Die Wiener "Creative Industries" im Spannungsfeld von Technologie- und Kulturpolitik  

erstellt am
21. 07. 06

Wien (wifo) - Die Kreativwirtschaft – die "Creative Industries" – umfasst eine Vielzahl sehr heterogener Wirtschaftszweige, die an der Schnittstelle zwischen Kultur und Kommerz angesiedelt sind. Kreativwirtschaftliche Produkte zeichnen sich durch wechselnde Kombinationen von individuellem "Talent", künstlerischer Kreativität, und – zunehmend – technologischem Know-how aus. Das Wachstums- und Beschäftigungspotential dieser Branche ist besonders dynamisch in Ballungsgebieten mit ausgeprägt urbanem und künstlerischem Milieu. In Wien entfielen im Jahr 2003 fast 16% der unselbständigen Beschäftigten auf die Creative Industries, und knapp 17% der zwischen 1995 und 2003 in Wien neu geschaffenen Arbeitsplätze sind diesem Wirtschaftszweig zuzuordnen.

Gegenwärtige Formen der Massen-(re-)produktion, des Massenkonsums und der Kommerzialisierung künstlerisch-kreativer Inhalte wurden zu einem Gutteil erst ermöglicht durch technologische Entwicklungen in den Bereichen Mikrotechnik, Computertechnologie und Informations- und Kommunikationstechnologien. Dementsprechend gilt die Anpassungsfähigkeit der Organisation an neue Technologien, insbesondere die Ausstattung mit moderner Computer-Hard- und -Software, als ein wesentliches Erfolgskriterium kreativwirtschaftlicher Unternehmen. Eigene Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten spielen für die weitgehend kleinbetrieblich organisierten Unternehmen des Sektors in Wien dagegen kaum eine Rolle. Ihre technologiepolitische Relevanz bezieht die Kreativwirtschaft demnach weniger über ihren Beitrag zur Generierung neuen technischen Wissens denn durch den beträchtlichen Wissens- und Technologietransfer, der von ihr ausgeht. Ausgeprägte Clusterstrukturen und brancheninterne Verflechtungen sowie ein hohes Maß an Interdisziplinarität zwischen traditionellen Wirtschaftsbereichen und kreativen Branchen machen die Creative Industries zu einem Motor der Wissensdiffusion. Unter diesem Gesichtspunkt erscheint die Wiener Kreativwirtschaft nicht nur als Hoffnungsfeld der städtischen Beschäftigungspolitik, sondern auch als Treiber und Träger einer wissensbasierten Gesellschaft.

Quelle: WIFO
Autorin: Rahel Falk
     
zurück