Konferenz der Regierungschefs von Bayern, Quebec, Sao Paulo, Shandong, Westkap und Oberösterreich   

erstellt am
13. 07. 06

Linz (lk) - Am 11. und 12.07. fand in Linz die dritte Konferenz der Regierungschefs von Bayern, Quebec, Sao Paulo, Shandong, Westkap und Oberösterreich statt. Diese Konferenz ist ein Forum, das sechs wirtschaftliche starke Regionen umfasst, die vier Kontinente umspannen. Jede Region bringt besondere Stärken ein.

  • Bayern ist insbesondere bei technologischen Entwicklungen nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa Vorreiter.
  • Quebec liegt bei einem weltweiten Brutto-Inlandsprodukt-Ranking an 20.Stelle, direkt hinter Deutschland und sogar vor Italien.
  • Die Metropolregion Sao Paulo ist nicht nur das führende Wirtschaftszentrum Brasiliens, sondern auch das größte industrielle Ballungsgebiet Lateinamerikas und der wichtigste Industriestandort der dritten Welt.
  • Shandong ist jenes Mitglied dieser Konferenz mit dem größten Wirtschaftswachstum. 2005 betrug es 15,1 %.
  • Westkap ist eines der wenigen wirtschaftlichen Stärkefelder auf dem afrikanischen Kontinent.


Die sechs Regierungschefs repräsentieren damit Regionen mit insgesamt 156 Millionen Einwohnern, die ein BIP von 980,65 Milliarden Euro erwirtschaften.

Jede Region stellte hochrangige Delegationen bei dieser Konferenz:

Bayern: 16 Personen mit Ministerpräsident Dr. Edmund Stoiber, Staatsministerin Emilia Müller und Staatsminister Dr. Werner Schnappauf an der Spitze.

Quebec: 31 Personen mit Premierminister Jean Charest und der Ministerin für internationale Beziehungen Monique Gagnon Tremblay

Sao Paulo: 8 Personen mit Umweltminister Prof. Jose Goldemberg sowie den Ministerinnen Maria Helena Guimaraes de Castro, Ministerin für Wissenschaft, Technologie und Wirtschaft und Dr.Maria Lucia Vasconcelos, Ministerin für Bildung

Shandong: 18 Personen mit Gouverneur Han Yugun an der Spitze

Westkap: 7 Personen mit Premier Ebrahim Rasool an der Spitze

Als Gastreferenten nahmen der ehemalige UNEP-Exekutivdirektor Dr.Klaus Töpfer sowie der UNICEF-Europadirektor Philip O´Brian an dieser Konferenz teil.

Als Auftakt der Konferenz fanden gestern 12 bi-regionale Gespräche statt. Oberösterreich hat mit jeder Partnerregion ein derartiges Arbeitsgespräch durchgeführt. Die wichtigsten Ergebnisse:


Quebec:
Weitere Intensivierung der Wirtschaftsbeziehungen, die bereits im vergangenen Jahr um 20 % gestiegen sind. Besonders wichtig ist hier, dass sich zunehmend auch heimische Klein- und Mittelunternehmen erfolgreich am Export beteiligen. Für diese wirtschaftlichen Kontakte hat Quebec einen Vertreter in Bayern, der in Zukunft auch für Oberösterreich zuständig sein wird.

Quebec gilt als Vorreiter für ökosoziale Handelsabkommen und wird daher prüfen, als erste außereuropäische Region den sogenannten Global-Marshall-Plan zu unterstützen.

Das kanadische Schulsystem gehört zu den Gewinnern der PISA-Studie. Es wurde daher ein Erfahrungsaustausch vereinbart.

Sao Paulo:
Gemeinsam mit Sao Paulo hat Oberösterreich eine Erklärung zum Klimaschutz und zur Förderung von Biokraftstoffen unterzeichnet. Damit treten beide Regionen einer Initiative von Bayern und Quebec anlässlich der im letzten Jahr stattgefundenen Welt-Klima-Konferenz bei.

Ziel der Vereinbarung ist es, den Marktanteil von Biokraftstoff auf mindestens 5 % zu heben, wodurch die CO2-Emissionen des Verkehrs um gut 4 % verringert werden könnten. Damit könnten weltweit ca. 250 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden.

Shandong:
Im Rahmen des 11. Fünf-Jahresplans will Shandong in die Bereiche Ökoenergie und Umwelttechnik investieren und bis 2010 seinen Energieverbrauch um 22 % senken.

Oberösterreich bietet hier maßgeschneiderte Lösungen an, die Ökonomie und Ökologie effizient miteinander verbinden. China ist der weltweit größte Markt für Investitionen im Umweltschutz.

Es wurde vereinbart, eine Koordinierungsgruppe einzurichten, die bis Herbst Unternehmen aus Shandong und Oberösterreich zusammenbringen soll. Ziel ist, dass bis spätestens 2008, wenn in Shandong die nächste Konferenz der Regierungschefs stattfindet, sichtbare und nutzbare Projekte vorliegen.

Westkap:
Hier gibt es einen verstärkten Dialog auf Ebene der Schulen, insbesondere der Linz International School Auhof (LISA). Im Oktober dieses Jahres werden zwei Klassen der Schule die Partnerschulen in Westkap besuchen. Weiters laufen zwischen der Universität Kapstadt und oö. Unternehmen Gespräche über eine Zusammenarbeit im Bereich der Solarzellentechnologie. Zusammenarbeit im Bereich der Biolandwirtschaft.

Bayern:
Unterzeichnung einer Absichtserklärung über die grenzüberschreitende Zusammenarbeit bei der Marktaufsicht. Ziel ist es hier, ein Netzwerk zwischen Bayern und Oberösterreich aufzubauen, um einen verbesserten Konsumentenschutz zu garantieren.

Bayern und Oberösterreich werden für die EU-Förderperiode 2007 bis 2013 wieder gemeinsame Projekte erarbeiten.

Oberösterreichische Lehrerinnen und Lehrer im Freistaat Bayern: In den Regierungsbezirken Oberbayern und Niederbayern sind derzeit 56 Volksschullehrer und 46 Hauptschullehrer sowie neun Gymnasiallehrer für eine Aufnahme vorgemerkt.

Erneuerbare Energie und Energieeffizienz
Die fossilen Energieträger sind weltweit nur begrenzt vorhanden. Sie werden in den nächsten Jahrzehnten knapper und teurer. Eine Region, die selbst über keine nennenswerten Vorräte an diesen Energiequellen verfügt, wird daher in Zukunft einen immer größeren Teil der Wertschöpfung für Energieimporte ausgeben müssen, wenn sie keine eigenen erneuerbaren Energiequellen entwickelt. Der Umstieg auf erneuerbare Energieträger wie Biomasse, Wind, Wasserkraft, Solarwärme oder Photovoltaik bietet für die Wirtschaft und die Regionen nicht nur Unabhängigkeit, sondern auch enorme Entwicklungs- und Einkommenschancen. Eine Studie hat für Österreich ergeben, dass in Österreich der Umbau des Energiesystems in Richtung erneuerbarer Energie mit rund 30.000 Arbeitsplätzen in der Land- und Forstwirtschaft sowie in Gewerbe- und Industriebetrieben auf Dauer verbunden wäre.

Die in Oberösterreich stattgefundende Konferenz hatte Oberösterreich daher zum Anlass genommen, ein globales Netzwerk zu initiieren: eine globale Partnerschaft von Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft mit dem Ziel, erneuerbare Ener¬gie als sichere und überall vorhandene Energiequelle zur kostengünstigsten Ener¬gie zu machen und durch die Erhöhung der Energieeffizienz den Anteil erneuerbarer Energie bis zum Jahr 2050 weltweit auf über 50 Prozent zu erhöhen.

Das Innovationspotential unserer Regionen bietet dabei richtungsweisende Ansätze: Ob Innovationen aus Bayern und Oberösterreich in den Bereichen der Biomasse oder Solartechnologie, aus Québec in den Bereichen Wasserkraftnutzung und Windenergie, die Flex-Fuel Technologie in São Paulo - bereits zwei Drittel der Fahrzeuge in Brasilien können in Folge dieser Technologie mit erneuerbarer Energie betrieben werden und ein im Bundesstaat São Paulo entwickeltes Flugzeugen kann erstmals mit erneuerbarer Energie abheben -, Innovationsprojekte der Provinz Shandong oder Forschungen der Universität Kapstadt in der Provinz Westkap, die dazu geführt haben, dass Solarzellen in der Größe einer A-4 Seite entwickelt worden sind, die bei Kosten von einem US-Dollar mit der Kraft der Sonne so viel Strom erzeugen, dass damit beispielsweise ein Radioapparat betrieben und somit ein Zugang zu Informationen in Gebieten ermöglicht werden kann, in denen die ärmeren Bevölkerungsschichten leben und die bisher nicht an das Stromnetz angebunden waren. Sie alle tragen dazu bei, mit der Kraft der Sonne und innovativer Technologie Zugang zu moderner nachhaltiger Energie im Sinne einer Politik für Generationen zu ermöglichen.

Die Regierungschefs bekräftigten gemeinsam ihre Absicht, in den Regionen Innovationen beim Energieverbrauch und bei neuen und klimafreundlichen Energietechnologien zu fördern. Sie kamen überein, in dem Bereich der Entwicklung und Anwendung von Technologien zur Erzeugung und Verteilung von erneuerbaren Energien und Energieeffizienz künftig den Austausch zu verstärken und regten hierzu eine engere Zusammenarbeit der verantwortlichen Stellen in den Regionen innerhalb der bestehenden internationalen Energienetzwerke an.

Insbesondere sollen

  • bestehende Konzepte zu den erneuerbaren Energien und zur Energieeffizienz ausgetauscht und
  • auf dieser Grundlage gemeinsame Ziele und Handlungsmöglichkeiten erarbeitet und die Zusammenarbeit in Wirtschaft und Technologie gefördert werden


Ziel ist die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Regionen und die Versorgung der Bevölkerung mit sicherer und bezahlbarer Energie, was angesichts der absehbar hohen Ölpreise von besonderer Bedeutung bleiben wird.

Ferner halten die Regierungschefs folgende gemeinsame Vorhaben fest:

  • Energy Globe Award 2007 - die Partnerregionen fördern die Einreichung von Projekten für den Energy Globe Award 2007. Der Energy Globe Award zählt zu den bedeutendsten Umweltauszeichnungen der Gegenwart. Er ist Multiplikator für die herausragenden Zukunftsthemen. Der Energy Globe Award wird in den Kategorien Erde, Feuer, Wasser, Luft und Jugend vergeben.
  • Energy 21 - Energy Contracting: Die Partnerregionen tauschen sich über innovative Formen der Finanzierung von Anlagen erneuerbarer Energie aus.
  • Zur stärkeren öffentlichen Bewusstseinsbildung für erneuerbare Energie werden die Partnerregionen eingeladen, u.a. Beiträge zu einer Fotoausstellung zum Thema "Nachhaltige Energie - Die Kraft der Sonne? einzureichen, die international präsentiert wird.


Bildung und Jugend
Die Regierungschefs setzten den in Québec begonnenen Austausch über Fragen der Bildung fort. Die Regierungschefs kamen überein, in folgenden Angelegenheiten in den Bereichen Bildung und Erziehung weitere Wege der Zusammenarbeit zu suchen:

  • Erstellung eines Netzwerks von Forscher/innen an Universitäten aus mindestens drei Partnerregionen, um eine vergleichende Studie der Bildungssysteme durchzuführen und die besten Praktiken herauszuarbeiten.
  • Schaffung eines Austauschprogramms für Lehrer/innen und eines Programms zur Ausbildung von Sprachassistent/innen.
  • Schaffung eines Programms zur Unterstützung von Betreuer/innen von Master- und Doktorarbeiten sowie von post-doktoralen Abschlussarbeiten in wissenschaftlichen Bereichen, die von den Partnerregionen anerkannt wurden.


Die Regierungschefs vereinbarten folgende gemeinsame Aktivitäten:

  • Die Regierungen tauschen ihre Konzepte zur besonderen Förderung von Schüler/innen, Student/innen und jungen Beamt/innen aus.
  • Junge Führungskräfte aus der öffentlichen Verwaltung der Partnerregionen nehmen ab Januar 2007 am 20. Lehrgang für Verwaltungsführung in Bayern teil.
  • Schüler/innen aus den Partnerregionen im Alter von 16 bis 18 Jahren, die sich durch eine besondere mathematisch-naturwissenschaftliche Begabung auszeichnen, nehmen im Juli 2007 an einer Ferienakademie der Gesellschaft für das hochbegabte Kind in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Museum, der Technischen Universität München und dem Forschungszentrum in Bayern teil.
  • Die Partnerregionen benennen Jugendorganisationen, deren Vertreter untereinander in Kontakt treten und in ihrer Öffentlichkeitsarbeit auf die Möglichkeit des Austauschs zwischen den Partnerregionen hinweisen.
  • Die Partnerregionen unterstützen die internationale Studentenorganisation AIESEC bei einer engeren Zusammenarbeit der bestehenden Lokalen Komitees in den Partnerregionen. Sie begrüßten die Teilnahme von Student/innen aus mehreren Partnerregionen am Internationalen Workshop über Energie von 7. bis 17. Juli 2006 in Bayern, organisiert durch das lokale Komitee München.
  • Zur Kommunikation zwischen Jugendlichen der Partnerregionen stellt Oberösterreich das virtuelle Jugendzentrum www.cyberjuz.at zur Verfügung.
  • Junge Führungskräfte sind eingeladen zu einem Wirtschaftsworkshop zum Thema "Corporate Social Responsibility? im Frühjahr 2007 in Oberösterreich.
  • Junge Künstlerinnen und Künstler aus den Partnerregionen nehmen am Kunstfestival "Pflasterspektakel 2007? in Oberösterreich teil.
  • Newsweek: Junge Journalistinnen und Journalisten aus den Partnerregionen treffen sich zu einem Medienworkshop in Oberösterreich im Frühling 2008.
  • Oberösterreich lädt zur Teilnahme am internationalen Jugend-Fußballturnier "Upper Austria Cup" in Wels im Juli 2007 ein.
     
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