Kriminalitätsbekämpfung
Wien (bmi) - Der Wiener Polizei ist ein riesiger Schlag gegen die Taschendiebstahlskriminalität
gelungen. Die Polizei konnte vier Personen festnehmen, darunter den Kopf der Kriminellen, und weitere 30 anzeigen.
Anfang 2006 seien die Delikte im Bereich des Taschendiebstahls massiv in die Höhe gegangen, so Generalmajor
Karl Mahrer, stellvertretender Landespolizeikommandant in Wien. Seit dem Frühjahr wurden rund 50 Kinder immer
wieder festgenommen, nachdem sie in Öffentlichen Verkehrsmitteln auffällig geworden waren. "Manche
haben wir bis zu 14 Mal festgenommen", erklärte Major Wolfgang Preiszler vom Landeskriminalamt Wien anläßlich
einer Pressekonferenz in Wien am 13.07.
Die Kinder waren allesamt unter 14 Jahre alt und hatten gemeinsam mit ihren Erziehungs-berechtigten aufrechte Asylverfahren
laufen. Mit dem Einsetzen der Ferien waren die Kinder bereits in den frühen Morgenstunden in den U-Bahnen
aktiv. Die Polizei verstärkte daraufhin ihre Kontrollen und sorgte so für einen empfindlichen "Umsatzrückgang".
"Die Hintermänner wurden daraufhin nervös", sagte Preiszler. In der vergangenen Woche klickten
für einen Mann, dessen Lebensgefährtin und zwei Söhne schließlich die Handschellen.
Bei den Einvernahmen erfuhren die Ermittler erschütternde Details: Die Kinder, die entweder Verwandte der
Täter waren oder um bis zu 20.000 "eingekauft" wurden, wurden bereits mit sechs Jahren zum Stehlen
ausgebildet. Es wurde verlangt, dass sie zumindest 2.000 Euro am Tag von ihren Diebestouren abliefern.
Dass die Kinder in Wien zu den aktivsten gezählt haben dürfte, zeigt die tägliche Statistik. Denn
die Zahl der Taschendiebstähle in der U-Bahn ist seit der Verhaftung des Anführers stark gesunken.
Sieben Kinder sind nun in Gewahrsam der Jugendwohlfahrt. "Dort werden sie auch bleiben", sagte Innenministerin
Prokop. Familienangehörige, die sich um die Kinder kümmern können, wurden vorerst nicht gefunden.
Mit dem früheren Einschalten der Behörden und einem schnellen Verfahren gegen die Erziehungsberechtigten
wegen Vernachlässigung der Aufsichtspflicht soll dem Problem Taschendiebstahl künftig offensiver begegnet
werden. Denn: "Die Kinder sind nicht nur Täter, sie sind auch Opfer", sagte die Innenministerin. |