Wien (wifo) - Die Kreativwirtschaft – die "Creative Industries" – umfasst eine Vielzahl sehr heterogener
Wirtschaftszweige, die an der Schnittstelle zwischen Kultur und Kommerz angesiedelt sind. Kreativwirtschaftliche
Produkte zeichnen sich durch wechselnde Kombinationen von individuellem "Talent", künstlerischer
Kreativität, und – zunehmend – technologischem Know-how aus. Das Wachstums- und Beschäftigungspotential
dieser Branche ist besonders dynamisch in Ballungsgebieten mit ausgeprägt urbanem und künstlerischem
Milieu. In Wien entfielen im Jahr 2003 fast 16% der unselbständigen Beschäftigten auf die Creative Industries,
und knapp 17% der zwischen 1995 und 2003 in Wien neu geschaffenen Arbeitsplätze sind diesem Wirtschaftszweig
zuzuordnen.
Gegenwärtige Formen der Massen-(re-)produktion, des Massenkonsums und der Kommerzialisierung künstlerisch-kreativer
Inhalte wurden zu einem Gutteil erst ermöglicht durch technologische Entwicklungen in den Bereichen Mikrotechnik,
Computertechnologie und Informations- und Kommunikationstechnologien. Dementsprechend gilt die Anpassungsfähigkeit
der Organisation an neue Technologien, insbesondere die Ausstattung mit moderner Computer-Hard- und -Software,
als ein wesentliches Erfolgskriterium kreativwirtschaftlicher Unternehmen. Eigene Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten
spielen für die weitgehend kleinbetrieblich organisierten Unternehmen des Sektors in Wien dagegen kaum eine
Rolle. Ihre technologiepolitische Relevanz bezieht die Kreativwirtschaft demnach weniger über ihren Beitrag
zur Generierung neuen technischen Wissens denn durch den beträchtlichen Wissens- und Technologietransfer,
der von ihr ausgeht. Ausgeprägte Clusterstrukturen und brancheninterne Verflechtungen sowie ein hohes Maß
an Interdisziplinarität zwischen traditionellen Wirtschaftsbereichen und kreativen Branchen machen die Creative
Industries zu einem Motor der Wissensdiffusion. Unter diesem Gesichtspunkt erscheint die Wiener Kreativwirtschaft
nicht nur als Hoffnungsfeld der städtischen Beschäftigungspolitik, sondern auch als Treiber und Träger
einer wissensbasierten Gesellschaft.
Quelle: WIFO
Autorin: Rahel Falk |