Salzburg (universität) - Gegenwärtig wird in der Weltöffentlichkeit mit zunehmender Dringlichkeit
die Forderung nach einem Dialog der Kulturen und der Religionen erhoben. Damit ist eine Herausforderung formuliert,
die insofern hochaktuell und zunehmend brisant ist, als die Menschen in bisher nicht gekanntem Ausmaße der
Pluralisierung, Fragmentierung und Relativierung der Werte gewahr werden. Daraus erwächst einerseits ein Bedürfnis
nach sozio-religiöser Orientierung und andererseits nach interreligiösem und interkulturellem Dialog.
Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage nach tragfähigen Konzepten, welche die Begegnung der Religionen
und Kulturen der Welt gestalten helfen: Die Begegnung der Religionen und Kulturen kann umso mehr an Gesellschaftsrelevanz
gewinnen, je mehr es gelingt, die Kongruenz zwischen Theorie und Praxis herzustellen.
Am Modell der Gastfreundschaft wird in der Fachtagung die damit verbundene Problematik erörtert. Wegweisend
hierfür ist die Erkenntnis, dass es sich bei der Gastfreundschaft um eine Gegebenheit handelt, welche in nahezu
allen Religionen und Kulturen der Welt belegt ist. Gastfreundschaft ist zuallererst existentielle Begegnung und
bringt als solche auch die Erfahrung der Differenz in die sozio-religiösen Traditionen und in die interkulturellen
Beziehungen. Darin wird deutlich, dass Geber und Empfänger nie für sich allein, sondern nur in ihrem
Verhältnis zum jeweiligen Gegenüber begriffen werden können. So gesehen ist Gastfreundschaft keine
Konstitutions- sondern eine Relationskategorie nach zwei Seiten: Gastgeber und Gast sind in einem Relationsverhältnis
eingespannt.
Unverkennbar ist dabei, dass die Religionen und die meisten Kulturen der Menschheit, der Gastfreundschaft einen
religiösen Charakter verleihen und sie so zu einer zentralen Aufgabe der solidarischen Mitmenschlichkeit vor
allem gegenüber Fremden und Ausländern erheben. Obwohl die Religionen der Welt den Fremden gegenüber
Gastfreundschaft propagieren, muss eingeräumt werden, dass sie selber einander wenig gastfreundlich begegnen.
Somit stellt sich die Frage, ob und wie die Gastfreundschaft als Modell interreligiöser und interkultureller
Begegnung angesehen werden kann.
Hierzu werden Expertinnen und Experten eingeladen, die in interdisziplinärer, interreligiöser und interkultureller
Perspektive die Relevanz des Konzeptes der Gastfreundschaft für die friedliche Begegnung der Menschen verschiedener
kultureller und religiöser Zugehörigkeit behandeln. |