Innsbruck (universität) - Forscher der Medizinischen Universität Innsbruck haben einen neuen Überdruckhelm
entwickelt, der die mobile Behandlung von Bergsteigern mit der gefürchteten Höhenkrankheit möglich
macht. Bei einer Besteigung des 7.134 m hohen Pik Lenin in zentralasiatischen Kirgisien wollen die Wissenschaftler
um Prof. Robert Koch den neuen Helm nun erproben. Die Expedition startet am kommenden Wochenende.
Das Höhenbergsteigen ist mit vielen Risiken verbunden, bis zu einem Viertel der Bergsteiger erkrankt oder
verletzt sich in extremer Höhe. 3 von 100 Höhenbergsteigern bezahlen ihr Abenteuer mit dem Leben. Eine
der großen Gefahren im Hochgebirge ist die akute Höhenkrankheit. Wegen des niedrigen Sauerstoffgehalts
und des geringen Luftdrucks bilden sich dabei lebensbedrohliche Hirn- und Lungenödeme. Seit einigen Jahren
werden deshalb auf vielen Expeditionen Überdrucksäcke mitgeführt, in denen Patienten einem künstlich
erhöhten Luftdruck ausgesetzt werden können. Der Nachteil dieser Geräte ist ihr großes Gewicht
(ca. 7 kg) und die hohen Anschaffungskosten. Außerdem können die Erkrankten in diesen Geräten nicht
transportiert werden, und der lebensnotwendige Abstieg in tiefere Regionen wird dadurch verzögert.
Know-how aus der Intensivstation
Die Innsbrucker Forscher um Prof. Robert Koch von der Univ.-Klinik für Innere Medizin haben nun einen
Beatmungshelm, wie er bereits in Intensivstationen zum Einsatz kommt, für den mobilen Einsatz adaptiert. In
Verbindung mit einer mechanischen Luftpumpe entsteht so ein Rettungsgerät, das leicht zu transportieren ist
und gegenüber den großen Überdrucksäcken deutliche Vorteile bringt. "Der TAR-Helm - TAR
steht für Thin Air Rescue - kann eine sinnvolle Ergänzung in der Therapie der Höhenkrankheit sein",
erklärt Prof. Koch. "Unser TAR-Helm bedeckt nur den Kopf und den Hals und schränkt deshalb die Mobilität
des Patienten nur geringfügig ein. Der wichtige Transport in tiefere Bergregionen wird damit kaum behindert.
So kann einerseits die dringend notwendige Sofortbehandlung mit erhöhtem Umgebungsluftdruck durchgeführt
und andererseits der Abtransport sofort begonnen werden." Begleitet wird Robert Koch auf der Expedition zum
Pik Lenin von Dr. Lukas Hinterhuber, Dr. Martin Faulhuber und Dr. Hannes Gatterer sowie zwölf weiteren Extrembergsteigern.
Am 22. Juli besteigen sie das Flugzeug nach Bischkek, am 26. beginnt dann die Besteigung des Pik Lenin, der höchsten
Erhebung am Pamir-Hauptkamm in Zentralasien. Der TAR-Helm soll in unterschiedlichen Höhenlagen wissenschaftlich
getestet werden. Das bereits patentierte System ist ein weiterer Beweis für den Beitrag der medizinischen
Forschung in Tirol zu einer verbesserten Gesunden- und Krankenversorgung. |