Innsbruck (diözese) - In einem Aufruf zur Augustaktion der Caritas für notleidende Menschen in
Afrika fordert Bichof Manfred Scheuer unter anderem, die Mittel für Entwicklungszusammen- arbeit in Österreich
auf 0,7 Prozent des Bruttoinlandsproduktes anzuheben. Lesen Sie hier den Wortlaut des Textes:
Vor unseren Augen spielt sich eine globale Tragödie ab: Jährlich verhungern zehn Millionen Menschen.
Damit fordert der Hunger mehr Opfer als Tuberkulose, Malaria und Aids zusammen. Insgesamt sterben jährlich
30 Millionen Menschen an Hunger und dessen Folgen wie Durchfall, Masern und Röteln. Das sind täglich
über 80.000 Menschen. Rund 6,5 Millionen Kinder sterben pro Jahr den Hungertod. Die Caritas hat diese Zahl
auf die vielen Sekunden eines Jahres umgerechnet und kommt somit zum Slogan der diesjährigen Augustaktion
2006: Alle 5 Sekunden stirbt ein Kind an Hunger. Das sind Zahlen, die uns nachdenklich stimmen sollten. Die Statistiker
berichten aber auch von anderen Zahlen. So hat sich in weniger als einem Jahrzehnt das Weltsozialprodukt verdoppelt
und das Welthandelsvolumen verdreifacht. Auch das sollte nachdenklich stimmen. Denn - auf den Punkt gebracht: Der
Reichtum wächst mit dem Hunger. Die derzeitigen politischen Bemühungen und auch die vorhandenen globalen
Spielregeln reichen nicht aus.
Flüchtlingsströme folgen auf Hunger
Die Weltwirtschaft und die Weltpolitik widerspiegeln in erster Linie die Interessen der Länder des
Nordens. Hungerkatastrophen, Kriege aber auch Flüchtlingsströme sind großteils Folgewirkungen dieser
Interessen. Hunger ist kein Naturereignis, sondern überwiegend Folge politischen, wirtschaftlichen und ökologischen
Fehlverhaltens. Im statistischen Durchschnitt wird weltweit längst mehr Nahrung produziert, als die Weltbevölkerung
benötigt. Hunger existiert also nicht, weil es zu wenig Nahrungsmittel gibt. Vielmehr gibt es einen Mangel
an Verteilungsgerechtigkeit. Laut UN- World-Food-Report kann die Landwirtschaft in der heutigen Situation problemlos
12 Mrd. Menschen, also das Doppelte der Weltbevölkerung, ernähren.
0,7 Prozent für Entwicklungszusammenarbeit
Es gilt auf Österreich- und EU-Ebene eine Reihe längst überfälliger Maßnahmen
zu beschließen oder längst beschlossene Maßnahmen endlich in die Tat umzusetzen. Österreich
erfüllt den UN-Zielwert für die öffentliche Entwicklungszusammenarbeit von 0,7 Prozent des Bruttoinlandsproduktes
nicht einmal annähernd. Im Hinblick auf die Zehntausenden Spenderinnen und Spender der Caritas und anderer
Organisationen also der privaten Hilfe ist diese Haltung schwer verständlich. Wir brauchen private Hilfsaktionen
aber es braucht auch seitens des Staates ein klares Bekenntnis zur Entwicklungszusammenarbeit. Die Anhebung der
staatlichen Mittel für Entwicklungszusammenarbeit auf das von der UNO geforderte Niveau wäre ein solches
Bekenntnis und ein international wertvolles Signal aus Österreich. Erinnern möchte ich auch an die Milleniumserklärung.
Die Regierungschefs von allen 191 Mitgliedsstaaten der UNO haben im Jahr 2000 diese Erklärung unterzeichnet.
Eines der acht Ziele lautet: Weniger Armut und Hunger. Ein wichtiges Instrument zur tatsächlichen Erreichung
dieser Ziele sehe ich unter anderem in der Initiative für einen ´Globalen Marshall Plan´.
Für die Menschen, gegen den Hunger
Die Caritas bittet im Rahmen der Augustaktion 2006 neuerlich um Spenden für Menschen in Not. Die Augustaktion
2006 ist vor allem ein Hilfeschrei gegen den Hunger. Ich bitte, dass dieser Schrei nicht ohne Echo verhallt. Hunger
ist grausam und Hunger tut weh. Die Caritas engagiert sich seit Jahrzehnten für Menschen in Not und gegen
den Hunger in den Ländern des Südens. Not gehört ausgehungert. Bittet helfen Sie der Caritas helfen. |