Grenzüberschreitende Wertpapierinvestitionen entwickelten sich weiterhin
dynamisch
Wien (oenb) - Grenzüberschreitende Wertpapierinvestitionen entwickelten sich im ersten Quartal
2006 weiterhin lebhaft: Mit netto 18 Mrd Euro lag das veranlagte Volumen heimischer Investoren mehr als ein Fünftel
über dem bereits hohen Vergleichswert 2005. Insbesondere die Nachfrage nach Aktien und Investmentzertifikaten
erhöhte sich, der entsprechende Nettokapitalexport wuchs in der Berichtsperiode gegenüber 2005 auf mehr
als das Doppelte an. Auch inländische Wertpapiere, die im Ausmaß von netto 15 ½ Mrd Euro an das
Ausland verkauft wurden, stießen seitens ausländischer Anleger auf größeres Interesse als
im Vergleichszeitraum 2005 (15 Mrd Euro). Aufgrund von Liquiditätspräferenzen waren vor allem Geldmarktpapiere
gefragt.
Die Kapitalströme aus grenzüberschreitenden Portfolioinvestitionen zeigten im ersten Quartal 2006 im
Vergleich zum Vorjahr stärkere Tendenzen: Die Veranlagung österreichischer Wertpapierinvestoren im Ausland
nahm in allen Wertpapierkategorien zu, wobei die Dynamik des Nettoankaufs ausländischer Anteilsscheine hervorsticht:
Zwei Drittel der Zunahme gegenüber der Vergleichsperiode 2005 im Ausmaß von mehr als 3 Mrd Euro gingen
auf dieses Segment zurück. Von den Nettoveranlagungen im 1. Quartal 2006 in Höhe von 18 Mrd Euro entfiel
knapp die Hälfte auf die Kategorie langfristige festverzinsliche Wertpapiere, 35% auf Geldmarkt- und 20% auf
Anteilspapiere. Kapitalimporte resultierend aus dem Absatz inländischer Wertpapiere an das Ausland wurden
im Ausmaß von 15 ½ Mrd Euro registriert. Hier dominierten Geldmarktpapiere, sowohl hinsichtlich der
Dynamik im Vorjahresvergleich als auch im Hinblick auf den im 1. Quartal 2006 veranlagten Betrag. Die ausländischen
Investoren verfünffachten nahezu ihre Nachfrage, was zu einem Nettoabsatz von 6 ½ Mrd Euro führte.
Beides steht im Gegensatz zu dem traditionellen Muster. Einen nicht unbeträchtlichen Beitrag zu dieser Entwicklung
brachte die Platzierung von Austrian Treasury Bills auf den internationalen Kapitalmärkten; Liquiditätsüberlegungen
der ausländischen Investoren waren offensichtlich maßgeblich. An langfristigen Rentenpapieren wurden
im Berichtszeitraum nur 5 ½ Mrd Euro an das Ausland verkauft. Für rund 3 ½ Mrd Euro netto und
damit das Dreifache des Vergleichswertes wurden österreichische Aktien und Investmentzertifikate an das Ausland
verkauft; hier finden sich u. a. die Kapitalerhöhungen der Erste Bank und von BETandWIN.
Auch die Kapitaltransaktionen im Zusammenhang mit Direktinvestitionen bewegten sich in der Berichtsperiode auf
hohem Niveau. Die Neuveranlagungen der Österreicher im Ausland führten zu einem Nettokapitalexport von
1,2 Mrd Euro (nach knapp 1 ½ Mrd Euro in der Vergleichsperiode 2005). Der entsprechende Wert für ausländische
Neuinvestitionen in Unternehmen in Österreich übertraf mit knapp 1 ½ Mrd Euro um rd.0,3 Milliarden
das Vorjahresergebnis; dies ist zu einem großen Teil auf Kapitalaufstockungen zurückzuführen.
Aus Sonstigen Investitionen, die insbesondere das grenzüberschreitende Kredit- und Einlagengeschäft beinhalten,
sind im Berichtszeitraum netto mehr als 4 Mrd Euro abgeflossen (nach knapp 1 ½ Mrd Euro im ersten Quartal
2005). Diese Entwicklung resultiert vor allem aus dem Einlagengeschäft des Bankensystems.
Die offiziellen Währungsreserven nahmen transaktionsbedingt um mehr als ½ Mrd Euro zu.
Die österreichische Leistungsbilanz ergab im ersten Quartal 2006 ein Aktivum von 4 ½ Mrd Euro (1.
Quartal 2005: 4 Mrd Euro). Die Verbesserung ergab sich ausschließlich aus dem grenzüberschreitenden
Güterhandel. Das Aktivum der Dienstleistungsbilanz stagnierte ebenso wie der Abgang aus der Teilbilanz Einkommen,
während sich die Nettozahlungen an das Ausland aus Laufenden Transfers gegenläufig entwickelten.
Das Defizit aus grenzüberschreitenden Einkommen erreichte im 1.Quartal 2006 mit rund ½ Mrd Euro in
etwa den Vergleichswert 2005. Saldenverbesserungen bei Einkommen aus Direktinvestitionen und Wertpapierveranlagungen
stand ein höherer Nettoaufwand gegenüber dem Ausland im Segment der Vermögenseinkommen aus Krediten
und Einlagen gegenüber.
Wie bereits mehrfach von der Oesterreichischen Nationalbank angekündigt wurde im Jänner 2006 das Erhebungssystem
für die Zahlungsbilanzstatistik, das bis Ende 2005 im Wesentlichen auf Bankenmeldungen basierte, auf Erhebungen
direkt bei den Wirtschaftsakteuren umgestellt. Die OeNB veröffentlicht nunmehr Ergebnisse für das 1.
Quartal des laufenden Jahres, die erstmalig auf dem neuen Erhebungssystem beruhen. Diese Quartalsergebnisse enthalten
– im Gegensatz zu den monatlichen Informationen – Details zur österreichischen Leistungsbilanz. Die Daten
für das 1. Quartal 2005 wurden rückgerechnet, um die Vergleichbarkeit am aktuellen Rand zu ermöglichen. |