Paris (esa) - Nun hat es auch Europa bis zum Mond geschafft. Wenn Sie den Mond am Morgen des 3. September
nach gegenwärtigen Schätzungen um ca. 07.40 Uhr MESZ genau beobachten, werden Sie vielleicht sogar die
Landung einer europäischen Raumsonde auf seiner Oberfläche erleben können.
Das Abenteuer begann im September 2003, als die ESA-Mondsonde SMART-1 an Bord einer Ariane-5-Trägerrakete
von Europas Raumflughafen in Kourou (Französisch-Guayana) in die Erdumlaufbahn startete. SMART-1 ist eine
kleine, 366 kg schwere, unbemannte Raumsonde, die ohne ihre 14 m großen, beim Start zusammengefalteten Sonnensegel
fast in einen nur 1 m breiten Würfel passen würde.
Nach dem Start und der Einbringung in die erdnahe Umlaufbahn vergrößerte SMART-1, von ihrem hochinnovativen,
elektrischen Ionentriebwerk angetrieben, in immer weiteren spiralförmigen Umlaufbahnen ihren Abstand zur Erde,
um nach einer ca. 14 Monate langen Reise auf die Mondumlaufbahn zu gelangen.
Auf ihrer spiralförmigen Reise legte die Raumsonde ca. 100 Millionen km zurück, um die 385 000 km große
Entfernung zwischen Erde und Mond zu überbrücken. Dabei verbrauchte das äußerst effiziente
Triebwerk lediglich 50 Liter Xenon-Treibstoff! Die Sonde wurde im November 2004 vom Schwerefeld des Mondes erfasst
und führt seitdem auf einer elliptischen Bahn um seine Pole ihre wissenschaftlichen Beobachtungen durch. SMART-1
ist derzeit die einzige Sonde auf einer Mondumlaufbahn und soll den Weg für die ab 2007 startenden internationalen
Mondorbiter ebnen.
Die Mission von SMART-1 geht nun ihrem Ende entgegen. In der Nacht von Samstag, den 2. auf Sonntag, den 3. September
wird bei einer Beobachtung des Mondes mit einem leistungsstarken Teleskop vielleicht etwas ganz Besonderes zu sehen
sein. Denn wie die meisten ihrer Vorgänger wird dann auch SMART-1 ihre Entdeckungsreise mit einer relativ
abrupten Landung auf dem Mond beenden. Die Sonde wird um 07.41 Uhr MESZ (05.41 Uhr GMT) in der mittleren Südregion
der der Erde zugewandten Seite des Mondes in dem unter dem Namen „Lake of Excellence” bekannten Gebiet aufschlagen.
Der Missionsabschluss naht
Nachdem SMART-1 in einer Entfernung von 300 bis 10 000 km 16 Monate lang auf einer elliptischen Umkreisung der
Mondpole wissenschaftliche Ergebnisse zusammentrug, geht die Mission nun ihrem Ende entgegen. Die Sonde befindet
sich derzeit in einer Höhe von unter 300 km über der Mondoberfläche und wird dort einige Gebiete
näher beobachten, bevor sie ihre in Ort und Zeit festgelegte Landung auf dem Mond vollziehen wird. Anschließend
wird sie ihr Leben beenden.
Mit einer Aufprallgeschwindigkeit von nur 2 km/Sek. wird SMART-1 einen 5 bis 10 m breiten und ca. 1 m tiefen Krater
schlagen, was in etwa dem Einschlagkrater eines 2 kg schweren Meteoriten auf der bereits stark von natürlichen
Einschlägen gezeichneten Mondoberfläche entspricht.
Die letzten Minuten vor dem Aufprall werden im Satellitenkontrollzentrum der ESA (ESOC) in Darmstadt nahe Frankfurt
Schritt für Schritt überwacht werden.
Letzte Einsatzhöhepunkte von SMART-1
Bereits im Juni und Juli wurden vom ESOC aus mehrmals die Triebwerke der Sonde gezündet, um Zeit und Ort des
Aufpralls von SMART-1 auf der Mondoberfläche zu optimieren. Diese Art der Entsorgung einer Raumsonde wurde
bereits bei zahlreichen Missionen angewendet und bietet die Möglichkeit, wissenschaftliche Erkenntnisse über
die Auswirkungen eines solchen Aufschlags zu gewinnen.
Durch die verschiedenen Manöver und Geschwindigkeitsregulierungen wurden Zeit und Ort des Aufpralls verändert,
der zuvor für Mitte August auf der erdabgewandten Seite des Mondes geplant war. Nach aktuellen Schätzungen
soll der Aufschlag nun am Sonntag, den 3. September um 07.41 Uhr MESZ (05.41 Uhr GMT) auf der der Erde zugewandten
Seite erfolgen.
„Die Missionskontrolleure und Flugingenieure haben die Manöverdaten analysiert, um diese Schätzungen
zu bestätigen und noch detailliertere Angaben zu erhalten”, so Octavio Camino-Ramos, der Betriebsleiter für
SMART-1 im ESOC. „Für den 25. August sind umfangreiche, für die Nacht von 1. auf 2. September kleinere
Kurskorrekturen geplant, die sich noch auf die endgültige Aufprallzeit auswirken könnten.“
Die Beobachtung des Aufpralls wird mit mehreren großen Bodenteleskopen erfolgen. Dabei stehen folgende Ziele
im Vordergrund:
- Untersuchung der physikalischen Auswirkungen (abgesprengtes Material, Aufprallmasse, -dynamik und -energie);
- Analyse der Oberflächenchemie durch die Messung der Strahlung des abgesprengten Materials („Spektren“);
- Technologische Analyse der Sonde zur besseren Vorbereitung künftiger Aufprallexperimente (z.B. dem Einsatz
von Satelliten zum Abfangen von für die Erde bedrohlichen Meteoriten).
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