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Bilanz über Österreichs EU-Präsidentschaft |
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erstellt am
13. 07. 06
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Schüssel:
Können mit dieser Präsidentschaft zufrieden sein
Bundeskanzler zog im Nationalrat Bilanz - Ziel war mehr Vertrauen, Klarheit und Schwung
Wien (övp-pk) - Eine positive Bilanz über die sechsmonatige Präsidentschaft Österreichs
zog Bundeskanzler Wolfgang Schüssel am 12.07. in seiner Erklärung zum "Österreichischen EU-Vorsitz
im 1. Halbjahr 2006" im Nationalrat.
Die Präsidentschaft sei von Anfang an mit Krisen konfrontiert gewesen. So habe der Energiekonzern Gazprom
die Gaslieferungen an die Ukraine am ersten Tag der Präsidentschaft massiv reduziert. Der Kanzler erinnerte
auch an die Ausgangslage mit einer Schreckensstarre nach den negativ ausgegangenen Referenden zur EU-Verfassung,
an die Nicht-Einigung zur europäischen Finanzordnung, an Vertrauensstörungen aller Art sowie Spannungen
bei Rechtsvorhaben. "Unser Ziel war mehr Vertrauen, mehr Klarheit und mehr Schwung". Ein Motto lautete
"Europa hört zu", ein zweites "Realismus". In sechs Monaten könne man nicht die Welt
ändern. "Wir haben unsere Arbeit mit Augenmaß und Hausverstand gemacht und einige Großbaustellen'
bearbeitet. In den Bereichen Finanzen, Verfassung und Erweiterung konnten wir einiges leisten; neue Themenfelder
wurden mit dem Krisenmanagement, der Migrationsdebatte und der Energiepolitik eröffnet. Energiepolitische
Fragen seien auf der Tagesordnung ganz oben gestanden. Schüssel verwies in diesem Zusammenhang auf das Projekt
"Nabucco" - eine Gaspipeline, die Europa direkt mit Erdgas aus Zentralasien versorgen und damit unabhängiger
von Gaslieferungen aus Russland machen soll.
"Hinsichtlich der Verfassung ist es uns gelungen, eine Choreographie der gemeinsamen Schritte zu erarbeiten.
Es hat sich gezeigt, dass die Bürgerinnen und Bürger ein Europa der Resultate, mehr Transparenz und ein
besseres Krisenmanagement wollen. Wir haben daher genau bei diesen Themen einen konkreten Fahrplan für die
Zukunft ausgeschildert", so Schüssel.
Ein besonderer Erfolg sei Finanzminister Mag. Karl-Heinz Grasser, Außenministerin Dr. Ursula Plassnik und
Staatssekretär Dr. Alfred Finz bei der Finanzvorschau gelungen. "Das von uns erzielte Ergebnis kann sich
sehen lassen", verwies der Kanzler auf die finanzielle Sicherheit für die nächsten sieben Jahre
und die gezielte Mittelerhöhung. Vor allem für den ländlichen Raum gebe es dadurch Planungssicherheit.
Zur Erweiterung der EU stellte der Kanzler klar, dass die Frage, ob die Aufnahmefähigkeit in den Schlussfolgerungen
des letzten Europäischen Rats ausdrücklich als Erweiterungskriterium festgeschrieben wurde oder nicht,
eine Spiegelfechterei sei. Die Aufnahmefähigkeit zähle im Verhandlungsmandat für die Türkei
- aufgrund eines österreichischen Vorschlags - ausdrücklich zu den Kriterien und Voraussetzungen für
eine EU-Mitgliedschaft. Dieses Mandat sei vom EU-Rat einstimmig beschlossen worden. Die Außenministerin habe
hier Fundamentales geleistet. Neu sei - dies wurde beim letzten EU-Rat fixiert -, dass die Kommission erstmals
bis Herbst einen eigenen Bericht vorlegen werde um zu definieren, was Aufnahmefähigkeit wirklich heißt.
Dabei unterstrich der Bundeskanzler, dass sich die Frage nach der Aufnahmefähigkeit der Union von Fall zu
Fall anders stellen werde, je nachdem um welchen Beitrittskandidaten es sich handle.
Hinsichtlich der EU-Erweiterung sei zudem das Beitrittsdatum Rumäniens und Bulgariens bekräftigt worden,
mit Kroatien das erste Kapitel abgeschlossen worden. Mazedonien habe Kandidatenstatus, mit Serbien und Montenegro
seien erfolgreiche Verhandlungsrunden abgewickelt, mit Albanien ein Stabilisierungsabkommen unterzeichnet worden.
Es sei dies "in Summe eine reiche Ernte, die hier dem Außenministerium gelungen ist", so Schüssel.
Das Netzwerk, das Österreich an Freunden beziehungsweise mit Ländern der regionalen Partnerschaft aufgebaut
habe, habe sich als tragfähig erwiesen, verwies der Kanzler unter anderem auf die Islamkonferenz in Wien und
auf die Karikaturenkrise. Die frühzeitigen Kontakte zu den Sozialpartnern hätten zudem zur Dienstleistungsrichtlinie
geführt, dankte der Kanzler in diesem Zusammenhang Wirtschaftsminister Dr. Martin Bartenstein für seine
professionelle Arbeit.
Zur immer wieder geäußerten Kritik hinsichtlich der Gastfreundschaft meinte der Kanzler: "Es war
nicht mein Anliegen, den ersten Preis für Lieblosigkeit zu bekommen." Gastfreundlichkeit sei auch Ausdruck
des Respekts für die Partner. Weltweit seien über 7.000 Artikel über Österreich geschrieben
worden geschrieben. Österreich habe sich als gastfreundliches Land positionieren können.
Österreich habe versucht, das europäische Wir-Gefühl ins Bewusstein zu rücken, nannte der Kanzler
unter anderem den EU-Kongress "Sound of Europe". Die Wertediskussion sei aber auch im klassischen Bereich
zum Ausdruck gebracht worden, beispielsweise durch Stellungsnahmen zu Weißrussland, die Arbeit an der Umsetzung
der UNO-Reform, die Gründung des neuen Menschenrechtsrates. Auch in der Frage des Gefangenenlagers Guantanamo
habe man gegenüber den Vereinigten Staaten klar und eindeutig seine Position vertreten.
Die Österreicher seien nun stärker überzeugt, dass die EU eine gute Sache sei, verwies der Kanzler
zudem auf die Eurobarometer-Umfrage. Für Österreich sei einiges erreicht worden, nannte der Kanzler
den Spatenstich auf dem Brenner für den Probestollen, die Verdoppelung des Finanzvolumens für die transeuropäischen
Netze, die Erhöhung der Mittel für Forschung um 70 Prozent, die Lösung der Frage rund um die Medizinzulassung
und die Wegekostrichtlinien-Lösung. Für seltene Krankeheiten wie beispielsweise Schmetterlingskinder
oder Fibroseerkrankte würden Hilfsprogramme entwickelt, die aus dem Forschungsprogramm finanziert würden.
"All diese Schritte rechtfertigen, dass wir mit dieser Präsidentschaft zufrieden sein können."
Der Vorsitz habe etwa 86 Millionen Euro gekostet. Es gab allerdings rund 150.000 Übernachtungen mehr und einen
Nutzen von - je nach Schätzung - 150 bis 400 Millionen Euro", dankte der Kanzler abschließend all
jenen, die an dieser erfolgreichen Präsidentschaft beteiligt waren für die gute Koordination und die
Zusammenarbeit. |
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Einem: EU-Vorsitz hat zu wenig für Wachstum und Beschäftigung getan
Wien (sk) - "Die Österreicherinnen und Österreicher sind auch stolz, dass Österreich
eine besondere Rolle in den letzten sechs Monaten in der EU gespielt hat", so SPÖ-Europasprecher Caspar
Einem am 12.07. im Nationalrat, "das ist positiv zu vermerken". Viele Aspekte der Österreichischen
EU-Präsidentschaft seien schon genannt worden, doch der SPÖ-Europasprecher bedauerte, dass das erfolgreichste
Ministerium während des EU-Vorsitzes das Justizministerium keine Erwähnung gefunden hat.
Einem betonte, dass das Justizministerium Punkte zustande brachte, die eine Erwähnung wert sind. Natürlich
könne man mit der Frage, ob es ein EU-Mahnverfahren gebe oder nicht, "nicht faszinieren", aber dieses
habe eine wichtige Funktion im gemeinsamen EU-Rechtsraum und "ist ein unglaublich wichtiger Baustein".
Bei der finanziellen Verankerung habe Österreich seine Pflicht erfüllt, im Bereich Wachstum und Beschäftigung
"wurde nicht so viel erreicht wie gewünscht", aber immerhin sei es im Bereich Forschung und Entwicklung
zu einer klaren Selbstverpflichtung der Mitgliedsstaaten gekommen. Wichtig seien weiters die Westbalkanerklärung,
sowie die Blockierung des Schweizer Finanzbeitrags diese Punkte zählen zu den Details, um die sich die Präsidentschaft
kümmern muss, dies sei durch professionelles Arbeiten auch gelungen. |
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Gorbach: Österreichs EU-Präsidentschaft konstruktiv und innovativ
Wien (bzö) - "Das erste Halbjahr 2006 war eine interessante, aufregende und wichtige Erfahrung
und eine historische Chance für die Republik Österreich, die wir bestmöglich genutzt haben. Es war
natürlich eine große Herauforderung für uns alle, aber wir können mit Stolz auf die vergangenen
sechs erfolgreichen Monate zurückblicken. Der konstruktive und innovative Geist, der uns zugesprochen wird,
ist für Österreich eine gute Werbung gewesen - innerhalb der Europäischen Union und auch weit darüber
hinaus", stellte BZÖ-Vizekanzler Hubert Gorbach am 12.07. fest.
"Als Verkehrsminister freut es mich ganz besonders, dass wir einige wichtige Fortschritte in schwierigen Sachbereichen
machen konnten: So zum Beispiel der erstmalige Beschluss einer europaweit einheitlichen Verkehrssicherheitskampagne
zu den Themen "Alkohol" und "Müdigkeit", die Eurovignettenrichtlinie im Bereich des Transits
und die europäische Führerscheinrichtlinie, die der Betrugsbekämpfung und der Erhöhung der
Verkehrssicherheit dient", so Gorbach weiter. Außerdem zählte Gorbach in seiner Funktion als Forschungsminister
die Finalisierung des Budgets für das 7. Forschungsrahmenprogramm mit über 54 Milliarden Euro und die
erstmalig durchgeführte Sicherheitsforschungskonferenz zu den absoluten Highlights der österreichischen
Präsidentschaft.
Gorbach abschließend: "Österreich hat als starkes und kompetentes Team für Europa gearbeitet
und wir haben alle versucht, einen Beitrag zu einem gemeinsamen Europa zu leisten. Schon Henry Ford meinte:"Zusammenkommen
ist ein Beginn. Zusammenbleiben ist ein Fortschritt. Zusammenarbeiten ist ein Erfolg." Ich glaube, dies ist
uns allen im Dienste Europas gelungen." |
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Kickl: EU-Vorsitz: Schüssel zieht selbstverliebt "Bilanz"
Wien (fpd) - "Auch die salbungsvollen Worte des Herrn Bundeskanzlers können nicht
darüber hinwegtäuschen, daß die EU-Präsidentschaft Österreichs ein völliges Desaster
war", so FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl in einer ersten Reaktion zur Erklärung von Wolfgang
Schüssel zur EU-Ratspräsidentschaft vor dem Nationalrat. Insofern habe Schüssel vor Jahresbeginn
richtig orakelt: Das von ihm prophezeite "schreckliche Jahr" sei voll und ganz eingetroffen. Der völlig
überteuerte EU-Vorsitz habe keines der so zahlreichen Probleme wie Rekordzuwanderung und Rekordarbeitslosigkeit
auch nur ansatzweise lösen können. Schüssel habe in völliger Abgehobenheit den europäischen
Staatenlenker gegeben, während den Österreichern zuhause die Probleme über den Kopf wachsen. Aber
auch auf dem von Schüssel so geliebten europäischen Parkett habe dieser völlig versagt: Beim Thema
EU-Beitritt der Türkei sei man wieder einmal umgefallen und im Bezug auf eine europäische Beschäftigungsoffensive
habe man ebenfalls nichts zustande gebracht. Stattdessen habe der Kanzler versucht, die tote EU-Verfassung zu reanimieren.
Man frage sich nur, woher Schüssel eigentlich noch die Chuzpe nehme, sich pausenlos als "Napoleon vom
Ballhausplatz" feiern zu lassen, so Kickl verärgert.
Schüssel tue ohnehin alles, um sich nur ja den Eurokraten in Brüssel, den USA und der Türkei-Lobby
an den Hals zu werfen. Daß die Türkei ein EU-Mitgliedsland wie Zypern nicht anerkenne, sei dem selbstverliebten
Kanzler egal. Ebenso gleichgültig seien dem schwarzen Fürsten und seiner Partei die Sorgen der österreichischen
Bevölkerung über eine schrankenlose EU-Erweiterung. Schüssel habe in diesem halben Jahr so energisch
gegen die Interessen der Österreicher gearbeitet, daß man glauben könnte, er habe die Nationalratswahl
2002 in Ankara gewonnen. Das tragische sei bei dem ganzen nur, daß Schüssel damit die österreichische
Souveränität auf dem Hochaltar der Brüsseler Bürokraten geopfert habe.
Wenn der EU-Vorsitz Österreichs in einem Punkt erfolgreich war, dann in einer wahren Kostenexplosion, so Kickl
weiter. Anscheinend sei Schüssel sich nicht im klaren, daß der Steuerzahler die Rechnung für zahllose
ausschweifende EU-Bankette zu bezahlen hätte. "Die Bilanz des ÖVP-EU-Vorsitzes müßte
eigentlich lauten: Der Kongreß tagte nicht, er schmauste", erklärte Herbert Kickl abschließend. |
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