland der EU, nicht verschieben".
"Der Balkan war ein wesentlicher Schwerpunkt des österreichischen Ratsvorsitzes, deren Gründe für
Österreich eindeutig auf der Hand liegen. Die Schaffung und der Erhalt von Frieden, Sicherheit und Stabilität
in der Region haben aufgrund der geographischen Nähe auch Auswirkungen auf Österreich. Die Beitrittsperspektive
für die Staaten dieser Region ist eine wichtige Antriebsfeder für demokratische und rechtsstaatliche
Reformen, die unabdingbar für einen künftigen Beitritt in die EU sind. Die europäische Perspektive
bedeutet aber nicht, dass diese Staaten schon in naher Zukunft der EU beitreten werden, da zuerst alle Aufnahmekriterien
erfüllt sein müssen. Der Fortschritt hängt von den Reformbemühungen der einzelnen Länder
ab. Die nachhaltige Unterstützung auf diesem Weg hat sowohl Österreich als auch die EU immer wieder betont
und versichert", so der Staatssekretär.
Winkler ging im Ausschuss auch auf den Begriff "Aufnahmefähigkeit der Union" ein: "Fest steht,
dass alle Anstrengungen unternommen werden müssen, um den Zusammenhalt der Union zu wahren und sicherzustellen,
dass sie weiterhin wirksam funktioniert. Die Aufnahmefähigkeit findet sich bereits in den Kopenhagener Kriterien
von 1993 und hat durch den Beginn der Verhandlungen mit der Türkei verstärkt an Bedeutung gewonnen. So
findet sich die Aufnahmefähigkeit der EU nun auch in den Schlussfolgerungen des letzten Europäischen
Rates. Die Kommission wurde ersucht einen Sonderbericht über alle einschlägigen Aspekte im Zusammenhang
mit der Aufnahmefähigkeit der Union vorzulegen. Diese spezifische Analyse soll auch den Aspekt umfassen, wie
die Erweiterung zurzeit und in Zukunft von den Bürgern wahrgenommen wird", versuchte der Staatssekretär
bestehende Unklarheiten zu beseitigen.
Winkler ging in seiner Bilanz auch auf die gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik der EU ein. "Vor
einiger Zeit, wie beispielsweise zur Zeit des Irak-Krieges, war in sensiblen Fragen der Gemeinsamen Außen-
und Sicherheitspolitik eine Einigung auf eine gemeinsame Position ein Ding der Unmöglichkeit. In diesen sechs
Monaten ist es Außenministerin Plassnik nun gelungen, die Einheit der EU-Mitgliedstaaten im Rat, gerade in
sehr schwierigen Fragen wie beispielsweise der Iran- und Nahostproblematik, zu stärken. Wer weiß, wie
schwierig es ist, für divergierende Meinungen in der EU eine einheitliche Position zu finden, der weiß
auch, dass dieser Konsens eine große Errungenschaft des österreichischen Vorsitzes ist", schloss
Winkler. |