Wie gut ist unser Gedächtnis? Antworten im Schlaf!  

erstellt am
17. 08. 06

Wien (pr & d) - Die Hirnstrom­Aktivität (EEG) während des Schlafes steht in engem Zusammenhang mit der individuellen Gedächtnisleistung. Diesen Zusammenhang konnten österreichische WissenschafterInnen im Rahmen eines Projekts des Wissenschaftsfonds FWF feststellen und mit einer aktuellen Publikation erneut bestätigen. Da sich diese mittels Elektroencephalographie (EEG) gemessenen Hirnströme durch Neurofeedback auch trainieren lassen, ergibt sich aus dem Projekt die langfristige Perspektive Gedächtnisleistung positiv zu beeinflussen.

Im Schlaf finden nicht nur Erholungsvorgänge statt, sondern auch andere wichtige Funktionen. Durch die Elektroencephalographie wurde es auch möglich die komplizierten und vielfältigen elektrischen Phänomene während des Schlafes zu beobachten ­ der Schlaf ist ein dynamischer Prozess.Auf und Ab Die grafischen Darstellungen der EEG-Messungen ergeben oftmals typische Muster. Ein solches ­ die so genannte Schlafspindel ­ ist durch das sporadische Auftreten eines sehr raschen Auf und Ab der Hirnstromaktivität gekennzeichnet. Dieses Muster tritt besonders häufig in der Schlafphase 2 ­ einem Leichtschlafstadium ­ auf.

Wie Dr. Manuel Schabus von der Abteilung für Physiologische Psychologie, Universität Salzburg, gemeinsam mit KollegInnen der Universitätsklinik für Neurologie und der Universitätsklinik für Psychiatrie der Medizinischen Universität Wien (MUW) zeigen konnte, sind Schlafspindeln viel mehr als Indikatoren der Schlafphase. Im FWF-Projekt "Sleep and Memory Consolidation" (Projektleiter Univ.-Prof. DDr. Josef Zeitlhofer) wurde unter anderem herausgefunden, dass die Häufigkeit von Schlafspindeln mit Gedächtnisleistungen im deklarativen Gedächtnis korreliert. Dazu Dr. Schabus: "Mit unserer aktuellen Publikation haben wir die Daten, die wir gemeinsam mit den Universitätskliniken für Neurologie und Psychiatrie der MUW erstmals im April veröffentlicht haben, überzeugend bestätigen können. Es gibt kaum mehr Zweifel, dass Schlafspindeln eine Aussage über allgemeine Lern- und Denkfertigkeiten zulassen."

Wie im Schlaf Im Rahmen der jetzt publizierten Untersuchung wurde das Auftreten von spindelähnlichen Hirnströmen gewissermaßen "trainiert" und im Schlaflabor gemessen. In diesem verbrachten die schlafenden TeilnehmerInnen die Nacht während ihre Hirnstromaktivitäten abgeleitet wurden. Zuvor wurden jedoch die Gedächtnisleistungen anhand eines Tests festgestellt, bei dem Wortpaare erst gelernt, und später wieder erinnert werden mussten.

Dr. Schabus zu den Ergebnissen der aktuellen Studie: "Aufgrund der Gedächtnisleistungen teilten wir die TeilnehmerInnen in zwei Gruppen ein. Von den gelernten Wortpaaren, merkten sich die weniger guten TeilnehmerInnen nur rund ein Drittel, wogegen die bessere Gruppe mehr als die Hälfte richtige Erinnerungen hatte. Wir waren wirklich überrascht als wir feststellten, wie eindeutig diese Leistungen im Zusammenhang mit der jeweiligen Spindelaktivität im Schlaf standen. So hatten zwei Drittel der TeilnehmerInnen der Gruppe mit geringerer Gedächtnisleistung auch deutlich geringere Schlafspindelaktivitäten als jene in der Gruppe mit höheren Gedächtnisleistungen." Die beschriebenen Gehirnmuster scheinen tatsächlich eine zentrale Eigenschaft des Gehirns widerzuspiegeln. Dr. Schabus erklärt: "Šdas Zusammenspiel tief liegender Gehirnstrukturen mit der Hirnrinde (Kortex) ist von Vorteil für alle möglichen Fertigkeiten wie Gedächtnisleistungen, Denkfertigkeiten bis zum einfachen Kreuzworträtsel-Lösen. Möglicherweise erlauben Schlafspindeln einen Einblick in effiziente und gut ausgebildete Bahnen und Vernetzungen verschiedener Gehirnareale."

In der aktuellen Arbeit wurde analysiert, ob die bewusste Manipulation der eigenen Spindelaktivität Auswirkungen auf Gedächtnisleistungen hat. ProbandInnen lernten mittels Neurofeedback gewisse Phänomene ihrer Hirnstromaktivität zu beeinflussen. Tatsächlich wurde zunächst zwar keine direkte Auswirkung auf die Gedächtnisleistung gemessen, doch konnten spindelähnliche Hirnstromaktivitäten gesteigert werden. Sollte sich mit intensiverem Training zeigen, dass auch eine Beeinflussung der Schlaf-Spindelaktivität möglich ist, könnte das Auswirkungen auf eine Verbesserung der Gedächtnisleistung haben.

Aktuelle Veröffentlichung: Berner and Schabus et. al., The Significance of Sigma Neurofeedback Training on Sleep Spindles and Aspects of Declarative Memory, Applied Psychophysiology and Biofeedback, 2006

Veröffentlichung April 2006 : Schabus et. al., Sleep spindle-related activity in the human EEG and its relation to general cognitive and learning abilities, European Journal of Neuroscience, 23, 1738­1746, 200
     
zurück