Wien (pr & d) - Die HirnstromAktivität (EEG) während des Schlafes steht in engem Zusammenhang
mit der individuellen Gedächtnisleistung. Diesen Zusammenhang konnten österreichische WissenschafterInnen
im Rahmen eines Projekts des Wissenschaftsfonds FWF feststellen und mit einer aktuellen Publikation erneut bestätigen.
Da sich diese mittels Elektroencephalographie (EEG) gemessenen Hirnströme durch Neurofeedback auch trainieren
lassen, ergibt sich aus dem Projekt die langfristige Perspektive Gedächtnisleistung positiv zu beeinflussen.
Im Schlaf finden nicht nur Erholungsvorgänge statt, sondern auch andere wichtige Funktionen. Durch die Elektroencephalographie
wurde es auch möglich die komplizierten und vielfältigen elektrischen Phänomene während des
Schlafes zu beobachten der Schlaf ist ein dynamischer Prozess.Auf und Ab Die grafischen Darstellungen der
EEG-Messungen ergeben oftmals typische Muster. Ein solches die so genannte Schlafspindel ist durch
das sporadische Auftreten eines sehr raschen Auf und Ab der Hirnstromaktivität gekennzeichnet. Dieses Muster
tritt besonders häufig in der Schlafphase 2 einem Leichtschlafstadium auf.
Wie Dr. Manuel Schabus von der Abteilung für Physiologische Psychologie, Universität Salzburg, gemeinsam
mit KollegInnen der Universitätsklinik für Neurologie und der Universitätsklinik für Psychiatrie
der Medizinischen Universität Wien (MUW) zeigen konnte, sind Schlafspindeln viel mehr als Indikatoren der
Schlafphase. Im FWF-Projekt "Sleep and Memory Consolidation" (Projektleiter Univ.-Prof. DDr. Josef Zeitlhofer)
wurde unter anderem herausgefunden, dass die Häufigkeit von Schlafspindeln mit Gedächtnisleistungen im
deklarativen Gedächtnis korreliert. Dazu Dr. Schabus: "Mit unserer aktuellen Publikation haben wir die
Daten, die wir gemeinsam mit den Universitätskliniken für Neurologie und Psychiatrie der MUW erstmals
im April veröffentlicht haben, überzeugend bestätigen können. Es gibt kaum mehr Zweifel, dass
Schlafspindeln eine Aussage über allgemeine Lern- und Denkfertigkeiten zulassen."
Wie im Schlaf Im Rahmen der jetzt publizierten Untersuchung wurde das Auftreten von spindelähnlichen Hirnströmen
gewissermaßen "trainiert" und im Schlaflabor gemessen. In diesem verbrachten die schlafenden TeilnehmerInnen
die Nacht während ihre Hirnstromaktivitäten abgeleitet wurden. Zuvor wurden jedoch die Gedächtnisleistungen
anhand eines Tests festgestellt, bei dem Wortpaare erst gelernt, und später wieder erinnert werden mussten.
Dr. Schabus zu den Ergebnissen der aktuellen Studie: "Aufgrund der Gedächtnisleistungen teilten wir die
TeilnehmerInnen in zwei Gruppen ein. Von den gelernten Wortpaaren, merkten sich die weniger guten TeilnehmerInnen
nur rund ein Drittel, wogegen die bessere Gruppe mehr als die Hälfte richtige Erinnerungen hatte. Wir waren
wirklich überrascht als wir feststellten, wie eindeutig diese Leistungen im Zusammenhang mit der jeweiligen
Spindelaktivität im Schlaf standen. So hatten zwei Drittel der TeilnehmerInnen der Gruppe mit geringerer Gedächtnisleistung
auch deutlich geringere Schlafspindelaktivitäten als jene in der Gruppe mit höheren Gedächtnisleistungen."
Die beschriebenen Gehirnmuster scheinen tatsächlich eine zentrale Eigenschaft des Gehirns widerzuspiegeln.
Dr. Schabus erklärt: "Šdas Zusammenspiel tief liegender Gehirnstrukturen mit der Hirnrinde (Kortex) ist
von Vorteil für alle möglichen Fertigkeiten wie Gedächtnisleistungen, Denkfertigkeiten bis zum einfachen
Kreuzworträtsel-Lösen. Möglicherweise erlauben Schlafspindeln einen Einblick in effiziente und gut
ausgebildete Bahnen und Vernetzungen verschiedener Gehirnareale."
In der aktuellen Arbeit wurde analysiert, ob die bewusste Manipulation der eigenen Spindelaktivität Auswirkungen
auf Gedächtnisleistungen hat. ProbandInnen lernten mittels Neurofeedback gewisse Phänomene ihrer Hirnstromaktivität
zu beeinflussen. Tatsächlich wurde zunächst zwar keine direkte Auswirkung auf die Gedächtnisleistung
gemessen, doch konnten spindelähnliche Hirnstromaktivitäten gesteigert werden. Sollte sich mit intensiverem
Training zeigen, dass auch eine Beeinflussung der Schlaf-Spindelaktivität möglich ist, könnte das
Auswirkungen auf eine Verbesserung der Gedächtnisleistung haben.
Aktuelle Veröffentlichung: Berner and Schabus et. al., The Significance of Sigma Neurofeedback Training
on Sleep Spindles and Aspects of Declarative Memory, Applied Psychophysiology and Biofeedback, 2006
Veröffentlichung April 2006 : Schabus et. al., Sleep spindle-related activity in the human EEG and its relation
to general cognitive and learning abilities, European Journal of Neuroscience, 23, 17381746, 200 |