Lob aus Brüssel für bürgernahe Europa-Projekte
Graz (lk) - Erstes Lob aus Brüssel erntete das steirische EU-Projekt „EUGEM – EUropaGEMeinde“,
das mehr als 200 Einzelveranstaltungen umfasste. „Die erreichten Projektmaßnahmen sind nicht nur umfangreich,
sondern haben in der Steiermark zu einer qualitativen Verbesserung der Diskussion über die EU geführt“,
heißt es im ersten Evaluierungsbericht, den EU-Experte Stephan Lehmann erstellt hat. Ziel des Projektes,
dessen Gesamtkosten von rund 500.000 Euro die Europäische Union zu 50 Prozent innerhalb des „PRINCE“-Programms
unterstützt hat, waren gezielte Informationsmaßnahmen nach der EU-Erweiterung. Die Taktik der Steirer,
Experten auch in kleine Gemeinden „vor Ort“ zu schicken und in EU-Info-Veranstaltungen so aufzuziehen, dass sie
auch „Spaß machen“, soll fortgesetzt werden. „Als nächstes wollen wir unsere Gemeinden ermutigen, Städtepartnerschaften
und Bürgerprojekte in dem für die Jahre 2007 bis 2013 vorgesehenen Programm ,Bürger/innen für
Europa’ aufzubauen“ kündigte der steirische Landeshauptmann Franz Voves an. Die Fachabteilung Europa und Außenbeziehungen
des Landes wird dazu im Herbst einen Info-Schwerpunkt für alle steirischen Bürgermeister setzen.
Die Steirer, die schon im Jahr 2002 mit einem „Erweiterungsdialog“ auch in Kleinstgemeinden Erfahrung gesammelt
hatten, zielten mit ihrem Projekt „EUGEM“ bereits vor eineinhalb Jahren in genau jene Richtung, die seit kurzem
auch der so genannten „Plan D“ vorgibt, den die Vizepräsidentin der EU-Kommission, Margot Wallström,
ausarbeiten ließ: Alle politischen Ebenen sollen demnach eingebunden werden, um Europawissen den Europäern
nahe zu bringen. In der Steiermark haben sich in dem EUGEM-Projekt 44 Städte und Gemeinden als „EUropaGEMeinden“
qualifiziert: 180 Verantwortungsträger aus den jeweiligen Gemeindeämtern nahmen dazu an speziellen Qualifikationsseminaren
teil. In weiteren Fachworkshops – wie etwa über Gemeindepartnerschaften oder über Mehrsprachigkeit –
wurde weiteres Fachwissen in der Grünen Mark aufgebaut.
Bei Publikums-Veranstaltungen setzten die Steirer auf Kreativität: So wurde in der weststeirischen Bezirks-Stadt
Deutschlandsberg eine Woche vor Ostern medienwirksam ein „Rekord-Oster-EU“ präsentiert, eine acht Meter hohe
Skulptur, die von Jugendlichen aus allen 25 EU-Mitgliedsländern ge-staltet worden war. Für steirische
Schüler wurde ein spezielles EUGEM-Wirtschafts-DKT aufgelegt, bei dem – genauso wie in der Realität –
jene größere Spielchancen haben, die die Chancen der EU nützen.
Bei den Europatags-Festen in Graz gab es nicht nur Volkskultur aus Nachbarländern zu sehen, sondern auch Spass
und Action – etwa indem die Besucher als Fassadenkletterer eine Europa-Karte auf ein Amtsgebäude am Grazer
Karmeliterplatz kleben konnten. Wohl erstmals für Österreich: Ein Rap-Wettbewerb zu Europa-Themen in
Grazer Discos. Der Sieger gewann einen Flug nach Brüssel.
Der Kommentar des Experten Lehmann, der auch den hohen Einsatz und die effiziente Arbeitsstruktur des Projektteams
der Europa-Fachabteilung der Landesregierung sowie auch der steirischen Europa-Plattform (Sozialpartner, Kirchen,
Schulen etc.) hervorhob: Viele zusätzliche Maßnahmen wie der EU-Rap-Wettbewerb, die Wanderausstellung
mit rund 140 Stationen usw. „bezeugen, dass die Projektaktivitäten übererfüllt wurden.“ Die Umsetzung
sei „sehr erfolgreich“, sie stoße bei den Zielgruppen auf „großes Interesse“. Dieses Interesse ist
besonders erstaunlich, wenn man die allgemeine Meinung der Zielgruppe zur EU abfragt; häufig überlagern
Mythen über „Brüsseler Regulierungswahn und Bürokratie“ die vielen wirklich entscheidenden Errungenschaften
und Vorteile der EU, von denen auch Österreich profitiert.
Hier hat Landeshauptmann Voves bereits angesetzt: Das „EuropeDirect-Informationsnetzwerk Steiermark“ stellt den
Steirerinnen und Steirern Europa-Informationen zur Verfügung. Besonders interessiert zeigen sich Jugendliche
und Schulklassen. |