Staatssekretär Winkler zieht Bilanz über die österreichische
EU-Ratspräsidentschaft
Wien (bmaa) - Staatssekretär Hans Winkler zog am 11.07. bei einer Veranstaltung der Wirtschaftskammer
Österreichs und der Österreichischen Gesellschaft für Europapolitik Bilanz über den österreichischen
EU-Vorsitz:
"Wir haben die EU am 1. Jänner in einer pessimistischen Grundhaltung übernommen. Man hatte allgemein
das Gefühl, die EU tut nicht genug, ist nicht positiv genug. Unser Ziel war es daher, mehr Schwung, mehr Dynamik
in die europäische Debatte zu bringen", sagte Winkler. "Und das haben wir auch erreicht. Wir haben
auf Angriff gespielt, bei sicherer Verteidigung und einem starken Mittelfeld. Wir waren gut aufgestellt. Wir waren
ein Team. Alle Regierungsmitglieder unter der Führung von Bundeskanzler Schüssel und Außenministerin
Plassnik haben großartige Arbeit geleistet", so der Staatssekretär weiter.
Winkler verwies dabei auch auf die positiven Reaktionen, die der Vorsitz in der Bevölkerung hervorgerufen
hat: "Umfragen zeigen, dass zwei Drittel der Österreicherinnen und Österreicher sehr stolz oder
stolz auf unsere Arbeit als Vorsitzland sind, dass ihr Interesse an europäischen Themen erhöht wurde.
Der Vorsitz hat den Geschmack an Europa erhöht. Das ist für mich ein persönliches Erfolgserlebnis."
"Das schwierigste Dossier unserer Präsidentschaft war die Debatte über die Zukunft Europas und über
den Verfassungsvertrag. Es ist uns bis zum 30. Juni gelungen, nicht nur die Verfassungsdebatte wieder in Gang zu
bringen, sondern auch einen Weg in die Zukunft aufzuzeigen", so Winkler. "Nach dem Europäischen
Rat im Juni kann man sagen: Es gibt eine grundsätzliche Übereinstimmung, dass die Prinzipien der Verfassung
von niemanden angezweifelt werden. Jetzt geht es darum, wie diese Prinzipien umgesetzt werden können."
"Die Zukunft Europas besteht natürlich nicht nur aus der Verfassungsdebatte. Es gibt eine Reihe von Maßnahmen
unter den bestehenden Verträgen, wo wir konkrete Fortschritte erzielen konnten", sagte der Staatssekretär
und verwies auf die Themen "Transparenz" und "Europa der Aktionen".
"Auch die Einigung auf eine Dienstleistungsrichtlinie ist ein Erfolg der österreichischen Präsidentschaft",
so der Staatssekretär. "Es ist bezeichnend, dass der entscheidende Impuls vom Europäischen Parlament
ausgegangen ist. Hier hat sich eine Haltung unseres Vorsitzes bewährt, denn wir haben von Anfang an eng und
konstruktiv mit dem Europäischen Parlament zusammen gearbeitet. Wir waren dort, wir haben viele Debatten geführt,
an vielen Fragestunden teilgenommen. Es hat sich gelohnt", betonte Winkler.
Der in der Dienstleistungsrichtlinie erzielte Kompromiss sei Ausdruck des spezifisch europäischen Lebensmodells:
"Das ist die ganz besondere Art, wie wir in der EU mit einander leben. Das ist Solidarität auf der Basis
einer gesunden Wirtschaft, das ist Umweltschutz, Energiesicherheit, Nahrungssicherheit und soziale Sicherheit",
so Winkler weiter.
"Ein weiterer großer Erfolg des letzten Halbjahres war sicherlich die Einigung über den Finanzrahmen
für die nächsten sieben Jahre. Auch hier kamen uns die engen Kontakte mit dem europäischen Parlament
zugute", sagte der Staatssekretär.
Der Staatssekretär widmete den letzten Teil seiner Rede der europäischen Außenpolitik: "Die
Tatsache, dass es dem österreichischen Vorsitz unter der Führung der Außenministerin gelungen ist,
bei allen sensiblen Themen der europäischen Außenpolitik letztlich einen Konsens zu finden, ist ein
ganz beachtlicher Erfolg."
"Die Europäische Union ist und bleibt ein Friedensprojekt. Sie ist es heute natürlich unter anderen
Umständen als vor 50 Jahren, aber sie ist es immer noch", so der Staatssekretär weiter. "Es
war daher nur natürlich, dass sich der österreichische Vorsitz dem Westbalkan widmet. Die Erklärung
von Salzburg zur Bekräftigung der europäischen Perspektive war ein großer Erfolg und ist ein Beitrag
zu Reife und Stabilität in der Region."
Als wesentliche Fortschritte nannte Winkler in diesem Zusammenhang die Unterzeichnung eines Stabilitäts- und
Assoziierungsabkommens mit Albanien und Bosnien und Herzegowina sowie die Verleihung des Kandidatenstatus für
Mazedonien. "Auch für Serbien bleibt die europäische Perspektive selbstverständlich aufrecht",
sagte der Staatssekretär, der darauf hinwies, dass Außenministerin Plassnik mit ihrer Reise nach Serbien,
die am letzten Tag der Präsidentschaft stattfand, bewusst ein Zeichen setzen wollte.
"Wir hinterlassen ein Vermächtnis, dass die Balkanpolitik weiter gehen muss, dass die Staaten dieser
Region weiter ihre Zukunft in Europa haben", betonte Winkler. "Abkürzungen wird es dabei natürlich
keine geben. Eine Annäherung step-by-step ist gefragt, wobei alle Kriterien für eine EU-Mitgliedschaft
erfüllt werden müssen. Auch die Fähigkeit der EU, neue Mitglieder verkraften zu können ist
dabei von Bedeutung, wie es auch in den Schlussfolgerungen des Europäischen Rates vom Juni klargestellt wurde",
so der Staatssekretär abschließend. |