100 Jahre Führerschein in Österreich  

erstellt am
11. 08. 06

Aller erste Führerscheinprüfung schon am 14. August 1893 in Frankreich durchgeführt
Wien (arbö) - In Österreich liegt die Geburtsstunde der amtlichen Führerscheinprüfung genau 100 Jahre zurück, recherchierte der ARBÖ. Eine Ministerialverordnung, die für den österreichischen Teil der k.k.-Monarchie galt, schrieb 1906 die Einführung von Erkennungszeichen (Kfz-Kennzeichen) sowie die Prüfung der Wagenlenker vor. "Die Angst vor der Maschine war damals groß, darum wurde vor allem die Technik des Vehilkels und weniger der Lenker geprüft", erzählt Christian Rapp, vom technischen Museum Wien.

Bereits einige Jahre früher wurde in Frankreich die aller erste Führerscheinprüfung abgehalten: Am 14. August 1893 (also vor genau 113 Jahren) verordnete der damals neuernannte Polizeipräsident Louis Lépine allen Besitzern von "Motorwägen" eine Prüfung. Geprüft wurden die ersten mutigen Führerscheinanwärter von Bergbauingenieuren, die sich zum damaligen Zeit im Bereich Technik am besten auskannten.

In Österreich begannen die ersten Anzeichen für Fahrgenehmigungen bereits 1892. Graf Siegfried Wimpffen suchte damals bei der Wiener Polizei, Referat für Spektakel, um eine Genehmigung zum Betrieb eines Dampf-Automobils an. "Im Rahmen einer Dampfkesserprüfung wurde die Maschine auf ihre Tauglichkeit getestet.", so Rapp. Eine Kommission, der der Rektor der Wiener Technischen Hochschule sowie Beamte des Magistrates und der Polizei angehörten, erteilten dann die erste Konzession". Bis zur nächsten Genehmigung dauerte es allerdings vier Jahre: 1896 erhielt Ludwig Lohner die Berechtigung zum Betrieb eines Benzin-Motorwagens.

"Die Dampfkesselprüfung gibt es auch heute noch", berichtet Rapp, der Kurator für eine Ausstellung zur Geschichte der Autofahrer in Wien ist. "Lokführer, die heute eine Dampflok fahren, müssen diese Dampfkesselprüfung absolvieren. Sie müssen das technischen Know-how besitzen, um diese alten Maschinen richtig bedienen zu können".

1896 erteilte der k.k Statthalter im Erzherzogtum Österreich unter der Enns eine Verordnung zur landesgesetzlichen Regelung für den Kraftfahrzeugverkehr, die Bestimmungen für das Fahren mit Automobilwagen und Motorrädern regelte. Dort findet man auch die Linksfahrordnung für Niederösterreich, die festlegte "links zu fahren, links auszuweichen und rechts vorzufahren". Von den wenigen Automobilisten, die damals unterwegs waren, hielt sich jedoch kaum jemand daran. Außerdem gab es niemanden, der den Verkehr regelte. Auch Vorrangregeln oder Verkehrszeichen fehlten noch.

"Vademekum für 16 Straßensignale"
1902 schlug die "Association Generale Automobile" vor, 16 Straßensignale aufzustellen. Damit konnte sie jedoch nicht alle Automobilisten begeistern. Am 30. November 1902 schrieb beispielsweise die "Allgemeine Automobil-Zeitung", dass "durch die Einführung von so vielen Zeichen leicht eine Verwechslung herbeigeführt werde, und der Automobilist stets ein kleines Vademekum (= Leitfaden, Anm.) bei sich führen müsse, um seinem Gedächtnis nachzuhelfen". Dazu ein ARBÖ-Vergleich: Heute müssen sich die Kraftfahrer durch einen Wald von mindestens 2 Millionen Schilder österreichweit kämpfen. Und das ganz ohne "Vademekum".

Jüngere Geschichte des Führerscheins
Auch in der jüngeren Geschichte des Führerscheins und der dazugehörigen Prüfung hat sich einiges verändert:

1998 wurde die mündliche Prüfung durch Fragen aus dem Computer ersetzt. Seit 2003 ist die so genannte Mehrphasenausbildung für Führerscheinkandidaten in Kraft, Führerscheinneulinge müssen nach der eigentlichen Fahrprüfung zeitlich gestaffelt zwei Perfektionsfahren (in den Fahrschulen), ein Fahrsicherheitstraining (z.B. beim ARBÖ) und ein verkehrspsychologisches Gespräch absolvieren, um den Schein behalten zu dürfen. Am 1.Juli 2005 wurde in Österreich das Vormerksystem eingeführt. Seit 1. März dieses Jahres gibt es den 1955 geborenen rosa Schein nur mehr in Scheckkartenformat und aus widerstandsfähigem Plastik. Das heißt, in der Waschmaschine irrtümlich ausgebleichte, lappige Lenkerberechtigungen gehören nun endgültig der Vergangenheit an.

Ab 11. Oktober 2006 ist übrigens die Ausstellung "Spurwechsel - Geschichte der Autofahrer Wiens" im technischen Museum in Wien zu besichtigen.
     
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