WKÖ-General Mitterlehner: AK-Vorstoß für höhere Straßenabgaben
trifft fast ausschließlich heimische Betriebe und verteuert Nahversorgung
Wien (pwk) - Die am 05.07. im Rahmen einer Veranstaltung der AK diskutierte Forderung nach einer
Lkw-Maut auch abseits von Autobahnen und Schnellstraßen wird von der Wirtschaft entschieden abgelehnt. „Dieser
neuerliche Vorstoß ist absolut entbehrlich. Bevor man derartige zweifellos nicht zu Ende gedachte Forderungen
erhebt, sollte man überlegen, welche Folgen damit verbunden sind“, kritisiert WKÖ-General Reinhold Mitterlehner.
Die WKÖ sieht keine verkehrspolitische Begründung für diesen Vorschlag. „Eine Verlagerung von der
Straße auf die Schiene ist so sicher nicht zu erreichen. Gerade im kleinräumigen Verteilerverkehr gibt
es keine Alternative zur Straße. Schienentransporte stellen grundsätzlich erst ab einer Distanz von
rund 300 km eine sinnvolle Alternative zur Straße dar“, sieht Mitterlehner im AK-Vorstoß eher eine
„Strafaktion gegen den Straßengüterverkehr.“ Bei kürzeren Entfernungen ist der Straßentransport
zu und von den Bahnhöfen dann oft länger als die reine Schienenstrecke und der Umschlag vom LKW auf die
Bahn und wieder zurück verteuert den Transport noch zusätzlich. Als Beispiel nennt Mitterlehner einen
Transport von Wien nach Wels: Während sich die Kosten für diese Strecke auf der Straße auf 320
Euro belaufen, kostet derselbe Transport unter Einbindung der Bahn 433 Euro, ist also um mehr als ein Drittel teurer.
Die einzige Zielsetzung liegt wohl in der Schaffung zusätzlicher Einnahmen, wobei fraglich ist, welche Beträge
hier überhaupt erzielt werden könnten. Die Errichtung und der Betrieb eines Mautsystems auch am niederrangigen
Straßennetz ist mit unverhältnismäßig hohen Kosten verbunden, ebenso dessen Verwaltung und
die Kontrolle der Mautpflicht: „Die ökonomische Sinnhaftigkeit ist stark zu bezweifeln.“
Klar ist aber, dass eine Lkw-Maut auch abseits der Autobahnen und Schnellstraßen fast ausschließlich
die heimische Wirtschaft treffen würde. Mitterlehner: „Zahlen zur Lkw-Fahrleistung zeigen am niederrangigen
Straßennetz einen Anteil von 94% österreichischer Fahrzeuge. Zudem werden 77% des gesamten Transportaufkommens
österreichischer Unternehmen auf der Straße im Nahverkehr, d. h in einer Entfernung von 0 - 80 km, erbracht.
Eine Verteuerung dieser Transporte würde somit voll die heimische Wirtschaft treffen.“
Aufgrund der im europäischen Vergleich ohnehin schon hohen Lkw-Abgabenbelastung in Österreich fordert
die WKÖ vielmehr eine Entlastung in diesem Bereich, etwa durch die Senkung der Kfz-Steuer. Während heimische
Transporteure mit 2.962 Euro pro Lkw und Jahr im Europavergleich die absolut höchste Kfz-Steuerbelastung zu
tragen haben, müssen die Mitbewerber dafür nur zwischen 360 und 720 Euro aufwenden. Mitterlehner: „Dafür
sollten sich auch AK, VCÖ und jene Teile der SPÖ einsetzen, die sich mit ihrer Forderung nach einer flächendeckenden
Lkw-Maut von der Sicherung des Wirtschaftsstandortes und der Nahversorgung im ländlichen Raum verabschieden.“ |