Wiener Wachstum im zweiten Halbjahr 2005 über dem Bundesschnitt -
Aufschwung hält auch 2006 an
Wien (rk) - "Wiens Wirtschaft wächst wieder schneller, das zeigt der jüngste WIFO-Bericht
über die Wiener Wirtschaft. In der zweiten Jahreshälfte 2005 lag das Wiener Wirtschaftswachstum mit einem
Plus von 2,4 Prozent sogar über dem Bundesdurchschnitt von plus 2,3 Prozent. Nach ersten Schätzungen
betrug das von den Wiener Unternehmen im Jahr 2005 erwirtschaftete Bruttoregionalprodukt rund 67 Milliarden Euro.
Das ist mehr als ein Viertel (27 %) des gesamten österreichischen Bruttoinlandsproduktes von 247 Milliarden
Euro. Trotz steigender Beschäftigungszahlen bedeutet der Aufschwung allerdings noch keine Entwarnung für
den Arbeitsmarkt. Wir wollen deshalb durch ein 4- Punkte-Programm mit den Schwerpunkten Innovation und Internationalisierung,
Ausbildung und Wissenschaftsförderung den Konjunkturaufschwung unterstützen und damit mehr Arbeitsplätze
schaffen", erklärte Finanz- und Wirtschaftsstadtrat Vizebürgermeister Dr. Sepp Rieder beim Bürgermeistermediengespräch
am 01.08. gemeinsam mit der Präsidentin der Wirtschaftskammer Wien, KR Brigitte Jank.
"Auch für das Jahr 2006 prognostiziert das WIFO ein Anhalten des Konjunkturaufschwungs bei einem Wachstum
auf dem Österreich- Niveau von rund 2,6 Prozent", berichten Rieder und Jank. Die wichtigsten Wachstumssäulen
2005 waren, der Tourismus (Rekordergebnis mit einem Nächtigungsplus von 5,4 Prozent), die Energieversorgung,
aber auch die Sachgüterproduktion und der unternehmensnahe sowie sonstige Dienstleistungssektor.
"Dass das Jahr 2005 ganz im Zeichen der Konjunkturerholung stand, zeigt auch der Gründerboom in Wien",
betonte Jank. Insgesamt wurden im Vorjahr 8.638 Unternehmen gegründet, das sind um 411 Betriebe (plus 5 %
) mehr als 2004. Die meisten Neugründungen waren im Bereich Gewerbe und Handwerk (3.192) zu verzeichnen, gefolgt
vom Bereich Information & Consulting (2.254), dem Handel (2.011), dem Tourismus und der Freizeitwirtschaft
(573) sowie dem Bereich Transport und Verkehr (550) und der Sparte Industrie mit 102 Neugründungen. Für
das Jahr 2006 wird sogar mit einem leicht höheren Ergebnis gerechnet. Ein wahrer Ansturm herrschte im Gründerservice
der Wirtschaftskammer Wien. Die Mitarbeiter führten 2005 insgesamt die Rekordzahl von 25.000 Beratungen in
Sachen Neugründungen durch. (1.993 Workshops, 517 persönliche Einzelgespräche, 1.750 Kurzberatungen,
18.900 Telefonberatungen, 1.500 e-Mails)
Auch die Anzahl der internationalen Unternehmen, die sich in Wien ansiedeln, sei ausgesprochen positiv. 74 ausländische
Unternehmen (+37%) waren es im Jahr 2005 und im ersten Halbjahr 2006 haben sich bereits 31 internationale Betriebe
für Wien entschieden.
Unterstützung des Konjunkturaufschwungs: Förderung von Innovation und Internationalisierung, Ausbildung
und Wissenschaft
"Die Stadt Wien und die Wirtschaftskammer Wien unterstützen und verstärken den Konjunkturaufschwung.
Allein für die Wirtschaftsförderung stehen im Jahr 2006 quer über alle Bereiche aus dem Stadtbudget
insgesamt 136 Millionen Euro zur Verfügung. Schwerpunkte sind neben der Wissenschafts- und Technologieförderung
(27 Mio. Euro) die Unterstützung der Wiener Betriebe bei der Internationalisierung, die effiziente Hilfe für
Jungunternehmer und Unternehmensgründer sowie ein mit 30 Millionen Euro dotiertes Förderpaket für
Klein- und Mittelbetriebe, die mit Hilfe von Innovationen ihre Wettbewerbsfähigkeit stärken wollen. Für
arbeitsmarktpolitische Maßnahmen stehen heuer weitere rund 56 Millionen Euro bereit. 12,5 Millionen Euro
davon für die Jugend- und Lehrlingsausbildung. Dazu kommt noch ein Invest-Paket der Stadt und ihrer Unternehmen
mit einem Volumen von insgesamt 2 Milliarden Euro für Aufträge, die direkt der Wirtschaft zu Gute kommen,"
erklärt Rieder.
Jedes zweite ausländische Unternehmen, das nach Österreich kommt, wählt Wien als Standort
Ein Gradmesser für den Erfolg und die Attraktivität Wiens als Wirtschaftsstandort ist auch die Bilanz
bei der Ansiedlung von internationalen Unternehmen. Im Vorjahr wurden von der Austrian Business Agency (ABA) und
dem Wiener Wirtschaftsförderungsfond (WWFF) insgesamt 74 internationale Unternehmen in Wien angesiedelt. Das
waren um 20 Betriebe mehr als im Jahr 2004 mit 54 Ansiedlungen (+ 37%). Insgesamt investierten diese 74 Unternehmen
rund 80 Millionen Euro am Standort Wien und haben 725 Arbeitsplätze geschaffen. Der positive Trend bei den
Betriebsansiedlungen hält auch im Jahr 2006 weiter an. Mit Stichtag 30. Juni 2006 wurden heuer von ABA und
WWFF insgesamt bereits 31 ausländische Unternehmen in Wien angesiedelt. In Österreich waren es 68 ABA-Ansiedlungen.
Die 31 in Wien angesiedelten Unternehmen investieren über 7 Millionen Euro am Standort Wien und schaffen 333
neue Arbeitsplätze.
Hohe Produktivitätssteigerung bei steigender Beschäftigung
Der Wirtschaftsaufschwung in Wien geht Hand in Hand mit einer im Österreichvergleich hohen Produktivitätssteigerung.
Im zweiten Halbjahr 2005 nahm die Bruttowertschöpfung je unselbstständig Beschäftigten real um 1,8
Prozent zu. Der Österreichschnitt beim Produktivitätszuwachs lag im gleichen Zeitraum bei plus 1,2 Prozent.
Nur in den Bundesländern Burgenland (+ 1,9 %) und Vorarlberg (+ 2,2 %) ist die Produktivität noch höher
gestiegen als in Wien.
Die Konjunkturerholung spiegelt sich auch in den Arbeitsmarktdaten wieder. Im Jahr 2005 war Wien das einzige Bundesland
in Österreich in dem sowohl die Zahl der Arbeitslosen (- 0,7 %) als auch die Arbeitslosenquote von 9,8 auf
9,7 Prozent zurückgegangen ist. Rund 756.500 unselbstständig Beschäftigte arbeiten in der Stadt.
Insgesamt gibt es in Wien mehr als 910.000 versicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse, um fast
24.000 mehr als noch vor fünf Jahren. Insgesamt bietet die Stadt Wien ein Viertel aller österreichischen
Arbeitsplätze, nicht nur für die Wiener selbst, sondern auch für rund 200.000 Pendler, hauptsächlich
aus Niederösterreich und dem Burgenland.
Wachstumsmotor: Tourismus, Energiewirtschaft und Dienstleistungen - Sachgüterproduktion in Wien wächst
stärker
Beschleunigt hat sich das Wiener Wirtschaftswachstum laut WIFO-Bericht vor allem im zweiten Halbjahr 2005
mit einem Plus von 2,4 Prozent. Über das gesamte Jahr 2005 gerechnet, ergibt sich für die Wiener Wirtschaft
ein Wachstum von plus 2,0 Prozent. Das Wiener Wachstum liegt damit auf dem Österreichniveau (+ 2,2 %) und
ähnlich hoch wie in den anderen Bundesländern der Ostregion. Zum Vergleich: Das Wachstum in Niederösterreich
betrug 2,0 Prozent und das im Burgenland 2,1 Prozent.
Die stärksten Stützen des Wachstums im Jahr 2005 waren nach der Bruttowertschöpfung betrachtet,
der Tourismus (+3,3 %), die Energiewirtschaft (+11,7 %) und der Dienstleistungsbereich, wobei bei den Dienstleistungen
folgende Gruppen die stärksten Wertschöpfungszuwächse zeigten:
* öffentliche und persönlichen Dienste: +3,2 %
* unternehmensbezogene Dienstleistungen/Realitätenwesen: +2,9 %
* Kredit- und Versicherungswesen: +2,4 %
Wie gut sich der Dienstleistungsbereich entwickelt, ist auch an den Beschäftigungszahlen erkennbar. Speziell
die wissensintensiven Dienstleistungen haben stark zugelegt (+ 4,3 %). Zu dieser Gruppe werden zum Beispiel Unternehmen
in den Bereichen IKT, Forschung & Entwicklung sowie Betriebe die unternehmensbezogene Dienstleistungen im engeren
Sinn erbringen, gezählt.
Gestiegen ist auch die Wertschöpfung in der Sachgüterproduktion und zwar um plus 1,8 %. Die größten
Umsatzzuwächse erreichten die Fahrzeug-, Baustoff- und Kunststoffindustrie, Teile der Elektroindustrie sowie
die Nahrungsmittelindustrie und das Verlagswesen.
Hinter den Erwartungen geblieben sind im Jahr 2005 der Handel (+ 0,2 %), das Bauwesen (+ 0,2 %) und der Sektor
Öffentliche Verwaltung (- 2,0 %), in dem sich vor allem der fortgesetzte Personalabbau in der Bundesverwaltung
auswirkt.
Aufschwung hält laut WIFO auch im Jahr 2006 an - Wachstum im Bereich von 2,6 Prozent prognostiziert
Für Wiens Wirtschaft prognostiziert das WIFO für das Jahr 2006 ein Wachstum in der Höhe von rund
2,6 Prozent. Ähnlich hoch wird auch das österreichische Gesamt-Wirtschaftswachstum sein. Besonders profitieren
sollte Wiens Wirtschaft im Jahr 2006 von der dynamischen Entwicklung im angrenzenden Ost- und Mitteleuropa. Auch
der Tourismus boomt weiterhin. Die Tourismus-Halbjahresbilanz weist bereits ein Nächtigungsplus von 8,8 %
Prozent (+ 342.000 Nächtigungen) aus.
Weitere positive Impulse werden 2006 von der Bauwirtschaft vor allem vom Tief- und Wirtschaftsbau sowie vom Dienstleistungssektor
erwartet. Ein wichtiges Signal, dass der Dienstleistungsbereich weiter wächst, ist die aktuelle Beschäftigungsentwicklung
in diesem Bereich. Hier haben sich im ersten Halbjahr 2006 die Unternehmensdienste (+5,7%), sowie der Gesundheits-
(+4,9%) und Ausbildungsbereich (+5,1%) besonders dynamisch entwickelt. Im Aufwind befindet sich auch weiterhin
die Industrie und die Sachgüterproduktion, die von steigenden Exporten und Investitionen profitiert. So ist
im ersten Quartal der technische Produktionswert der Industrie in Wien um 10,4 Prozent und die abgesetzte Produktion
bereits um +12,2 Prozent gestiegen.
30 Millionen Euro Förderpaket für Wiener Klein- und Mittelbetriebe zur Unterstützung des Konjunkturaufschwungs
Die Wiener Landesregierung hat im April eines der größten zusätzlichen Förder- und
Finanzierungspakete für die Wiener Klein- und Mittelbetriebe beschlossen. Insgesamt stehen 30 Millionen Euro
zur Verfügung, die zur Hälfte jeweils aus Mitteln der austria wirtschaftsservice (aws) und des Landes
Wien aufgebracht werden.
Von diesen 30 Millionen Euro werden 15 Millionen über den WWFF im Rahmen von drei Förderwettbewerben
für Klein- und Kleinstbetriebe vergeben. Gefördert werden zum Beispiel der Einsatz neuer Technologien,
die Anschaffung moderner Geräte und Maschinen, aber auch Neuerungen in den Bereichen Produktentwicklung, Organisation,
Prozessablauf, Marketing oder im Bereich der Aus- und Weiterbildung von Mitarbeitern. Der erste Wettbewerb für
die Zielgruppe der Kleinbetriebe mit zwischen 16 und 49 Beschäftigten ist bereits abgeschlossen. 31 Unternehmen
haben Projekte eingereicht. Welche Projekte gefördert werden, wird Ende September feststehen. Mit 29. Juni
wurde der Wettbewerbe für Betriebe mit 6 bis 15 Beschäftigten und am 25. Juli der Wettbewerb für
die Kleinstbetriebe mit bis zu 5 Beschäftigen gestartet. Noch bis Ende September bzw. Oktober können
die Betriebe ihre Projekte beim WWFF einreichen.
Weitere 15 Millionen Euro stehen für die Förderung von mittleren Unternehmen (50 bis 249 Mitarbeiter)
bereit. Diese Förderschiene wird von der austria wirtschaftsservice abgewickelt.
Internationalisierungsförderung als Basis für künftiges Wachstum
Die verstärkte Internationalisierung der Wiener Betriebe ist einer der wichtigsten Faktoren für
den künftigen Erfolg der Wiener Wirtschaft. Mit der Internationalisierungsförderung tragen WWFF und Wirtschaftskammer
Wien gemeinsam zur Ankurbelung von Konjunktur und Export bei. Bis Ende Juni 2006 konnten 62 Anträge - um 16
mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres - gezählt werden. Diesen Unternehmen wurden 746.079 Euro Förderung
zugesagt. Über zwei Millionen Euro an Gesamtinvestitionen werden damit ausgelöst. Diese Förderung
ist im Jahr 2006 mit insgesamt 1,5 Millionen Euro dotiert.
Unterstützung für GründerInnen und JungunternehmerInnen
Gemeinsam mit der austria wirtschaftsservice (aws) bietet der WWFF auch Förderungen für JungunternehmerInnen
an. Dabei werden die Gründung oder Übernahme eines Betriebes, das Ansparen von Eigenkapital zur Unternehmensgründung
sowie Investitionen mit hohem Innovations- und Wachstumspotenzial gefördert. Allein die Stadt Wien hat im
Rahmen dieser Förderung im ersten Halbjahr 2006 bereits über 70 GründerInnen und JungunternehmerInnen
mit über 200.000 Euro unterstützt. Darüber hinaus unterstützt der WWFF Jungunternehmer auch
mit maßgeschneiderten Immobilienangeboten. Jüngstes Beispiel ist das Tech21, das im Herbst eröffnet
wird. Dabei handelt es sich um einen weiteren 5.500 Quadratmeter großen Gewerbehof im 21. Bezirk. Insgesamt
gibt es in Wien inklusive Tech21 bereits sieben Gewerbehöfe. |