Burgstaller: Gedankliche Vorbehalte beseitigen und realistische Berufsbilder
schaffen
Salzburg (lk) - Der Frauenanteil in der österreichischen Forschungslandschaft entwickelt sich
positiv – doch es könnten noch mehr sein. Landeshauptfrau Gabi Burgstaller will mehr junge Frauen für
IT-Wissenschaft motivieren und setzt sich für Nachwuchsförderung ein. Die Landesforschungsgesellschaft
Salzburg Research fördert mit Gender Mainstreaming-Maßnahmen die Chancengleichheit im Unternehmen.
„Salzburg Research setzt mit den gendergerechten, innerbetrieblichen Maßnahmen die richtigen Schritte. Ich
möchte Frauen ausdrücklich motivieren, eine Karriere in der IT-Forschung einzuschlagen. Informations-
und Kommunikationstechnologien (IKT) sind inhaltlich höchst spannend. Ausgezeichnete Job-Perspektiven sind
ein weiterer Grund der dafür spricht“, fordert Landeshauptfrau Gabi Burgstaller junge Frauen auf. „Ein wichtiger
Schritt ist, Mädchen rechtzeitig für IKT zu begeistern und sie in den Phasen der Berufsorientierung umfassend
zu informieren“, so Burgstaller. Es gehe darum, gedankliche Vorbehalte zu beseitigen und realistische Berufsbilder
zu schaffen. Nur so schaffen wir es, die Frauenquote in der technologischen Wissenschaft und Forschung zu erhöhen.
Das Land Salzburg unterstützt die ditact_women´s IT summer studies, die derzeit an der Universität
Salzburg stattfinden. Zahlreiche spannende Workshops und Vorträge richten sich gezielt an Schülerinnen,
Studentinnen und junge Wissenschafterinnen.
Das Land hat auf die Notwendigkeit der Nachwuchsförderung reagiert. Ab kommendem Semester wird ein forschungszentriertes
Diplomand(inn)enseminar von Salzburg Research und Fachhochschule Salzburg starten. Diese Maßnahme ist bereits
Bestandteil der Leistungsvereinbarung zwischen der Forschungsgesellschaft und dem Land Salzburg als Eigentümer.
Gezielter Einsatz frauenfördernder Maßnahmen
Frauen sind in der Branche der Informations- und Kommunikationstechnologien nach wie vor unterrepräsentiert.
Die außeruniversitäre Forschungslandschaft Österreichs ist da nicht anders, obwohl der Anteil der
Wissenschafterinnen kontinuierlich ansteigt. Siegfried Reich, Geschäftsführer der Salzburg Research,
kennt die Situation: „Auf eine kürzlich ausgeschriebene Forschungsstelle mit Informatik-Schwerpunkt hatten
wir bei den Bewerbungen eine Geschlechterquote von 1:7. Der Anteil der Bewerberinnen steigt an, je sozialwissenschaftlicher
das Jobprofil ist.“
Die Landesforschungsgesellschaft ist auf Forschung und Entwicklung im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologien
spezialisiert. Obwohl interdisziplinär gearbeitet wird, sind Informatik und Softwaretechnologien die fachlichen
Schwerpunkte. Besonders in diesen Segmenten ist die geringe Anzahl studierender Frauen – und folglich der Überhang
männlicher Bewerber für ausgeschriebene Stellen – zu spüren. In der Personalpolitik setzt Salzburg
Research gezielt frauenfördernde Maßnahmen ein. „Flexible Arbeitszeitmodelle, Telearbeit und die Förderung
von Nachwuchsforscherinnen sind bei uns gelebte Praxis“, so Reich weiter. „Konferenzbesuche, die den Eintritt in
die wissenschaftliche Fachcommunity unterstützen und firmeninterne Mentoringprogramme zielen darauf ab, die
Know-how-Entwicklung und vor allem den Netzwerkaufbau von jungen Frauen zu unterstützen.“ Möglichst frühzeitig
zu renommierten Expertinnen und Experten Kontakt aufzubauen ist gerade in Wissenschaft und Forschung entscheidend
für die eigene Reputation.
Was nicht gemessen wird ist nicht zu steuern
Entsprechend diesem Managementgrundsatz erhebt Salzburg Research seit 2002/2003 in der Wissensbilanz die
so genannten FEMtech Kennzahlen. Das ist ein Set von Indikatoren, die dem Gender Mainstreaming zum Durchbruch verhelfen
und Forschungseinrichtungen bei der Personalentwicklung unterstützen. Darüber hinaus beteiligte sich
die Landesforschungsgesellschaft auch heuer wieder am Gender Booklet der außeruniversitären Forschung,
das am 23. August in Alpbach präsentiert wurde. Jährlich werden statistische Zahlen über das wissenschaftliche
Personal der außeruniversitären Forschungseinrichtungen in Österreich gesammelt, ausgewertet und
im Monitoring-Bericht analysiert. „Erfreulich ist für uns, dass Salzburg Research bei Neueintritten junger
Wissenschafter/innen ein geschlechtlich ausgewogenes Verhältnis erzielen konnte“, resümiert Siegfried
Reich. Gleiches gilt für die Gruppe der Principal Scientist – also der erfahrenen, älteren Forscher und
Forscherinnen. Ebenso erfreulich, im Gegensatz zur österreichweiten Situation, ist die Verteilung von Frauen
und Männer im Aufsichtsrat und Betriebsrat. Das Geschlechterverhältnis ist beispielgebend und der Vorsitz
wird in beiden Gremien von einer Frau eingenommen. Seit vergangenem Jahr führt Dritte Landtagspräsidentin
Gudrun Mosler-Törnström den Aufsichtsrat der Salzburg Research an.
„Insgesamt wünschen wir uns aber mehr Frauen, die sich bereits in jungen Jahren für die spannende Welt
der Informations- und Kommunikationstechnologien begeistern und eine wissenschaftliche Karriere einschlagen möchten“,
räumt der Salzburg Research Geschäftsführer ein.
Change Agents können sensibilisieren und Hürden abbauen
Um junge Mädchen für Informatik, IT-Wissenschaften und IKT-Ausbildungen zu begeistern, muss bereits
in den Phasen der Berufsorientierung angesetzt werden. Im internationalen Projekt „PRO::ICT“ (Promoting ICT to
Female Students), unter der Leitung von Salzburg Research, wurden eine Reihe von Sensibilisierungsmaßnahmen,
Tagungen und Vorträgen für jene Zielgruppen veranstaltet, die in der beruflichen Orientierungsphase junger
Menschen eine entscheidende Rolle spielen – sogenannte „Change Agents“. Dazu zählen beispielsweise Eltern,
Lehrerinnen und Lehrer, Lehrende an Hochschulen, Berufsberaterinnen und -berater und Verantwortliche im Personalmanagement.
Für diese Change Agents wurde in PRO::ICT ein dreiwöchiges eLearning-Modul zum gendersensiblen Training
entwickelt. Ergänzend dazu stellt die PRO::ICT Datenbank eine Sammlung von Best Practice Trainingsmaterialien
zur Verfügung. Das Angebot unterstützt Change Agents dabei, rasch auf gendergerechtes, didaktisches Material
zugreifen zu können und für Workshops, Unterrichtseinheiten oder Beratungsgespräche zu verwenden.
PRO::ICT wurde letztes Jahr beendet. Die Rückmeldungen auf das Pilotprojekt waren so motivierend, dass Salzburg
Research die Fortsetzung des Projektes bei der Leonardo-Stelle beantragte. Damit möchte man das Angebot erweitern,
nachhaltig sicherstellen und den Grundgedanken „Mädchen, ran die Technik“ weiterführen. |