Zahlungsbilanz im ersten Quartal 2006  

erstellt am
13. 07. 06

Grenzüberschreitende Wertpapierinvestitionen entwickelten sich weiterhin dynamisch
Wien (oenb) - Grenzüberschreitende Wertpapierinvestitionen entwickelten sich im ersten Quartal 2006 weiterhin lebhaft: Mit netto 18 Mrd Euro lag das veranlagte Volumen heimischer Investoren mehr als ein Fünftel über dem bereits hohen Vergleichswert 2005. Insbesondere die Nachfrage nach Aktien und Investmentzertifikaten erhöhte sich, der entsprechende Nettokapitalexport wuchs in der Berichtsperiode gegenüber 2005 auf mehr als das Doppelte an. Auch inländische Wertpapiere, die im Ausmaß von netto 15 ½ Mrd Euro an das Ausland verkauft wurden, stießen seitens ausländischer Anleger auf größeres Interesse als im Vergleichszeitraum 2005 (15 Mrd Euro). Aufgrund von Liquiditätspräferenzen waren vor allem Geldmarktpapiere gefragt.

Die Kapitalströme aus grenzüberschreitenden Portfolioinvestitionen zeigten im ersten Quartal 2006 im Vergleich zum Vorjahr stärkere Tendenzen: Die Veranlagung österreichischer Wertpapierinvestoren im Ausland nahm in allen Wertpapierkategorien zu, wobei die Dynamik des Nettoankaufs ausländischer Anteilsscheine hervorsticht: Zwei Drittel der Zunahme gegenüber der Vergleichsperiode 2005 im Ausmaß von mehr als 3 Mrd Euro gingen auf dieses Segment zurück. Von den Nettoveranlagungen im 1. Quartal 2006 in Höhe von 18 Mrd Euro entfiel knapp die Hälfte auf die Kategorie langfristige festverzinsliche Wertpapiere, 35% auf Geldmarkt- und 20% auf Anteilspapiere. Kapitalimporte resultierend aus dem Absatz inländischer Wertpapiere an das Ausland wurden im Ausmaß von 15 ½ Mrd Euro registriert. Hier dominierten Geldmarktpapiere, sowohl hinsichtlich der Dynamik im Vorjahresvergleich als auch im Hinblick auf den im 1. Quartal 2006 veranlagten Betrag. Die ausländischen Investoren verfünffachten nahezu ihre Nachfrage, was zu einem Nettoabsatz von 6 ½ Mrd Euro führte. Beides steht im Gegensatz zu dem traditionellen Muster. Einen nicht unbeträchtlichen Beitrag zu dieser Entwicklung brachte die Platzierung von Austrian Treasury Bills auf den internationalen Kapitalmärkten; Liquiditätsüberlegungen der ausländischen Investoren waren offensichtlich maßgeblich. An langfristigen Rentenpapieren wurden im Berichtszeitraum nur 5 ½ Mrd Euro an das Ausland verkauft. Für rund 3 ½ Mrd Euro netto und damit das Dreifache des Vergleichswertes wurden österreichische Aktien und Investmentzertifikate an das Ausland verkauft; hier finden sich u. a. die Kapitalerhöhungen der Erste Bank und von BETandWIN.

Auch die Kapitaltransaktionen im Zusammenhang mit Direktinvestitionen bewegten sich in der Berichtsperiode auf hohem Niveau. Die Neuveranlagungen der Österreicher im Ausland führten zu einem Nettokapitalexport von 1,2 Mrd Euro (nach knapp 1 ½ Mrd Euro in der Vergleichsperiode 2005). Der entsprechende Wert für ausländische Neuinvestitionen in Unternehmen in Österreich übertraf mit knapp 1 ½ Mrd Euro um rd.0,3 Milliarden das Vorjahresergebnis; dies ist zu einem großen Teil auf Kapitalaufstockungen zurückzuführen.

Aus Sonstigen Investitionen, die insbesondere das grenzüberschreitende Kredit- und Einlagengeschäft beinhalten, sind im Berichtszeitraum netto mehr als 4 Mrd Euro abgeflossen (nach knapp 1 ½ Mrd Euro im ersten Quartal 2005). Diese Entwicklung resultiert vor allem aus dem Einlagengeschäft des Bankensystems.

Die offiziellen Währungsreserven nahmen transaktionsbedingt um mehr als ½ Mrd Euro zu.

Die österreichische Leistungsbilanz ergab im ersten Quartal 2006 ein Aktivum von 4 ½ Mrd Euro (1. Quartal 2005: 4 Mrd Euro). Die Verbesserung ergab sich ausschließlich aus dem grenzüberschreitenden Güterhandel. Das Aktivum der Dienstleistungsbilanz stagnierte ebenso wie der Abgang aus der Teilbilanz Einkommen, während sich die Nettozahlungen an das Ausland aus Laufenden Transfers gegenläufig entwickelten.

Das Defizit aus grenzüberschreitenden Einkommen erreichte im 1.Quartal 2006 mit rund ½ Mrd Euro in etwa den Vergleichswert 2005. Saldenverbesserungen bei Einkommen aus Direktinvestitionen und Wertpapierveranlagungen stand ein höherer Nettoaufwand gegenüber dem Ausland im Segment der Vermögenseinkommen aus Krediten und Einlagen gegenüber.

Wie bereits mehrfach von der Oesterreichischen Nationalbank angekündigt wurde im Jänner 2006 das Erhebungssystem für die Zahlungsbilanzstatistik, das bis Ende 2005 im Wesentlichen auf Bankenmeldungen basierte, auf Erhebungen direkt bei den Wirtschaftsakteuren umgestellt. Die OeNB veröffentlicht nunmehr Ergebnisse für das 1. Quartal des laufenden Jahres, die erstmalig auf dem neuen Erhebungssystem beruhen. Diese Quartalsergebnisse enthalten – im Gegensatz zu den monatlichen Informationen – Details zur österreichischen Leistungsbilanz. Die Daten für das 1. Quartal 2005 wurden rückgerechnet, um die Vergleichbarkeit am aktuellen Rand zu ermöglichen.
     
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