11.000 Hektar Fläche für eine Milliarde Euro nötig
Wien (wwf) - Die Hochwasserkatastrophen der letzten vier Jahre verursachten in Österreich Schäden
von 4,5 Milliarden Euro. Durch den immer offensichtlicher werdenden Klimawandel können Überschwemmungen
häufiger und heftiger auftreten. Damit werden nicht nur Menschenleben gefährdet, sondern auch die Infrastruktur
und die Wirtschaft des Landes leiden darunter. In einem Sieben-Punkte-Papier fordern nun die Wirtschaftskammer
Österreich (WKÖ) und die Umweltorganisation World Wide Fund for Nature (WWF) ein bundesweites Hochwasserprogramm
und mehr Investitionen für den ökologischen Schutzwasserbau. Darin enthalten sind die Durchführung
von Flussaufweitungen und die Schaffung neuer Retentionsräume. "Technischer Hochwasserschutz alleine
reicht heute nicht mehr aus, um die Bedrohung von Menschen und Wirtschaft durch Hochwasser abzuwenden", sind
sich WWF-Geschäftsführerin DI Dr. Hildegard Aichberger und der stellvertretende Generalsekretär
der Wirtschaftskammer, Dr. Reinhold Mitterlehner, einig über die gemeinsame Vorgangsweise.
Der WWF hat ermittelt, dass rund 11.000 Hektar Fläche an 75 Abschnitten von 24 öster- reichischen Flüssen
sind für die Renaturierung und die Herstellung von Schwemmflächen nötig sind. Die Durchführung
dieses bundesweiten ökologischen Hochwasserschutzes würde eine Milliarde Euro kosten. Die finanziellen
Mittel dazu sind vorhanden, nachdem die Bundesregierung Anfang 2006 2,13 Milliarden Euro für den Hochwasserschutz
der nächsten elf Jahre beschlossen hat. "Dies ist gut investiertes Geld, denn ökologischer Schutzwasserbau
macht Österreich nicht nur sicherer und schafft neue Lebensräume für die Menschen und die bedrohte
Natur sondern kommt vor allem auch der heimischen Wirtschaft zugute", versichert Aichberger.
Die Hochwasserereignisse der letzten Jahre haben gezeigt, dass in Österreich noch nicht ausreichend Maßnahmen
zur Sicherung von Siedlungs- und Wirtschaftsräumen getroffen wurden. "In den vergangenen Jahrzehnten
wurde vor allem auf die Möglichkeiten des technischen Hochwasserschutzes gesetzt, die Hochwassergefahr mit
harten Verbauungen wie Dämmen oder Flussregulierungen in den Griff zu kriegen. Diese Maßnahmen alleine
haben für die Hochwassersicherheit nicht ausgereicht. Nun müssen diese technischen Schutzmaßnahmen
mit den Maßnahmen des ökologischen Schutzwasserbaues verstärkt kombiniert werden", erklärt
Mitterlehner.
Die WKÖ und der WWF haben nach dem Motto "Vorsorgen statt Schäden beheben!" die Eckpunkte einer
zukunftsweisenden Hochwasservorsorge in einem Sieben-Punkte-Programm zusammengefasst. Danach sollen nun die fachlichen
Grundlagen für ein österreichweites Hochwasserprogramm erarbeitet werden, das den EU-Richtlinien (Hochwasserrichtlinie,
Wasserrahmenrichtlinie) entspricht und neben den bereits gut etablierten Maßnahmen des technischen Hochwasserschutzes
stärker die ökologischen Möglichkeiten unterstützt. Zusätzliche Investitionen in den ökologischen
Hochwasserschutz bringen nach Ansicht von WWF und WKÖ wesentliche Synergien zwischen Sicherheit, Wirtschaft
und Ökologie, denn die Verwirklichung des ökologischen Hochwasserschutzes schafft nicht nur mehr Schutz
und neue Lebensräume für Mensch und Natur sondern ist auch für die Wirtschaft - vor allem für
die Bauwirtschaft - ein wichtiger Impulsgeber. |