Politik muss wieder Oberhand gewinnen
Wien (bmaa) - "Im Mittelpunkt unserer Beratungen stand, wie wir das Leid der Menschen,
das wir seit drei Wochen wieder im Nahen Osten sehen, lindern können", sagte Außenministerin Ursula
Plassnik nach dem EU-Außenminister-Sonderrat in Brüssel am 1. August 2006.
"Die Außenminister verurteilen den Angriff auf unschuldige Frauen und Kinder in Kana und den Beschuss
eines UNO-Beobachterpostens ebenso wie die Hisbollah-Attacken auf Israel. Für uns hat Vorrang, dass das Blutvergießen
aufhört, und dieser Appell richtet sich sowohl an die Hisbollah als auch an Israel."
"Es geht uns auch um das Schicksal und die Sicherheit von mittlerweile mehreren Hunderttausend intern Vertriebenen",
sagte die Außenministerin.
Gegenstand der Beratungen, so Plassnik, sei neben der Situation im Libanon auch die zunehmend unhaltbare humanitäre
Situation im Gaza-Streifen gewesen. Die EU habe auch hier dringend erforderliche Nothilfe geleistet, die Europäische
Kommission bleibe engagiert und die Außenministerin verwies auf die bereits im Ministerrat genehmigte zusätzliche
österreichische Hilfeleistung von Euro 500.000,-. "Wichtig ist," so Plassnik "dass die benötigten
Hilfsgüter wie Medikamente und Nahrung über sichere Korridore auch tatsächlich bei den Not leidenden
Menschen ankommen." Die Union hat daher heute dringend zur Respektierung der humanitären Korridore aufgerufen.
"Den EU-Außenministern ist bewusst, dass es für die Libanon-Krise eine militärische Lösung
nicht geben kann. Vielmehr gilt es, rasch einen tragfähigen politischen Prozess in Gang zu bringen. Daher"
so die Außenministerin "brauchen wir neben der sofortigen Einstellung der Kampfhandlungen Verhandlungen
für einen dauerhaften Waffenstillstand. Wir unterstützen hier voll UN-Generalsekretär Annan und
die Arbeit der Vereinten Nationen. Dort muss der politische Rahmen definiert werden, dem alle Parteien zustimmen
können", sagte Plassnik.
Dieser politische Rahmen sei auch eine Voraussetzung für eine eventuelle UN-Stabilisierungstruppe, deren Mandat
vom UN-Sicherheitsrat kommen und präzise definiert sein müsse. "Unter der Voraussetzung, dass dieser
Rahmen gegeben ist, ist eine Reihe von EU-Mitgliedstaaten bereit, sich zusammen mit anderen internationalen Partnern
zu beteiligen", so Plassnik. In Österreich sei diesbezüglich noch keine Entscheidung gefallen: "Dazu
ist es zu früh. Wir legen hier Wert auf einen breiten innenpolitischen Konsens", sagte die Außenministerin.
Das Treffen sei der Beginn eines wichtigen Klärungsprozesses gewesen, bei dem es insbesondere auch darum gehe,
die verschiedenen schon aktivierten Vermittlungsstränge zusammen zu führen und zu bündeln. |