OeNB-Studie analysiert das Zahlungsverhalten der privaten Haushalte
Wien (oenb) - „Trotz Anteilsverlusten bleibt Bargeld weiterhin das mit Abstand beliebteste Zahlungsmittel
der Österreicherinnen und Österreicher“. Das zeigt eine aktuelle Studie der Oesterreichischen Nationalbank.
„Deutlich gestiegen ist in den letzten 10 Jahren der Anteil der Bankomatzahlungen. Andere unbare Zahlungsformen,
wie Kreditkarten und die elektronische Geldbörse Quick, haben nur einen sehr geringen Marktanteil in Österreich“.
Insgesamt ändern sich damit die Zahlungsgewohnheiten nur relativ langsam.
Die Ergebnisse beruhen auf einer im Herbst 2005 durchgeführten Umfrage bei österreichischen Haushalten.
Aus dem Vergleich zu ähnlichen Umfragen für die Jahre 1996 und 2000, leiten die Studienautoren Peter
Mooslechner, Helmut Stix und Karin Wagner folgende Hauptentwicklungen ab.
1. Bargeld dominiert weiterhin eindeutig als Zahlungsmittel, sein Anteil am Zahlungsvolumen ist aber deutlich
gesunken.
86% aller direkten Zahlungstransaktionen der privaten Haushalte werden in bar abgewickelt, 1996 wurde noch in 95%
und 2000 noch in 93% aller Fälle bar bezahlt (Tabelle 1). Gemessen am Volumen der erfassten Zahlungsvorgänge
ist der Anteil des Bargelds seit 1996 um rund 15 Prozentpunkte auf nunmehr 70% zurückgegangen. Vor allem seit
dem Jahr 2000 ist ein vergleichsweise starker Rückgang bemerkbar, der teilweise auf die stärkere Verwendung
von Zahlungskarten in Zusammenhang mit der Eurobargeldeinführung zurückzuführen sein dürfte.
2. Dem Rückgang der Bargeldzahlungen steht eine stärkere Verwendung von Bankomatkarten gegenüber.
Der Anteil der Bankomatzahlungen verdoppelte sich seit 2000 auf 12% aller Transaktionen oder 23% des Zahlungsvolumens.
Die Kreditkarten gewannen gemessen am Volumen mit einer Verdoppelung des Anteils auf 4,3% seit 2000 wieder etwas
an Bedeutung zurück, ihr Anteil an den Transaktionen bleibt mit 1,3% aber weiterhin gering. Ebenso wiesen
Quick-Zahlungen zwar im Zuge der Euro-Bargeldeinführung starke Zuwachsraten auf, in gesamtwirtschaftlicher
Sicht sind sie jedoch kaum von Bedeutung.
3. Bargeld dominiert auch bei hohen Zahlungsbeträgen.
Bemerkenswert ist, dass Bargeld in jeder Betragshöhe, also auch für hohe Beträge, das wichtigste
Zahlungsmittel ist, obwohl der Anteil der Bargeldzahlungen mit steigendem Zahlungsbetrag abnimmt. Bis 10 EUR wird
in 95% der Fälle bar bezahlt, ab einem Betrag von 100 EUR beträgt der Anteil der Bargeldzahlungen noch
54%. Dafür steigt der Anteil der Bankomatkartenzahlungen von etwa 4% bei Beträgen unter 10 EUR auf gut
31% für Beträge über 100 EUR. Kreditkartenzahlungen spielen bei Beträgen unter 50 EUR praktisch
keine Rolle, bei Zahlungen über 500 EUR beträgt ihr Anteil 10%.
4. Anteilsverluste der Bargeldzahlungen unter 100 EUR stehen Anteilsgewinne bei Zahlungen mit Bankomatkarten
gegenüber.
Bis zu einem Betrag von 100 EUR werden die Anteilsrückgänge von Bargeldzahlungen mit steigenden Beträgen
größer. Gleichzeitig schlagen sich die Anteilsverluste der Barzahlungen fast 1:1 in Anteilsgewinnen
der Bankomatzahlungen nieder (Tabelle 2). Erst bei Beträgen über 100 EUR konnten auch die Kreditkartenzahlungen
Anteilsgewinne verzeichnen, wobei diese hauptsächlich zulasten der – früher relativ wichtigen – Scheckzahlungen
gingen.
5. „Kontrolle über die eigenen Finanzen“ und „Gewohnheit“ sind ausschlaggebend für das Bezahlen
mit Bargeld.
Befragt nach den Gründen, die für eine Bar- statt für eine Bankomatkartenzahlung sprechen,
geben 46% der Bankomatkartenbesitzer an, sie hätten mit Bargeld eine bessere Übersicht über die
eigenen Finanzen. 44% sagen, sie täten das aus Gewohnheit, 32% erwarten, bei Bargeldzahlung weniger Geld auszugeben
und immerhin 29% der Bankomatkartenbesitzer meinten, Bargeldzahlungen seien praktischer und gingen schneller. Zusammengefasst
spielen also die Motive „Kontrolle über die eigenen Finanzen“ und „Gewohnheit“ bei der Entscheidung für
Bargeldzahlung eine wichtige Rolle.
Die OeNB-Studie ist unter dem Titel „Wie wird in Österreich bezahlt?“ in der Publikationsreihe Geldpolitik
& Wirtschaft Q2/06 veröffentlicht. |