Wien (pk) - Die Mitglieder des Hauptausschusses verliehen am 27.07. ihrer tiefen Betroffenheit über
den Anschlag auf den UN-Posten im Süd-Libanon Ausdruck, durch den drei UNO-Soldaten getötet wurden und
in dessen Folge ein Soldat noch immer als vermisst gilt. Den Angehörigen sprachen sie ihr aufrichtiges Mitgefühl
aus.
Wie Verteidigungsminister Günther Platter betonte, könne man nach derzeitigem Wissensstand noch nicht
sagen, ob sich der österreichische Soldat unter den Todesopfern befindet oder ob es sich dabei um den Vermissten
handelt. Jedenfalls sei man nicht nur mit der Familie des betreffenden Soldaten in engstem Kontakt, sondern auch
mit den zwei anderen Soldaten, die sich noch in dieser Region des Libanon befinden, sowie mit deren Angehörigen.
Auch mit den vier Soldaten, die in Damaskus ihren Dienst versehen, und mit deren Familien halte man ständigen
Kontakt aufrecht. Dabei werde auch die Hilfe von Psychologen in Anspruch genommen. Der Minister zollte den Soldaten
seinen persönlichen Respekt, da diese trotz der dramatischen Situation weiterhin ihren Dienst im Rahmen der
UNO-Mission leisten wollen.
Die Abgeordneten (Michael Spindelegger, Hermann Schultes – beide V, Josef Cap, Erwin Niederwieser, Johann Maier
– alle S, Sabine Mandak – G und Markus Fauland – F) und der Minister waren sich darin einig, dass die Attacke auf
einen UNO-Stützpunkt schärfstens zu verurteilen ist. Sie befürchteten unisono unabsehbare Auswirkungen
auf alle UN-Missionen. Bundesminister Platter unterstrich die besondere Dramatik der Situation im Libanon und äußerte
sich skeptisch bezüglich eines baldigen Waffenstillstands. Hinsichtlich einer österreichischen Beteiligung
an einem UNO-Friedenseinsatz plädierte Platter für Zurückhaltung, da dabei Kampfhandlungen nicht
auszuschließen sein werden. Morgen werde sich der Nationale Sicherheitsrat umfassend mit dem Thema auseinandersetzen,
informierte er.
Abgeordneter Michael Spindelegger (V) teilte die Bedenken Platters im Hinblick auf die diskutierte UNO-Mission,
da diese keine friedenserhaltende, sondern eine friedensschaffende sein werde. Abgeordneter Josef Cap meinte,
man stehe vor einer "unfassbaren Katastrophe", denn die Auseinandersetzung gehe weit über das Übliche
hinaus. Israel habe sich selbst keinen guten Dienst erwiesen, sagte er.
Bundesminister Günther Platter hatte am Beginn der Debatte die Abgeordneten über den, wie er sagte, tragischen
Vorfall genau informiert, bei dem der UNO-Posten gänzlich zerstört worden ist. Die Aufgabe der vier Soldaten
habe darin bestanden, den Waffenstillstand zwischen Israel und dem Libanon zu beobachten. Über den Vorfall
gebe es zwei Versionen, wobei er bei der Beurteilung "mit Behutsamkeit" vorgehen wolle. Die UNO werde
aber nun genauestens untersuchen, ob es sich tatsächlich, wie den Angaben der israelischen Armee zu entnehmen
ist, um ein Missverständnis handle, da die Bombe der 1 km weiter entfernten Stellung der Hisbollah gegolten
hat, oder ob es sich um einen gezielten Angriff auf den UNO-Posten handelt, wie Kofi Annan dies mutmaßt.
Auf Anfragen der Abgeordneten berichtete der Verteidigungsminister, dass man in der Zeit vom 17. bis 22. Juli im
Rahmen von drei Flügen mit dem C130 Herkules des Bundesheeres 118 Personen zurückgeholt habe, darunter
68 Österreicher und Österreicherinnen und 50 EU-Bürger und –Bürgerinnen. Italien habe darüber
hinaus die Bemühungen um die Ausreise der sich im Libanon aufhaltenden Ausländer und Ausländerinnen
unterstützt und ebenfalls Österreicherinnen und Österreicher ausgeflogen. Insgesamt seien 310 ausreisewillige
Österreicherinnen und Österreicher in Sicherheit gebracht worden, 114 befänden sich noch im Libanon,
diese wollten aber nicht ausreisen.
Die Mission im Südlibanon existiert seit dem Jahr 1948 und zählt rund 150 Militärbeobachter und
zivile Personen. Seit 1973 nehmen auch Österreicher daran teil, wobei der Einsatz seit dem Jahr 1987 unbefristet
ist. Konkret befinden sich derzeit inklusive des vermissten Soldaten sieben Österreicher in der Krisenregion.
Die Mission auf dem Golan dauert seit 31 Jahren, bis jetzt hat es jedoch noch keine Zwischenfälle auf Grund
der neuesten Eskalation gegeben. Wie Platter bemerkte, erwarte er am Golan auch keine.
Grundlage für die Debatte bildete der Bericht des Verteidigungsministers über die unverzügliche
Entsendung eines Hilfskontingents von bis zu 15 Personen nach Zypern zur Unterstützung der Rückholung
von österreichischen und EU-Staatsbürgerinnen und Staatsbürgern, die den Libanon verlassen haben
und nach Österreich gelangen wollen. Der Bericht wurde einstimmig zur Kenntnis genommen. |