St. Pölten (nöwpd) - Dass österreichische Unternehmen in praktisch
allen Bereichen der Wasserwirtschaft - vom Brunnenbau über den Betrieb von Reinigungs- und Trinkwasseraufbereitungsanlagen
bis zur Errichtung von Speicher- und Laufkraftwerken - zur Weltspitze zählen, stellen sie mit ihren Projekten
rund um den Globus immer wieder unter Beweis. Schon seit einiger Zeit betreibt der Erfinder Franz Zotlöterer
aus Obergrafendorf bei St. Pölten am Mühlbach der Pielach eine Pilotanlage für ein sogenanntes
"Gravitationswasser- wirbelkraftwerk". Dieser völlig neue Kraftwerkstyp kommt mit sehr geringen
Fallhöhen aus, erzielt bei der Stromerzeugung einen beachtlichen Wirkungsgrad von 80 Prozent und ist auch
sehr umweltverträglich, weil Fische die sich langsam drehende Turbine stromauf und stromab ungefährdet
durchschwimmen können.
Die mehrfachen Vorzüge von Zotlöterers High-Tech-Konstruktion haben sich jedenfalls bereits bis in das
brasilianische Amazonas-Tiefland herumgesprochen. Am Rio Negro, einem Nebenfluss des Amazonas, leben im Grenzgebiet
zu Kolumbien und Venezuela auf einer Fläche von 110.000 Quadratkilometern - so groß wie Österreich
und Südtirol zusammengerechnet - nur rund 35.000 Menschen. Die im riesigen Regenwald verstreut liegenden 700
Siedlungen, die von indigenen Völkern bewohnt werden, mit elektrischer Energie zu versorgen, gilt als enorme
technische Herausforderung.
Hier tritt der Obergrafendorfer Erfinder, im Zivilberuf Lehrbeauftragter für Elektro- und Audiotechnik an
der Fachhochschule St. Pölten, auf den Plan: "In Amazonien führen auch die Seitenarme der großen
Flüsse beträchtliche Wassermengen. Zur Stromerzeugung ist das ideal, herkömmliche Turbinen kommen
aber mit dem geringen Gefälle der Tieflandgewässer nicht zurande. Mit dem Gravitationswirbelkraftwerk
ist ein Weg gefunden, die Linearbewegung des Wassers in eine generatortaugliche Drehbewegung für die Elektrizitätsproduktion
umzuwandeln. Außerdem kosten der Bau und die Instandhaltung einer solchen Anlage weit weniger als ein konventionelles
Flusskraftwerk mit gleicher Leistung", erklärt Zotlöterer im Gespräch mit dem NÖ Wirtschaftspressedienst.
Mitte Mai waren Vertreter der "FOIRN" - Föderation der Indigenen Organisationen vom Rio Negro -
in Obergrafendorf auf Betriebsbesuch und zeigten sich von der Pilotanlage, die mit erzeugten 30.000 Kilowattstunden
im Jahr den Strombedarf von zehn Haushalten decken kann, beeindruckt. Ob Zotlöterer mit einem Auftrag der
Gäste aus Brasilien rechnen kann, ist derzeit offen, zwei weitere hat er jedenfalls schon in der Tasche: Fix
ist die Errichtung von Anlagen im steirischen Mariazell sowie im bayerischen Rosenheim. |