Transatlantischer Luftverkehr flügellahm  

erstellt am
14. 07. 06

Gemeinsamer Luftverkehrsmarkt lässt weiter auf sich warten – Wirtschaftskammer drängt EU zu zügigen Verhandlungen
Wien (pwk) - Seit dem Jahr 2002 verhandelt die EU mit den USA über einen gemeinsamen Luftverkehrsmarkt (Open Aviation Area, OAA). Das Abkommen soll unter anderem Marktzugang, Mehrheitsbeteiligungen an amerikanischen Unternehmen und Wettbewerbsfragen regeln.

Für einen raschen Abschluss setzt sich Harald Bollmann, Sprecher der Verkehrswirtschaft in der WKÖ, ein: „Solange sich EU und USA nicht verständigen, wird der Luftverkehr zwischen den einzelnen EU-Staaten und den USA in bilateralen Abkommen geregelt. Diese Zersplitterung schadet der Branche, die Mitgliedsländer werden gegeneinander ausgespielt.“

Teile dieser Abkommen wurden bereits 2002 vom Europäischen Gerichtshof für nichtig erklärt. Außerdem wurde eine Mitzuständigkeit der EU-Kommission für die Verhandlung von Anschlussregelungen festgestellt. „Man gewinnt den Eindruck, dass die USA den Abschluss bewusst hinauszögern, um die eigene Luftfahrt zu schützen“, meint Bollmann und weist auf die unterschiedliche Höhe der Subventionen hin. In den letzten 15 Jahren haben Regierungen in der EU insgesamt rund 20 Mrd. Euro an Überlebenshilfen an die Airlines gezahlt. In den USA waren es allein seit 2001 über 18 Mrd. US-Dollar (21,6 Mrd. Euro).

Ein weiterer Knackpunkt innerhalb der OAA ist die Sicherheit. Die europäische Luftfahrt-Wirtschaft bemüht sich nach wie vor um die Verwirklichung des „One-Stop-Security“-Konzepts. Danach können in Zukunft beteiligte Länder (zum Beispiel die EU, USA, Israel, Kanada oder Japan) gegenseitig ihre sehr hohen Sicherheitsstandards anerkennen – aufwändige und kostenintensive Doppelkontrollen entfallen.

Ein Inkrafttreten der OAA würde den globalen Flugverkehr erheblich erleichtern und der europäischen Wirtschaft Gleichberechtigung am großen US-Markt bringen.
„Gerade weil die USA der größte Quell- und Zielmarkt sind, ist es für uns wichtig, faire Bedingungen zu schaffen. Verlässlichkeit in Politik und bei den gesetzlichen Regelungen ist Voraussetzung für eine erfolgreiche Luftfahrtindustrie“, so Bollmann.

Auch die Hoffnungsmärkte Asien und Naher Osten seien für europäische Luftfahrt-Drehkreuze wichtig, da diese Zukunftsmärkte in den kommenden Jahren kontinuierlich wachsen werden. Die Potenziale sind beträchtlich: Während ein US-Bürger im Durchschnitt 2,2 Flugreisen im Jahr unternimmt, sind es in China und Indien lediglich 0,06.

„Europäische Regulatoren und Entscheidungsträger sind hier gefragt, um das Wachstum der eigenen Luftverkehrsindustrie im globalen Wettbewerbsumfeld nicht zu behindern sondern vielmehr zu fördern. Durch günstigere Flugpreise und höhere Frequenzen profitiert schließlich die gesamte Wirtschaft – höhere Mobilität und steigender Warenaustausch sind auch für Unternehmen außerhalb der Luftfahrtbranche maßgebliche Wachstumsimpulse“, fasst Bollmann seine Anliegen zusammen.

Die USA sind mit 20 Prozent des gesamten Personenluftverkehrs aus der bzw. in die EU die wichtigste Destination. Im Jahr 2004 nahmen mehr als 45 Millionen Fluggäste auf 215.000 Flügen Luftverkehrsdienste zwischen den EU-25-Ländern und den Vereinigten Staaten in Anspruch. Dies stellt gegenüber dem Vorjahr einen Zuwachs von nahezu 12 Prozent dar.
Trotz einer kräftigen Zunahme im Jahr 2004 liegen die absoluten Fluggastzahlen zwischen den EU-15-Ländern und den USA unter den Werten aus der Zeit vor dem 11. September. Im Jahr 2000 wurden rund 48 Millionen Fluggästen gezählt.
     
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