Europa startet seinen ersten polaren Wettersatelliten  

erstellt am
12. 07. 06

Paris (esa) - Am 17. Juli wird MetOp-A, der erste einer neuen Reihe europäischer Satelliten zur Überwachung der Erdatmosphäre aus einer niedrigen Umlaufbahn, von Baikonur in Kasachstan aus gestartet. Er wird die bereits höchst erfolgreichen europäischen Meteosat-Satelliten, die in geostationärer Umlaufbahn kreisen, ergänzen und sich in ein integriertes System mit den USA zur Bereitstellung besserer Wetter- und Klimainformationen einfügen.

Die MetOp-Satellitenreihe ist ein Gemeinschaftsprogramm der ESA und der Europäischen Organisation für die Nutzung von meteorologischen Satelliten (EUMETSAT), die den Betrieb des Satelliten übernehmen wird, sobald dieser in der Umlaufbahn ist. Diese neuen Satelliten werden das Weltraumsegment des polaren EUMETSAT-Systems (EPS) zur eingehenden Untersuchung der Atmosphäre aus einer sonnensynchronen Umlaufbahn bilden. Sie werden die Erde auf einer polaren Umlaufbahn in 817 km Höhe umkreisen, dabei Daten in hoher Auflösung sammeln und so die vom Meteosat-System aus dem geostationären Orbit durchgeführte hemisphärische Untersuchung der Atmosphäre ergänzen.

Die neuen europäischen Satelliten, die in Partnerschaft mit dem polaren Wettersatellitensystem der US-amerikanischen National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) betrieben werden, sollen Daten zur Überwachung des Klimas unseres Planeten und zur Verbesserung von Wettervorhersagen liefern. Während die NOAA-Satelliten die „Nachmittagsschicht“ fliegen werden (d. h. sie überqueren den Äquator nachmittags Ortszeit), sollen Europas MetOp-Satelliten den „Vormittagsdienst“ übernehmen.

Entwickelt und gebaut wurden die neuen Späher von einem Industriekonsortium unter der Leitung von EADS Astrium im französischen Toulouse. Die drei in Auftrag gegebenen Flugmodelle, die alle so gut wie fertig sind, sollen nacheinander gestartet werden, um einen kontinuierlichen Datenstrom bis etwa 2020 zu gewährleisten. Jeder der Satelliten ist 6,5 m hoch und wiegt beim Start rund 4 t. MetOp-A, der erste der Reihe, führt elf Instrumente mit, von denen viele einander in hohem Maße ergänzen.

Die mitgeführten europäischen Instrumente der neuen Generation, die von der ESA, EUMETSAT und der französischen Raumfahrtagentur CNES bereitgestellt wurden, sollen sowohl Meteorologen als auch Klimaforschern verbesserte Fernerkundungskapazitäten zur Verfügung stellen. Bei diesen Instrumenten handelt es sich um das Spektrometer IASI zur hochgenauen Messung von Temperatur- und Feuchtigkeitsprofilen, das Spektrometer GOME-2 zur Untersuchung der Ozon- und Spurengaskonzentration in der Atmosphäre, das Scatterometer ASCAT zur Messung der Windgeschwindigkeit und -richtung an der Oberfläche der Ozeane, den Empfänger GRAS zur Erstellung von Atmosphärenprofilen aufgrund der Okkultation der Funksignale von GPS-Satelliten und die Mikrowellen-Feuchtigkeitssonde MHS, die das auf früheren US-Satelliten mitgeführte Instrument AMSU-B ersetzt.

Zusätzlich sind die von den USA bereitgestellten Instrumente AVHRR (Radiometer für globale Abbildungen), AMSU-A (fortschrittliche Mikrowellensonde), HIRS (hochauflösende Infrarotsonde), Argos (fortschrittliches Datensammelsystem) und SEM-2 (Spektrometer für die Überwachung des Teilchenstroms im Weltraum, des so genannten „Weltraumwetters“) sowie ein Such- und Rettungsgerät mit an Bord.

Der erste MetOp-Satellit durchläuft gegenwärtig in Baikonur, Kasachstan, die letzten Vorbereitungen auf seinen Start mit einem russischen Sojus-ST-Fregat-Träger, der am 17. Juli um 18.28 Uhr MESZ (16.28 GMT) stattfinden soll.

Der ESA-Fernsehdienst wird vom ESOC, von der EUMETSAT-Hauptverwaltung und vom Kosmodrom Baikonur live vom Start berichten. Darüber hinaus werden die ersten Aufnahmen vom Start in Baikonur live übertragen (sämtliche Einzelheiten sind ab dem 14. Juli unter http://television.esa.int abrufbar).

Der Start kann auch unter der eigens eingerichteten Webseite http://www.esa.int/metop mitverfolgt werden.
     
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