Ergebnisse eines Studienprojektes der OeNB
Wien (oenb) - Die Erweiterung bzw. Vertiefung des europäischen Binnenmarktes und der Währungsunion
begünstigen eine Verlagerung des europäischen Wirtschaftskernraumes Richtung Osten. Dieser Entwicklungsprozess
könnte mittelfristig die Entstehung einer dynamischen Wirtschaftsregion im Vierländereck – Österreich,
Tschechien, Slowakei und Ungarn – bewirken. Voraussetzung dafür sind der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur,
die erfolgreiche Euroeinführung in den neuen Mitgliedsstaaten und die geplante Liberalisierung der Arbeitsmärkte.
Dies sind die zentralen Aussagen eines von der OeNB in Kooperation mit den führenden heimischen Wirtschaftsforschungsinstituten
durchgeführten Studienprojektes. Die einzelnen Arbeiten wurden im Rahmen eines Workshops einer Fachöffentlichkeit
vorgestellt und werden nunmehr als Workshopband Nr. 9 veröffentlicht.
Die Europa Region Mitte ist gegenwärtig keine homogene Strukturregion und verfügt für sich allein
genommen auch nicht über das Marktpotential um sich kurzfristig zu einer neuen europäischen Kernregion
zu entwickeln. Allerdings stellt die Vielfalt der unterschiedlichen Wirtschaftsstrukturen auf kleinem Raum günstige
Rahmenbedingungen für grenzüberschreitende Produktionsnetzwerke dar. Eine derartige interregionale Arbeitsteilung
durch komplementäre Produktionsstrukturen stellt jedenfalls einen internationalen Wettbewerbsvorteil dar.
Die Europa Region Mitte kann daher als „zentrale Übergangsregion“ im Schnittpunkt der kaufkräftigen Regionen
Österreichs und der dynamisch wachsenden Regionen der neuen Mitgliedstaaten charakterisiert werden, von wo
aus die weiter entfernten Wachstumsmärkte (Südosteuropa, Russland, Türkei) betreut werden können.
Innerhalb der Europa Region Mitte lassen sich Anzeichen einer beginnenden funktionellen Arbeitsteilung insbesondere
für die Twin-Cities Wien und Bratislava erkennen. So lässt sich eine sektorale Arbeitsteilung zwischen
Wien (z. B. Finanz- und Unternehmensdienste) bzw. dem Raum Bratislava (Verkehrs- und Nachrichtenwesen sowie Sachgüterproduktion)
feststellen.
Die Herausbildung einer Wirtschaftsregion in der Mitte Europas wird sich auch positiv auf die Finanzdienstleistungsindustrie
in diesem Raum auswirken. Umgekehrt sind vom Bank- und Finanzwesen wichtige Impulse für die Entwicklung für
CENTROPE zu erwarten. Die Entstehung eines europäischen Ballungsraumes wird auch erhebliche Auswirkungen auf
die Bargeldströme dieser Region haben und für die betroffenen Notenbanken eine logistische Herausforderung
darstellen. |