Nach plus 3 Prozent 2005 gewinnt das Umsatzwachstum
der Branche 2006 noch an Tempo, die Exportnachfrage bleibt dabei die treibende Kraft
Wien (ba-ca) - Die aktuelle Konjunkturentwicklung der Nahrungs- und Genussmittelindustrie lässt für
das Gesamtjahr 2006 ein Umsatzwachstum von 4 Prozent nominell erwarten und damit ein Umsatzvolumen von rund 12,6
Milliarden Euro. Das Branchenwachstum lag schon 2005 deutlich über dem eigenen Zehn-Jahres-Durchschnitt von
etwa 2 Prozent im Jahr, aber wieder klar unter dem Industriedurchschnitt von 5 Prozent. Das ist das Ergebnis des
jüngsten Branchenberichts der Bank Austria Creditanstalt (BA-CA) Konzernvolkswirtschaft. Der Optimismus der
Unternehmen erreichte zur Jahresmitte 2006 ein bemerkenswertes Ausmaß: Die Zahl der industriellen Nahrungsmittelverarbeiter,
die in den nächsten Monaten weitere Zuwächse erwarteten, lag um mehr als ein Fünftel über der
Zahl pessimistischer Unternehmen. Der Optimismus der Industriebetriebe basiert maßgeblich auf der anhaltend
kräftigen Exportnachfrage. Bis zum Mai 2006 sind die Exporte von Nahrungsmittel aus Österreich um 12
Prozent, die Getränkeexporte sogar um mehr als 20 Prozent gestiegen.
"Ein Großteil der Unternehmen der Nahrungs- und Genussmittelverarbeitung ist mit gesättigten Märkten,
sparsamen Konsumenten und preisaggressiven Händlern konfrontiert, kann allerdings im Inland mit einer stabilen
Grundnachfrage rechnen", so Günter Wolf von der BA-CA Konzernvolkswirtschaft. Das heißt, dass die
Branche insgesamt zwar wächst, langfristig aber nur in relativ geringem Tempo von etwa 2 Prozent nominell.
Kräftigere Zuwächse, wie sie in den Exportmärkten möglich sind, bleiben immer auf einen Teil
der Lebensmittelindustrie beschränkt. Nur ein Fünftel vom gesamten Branchenumsatz wird im Ausland erlöst.
In weiterer Folge wird sich die Marktbereinigung und Unternehmens-konzentration in der Branche trotz positiver
Konjunkturentwicklung fortsetzen. Die Beschäftigung in der Nahrungsmittelindustrie ist 2005 um 2,1 Prozent
und im ersten Halbjahr 2006 um weitere 0,6 Prozent gesunken. Seit 1995 sind in der Branche 13 Prozent beziehungsweise
11.000 Jobs verloren gegangen.
Das schwache Bevölkerungswachstum und der steigende Anteil älterer Menschen bremsen den Kalorien- und
damit den Nahrungsmittelverbrauch in Österreich - wie in den meisten westeuropäischen Ländern. Gleichzeitig
wächst zwar die Nachfrage nach höherwertigeren und teureren Lebensmittel, kann aber die Einbußen
aufgrund der demografischen Veränderungen nur zum Teil kompensieren. "Langfristig wächst der Lebensmittelmarkt
nur mit unterdurchschnittlichem Tempo", hält Branchenanalyst Wolf fest, "Die Ausgaben für Nahrungsmittel
und Getränke der österreichischen Haushalte sind in den 70er und 80er Jahren noch um mehr als 4 Prozent,
in den letzten zehn Jahren nur mehr um durchschnittlich 1,2 Prozent im Jahr gestiegen." Der Anteil der Nahrungs-
und Genussmittelausgaben am Konsum ist in den letzten 25 Jahren von 16 Prozent auf unter 10 Prozent, insgesamt
13,4 Milliarden Euro, gesunken.
Österreichs Konsumentinnen unterscheiden sich in ihrem Nahrungsmittelkonsum kaum von anderen Westeuropäern:
Je nach Land liegt der Anteil der Lebensmittelausgaben am privaten Konsum bei 8 bis 12 Prozent. Nennenswerte Wachstumspotenziale
stecken aber noch in den Nahrungsmittelmärkten Osteuropas, wo die Haushalte weiterhin 15 bis 25 Prozent ihres
Budgets für Nahrungsmittel ausgeben. So konnte die heimische Nahrungsmittelindustrie mit der EU-Osterweiterung
und dem Fall der letzten Handelsschranken einen wahren Exportboom in der Region verbuchen: die Nahrungsmittellieferungen
aus Österreich sind 2004 und 2005 um durchschnittlich 26 Prozent im Jahr gestiegen, in die EU-25 insgesamt
noch um rund 9 Prozent im Jahr. Schon jetzt sind die neuen Mitgliedsländer Ziel von 16 Prozent aller österreichischen
Lebensmittelexporte, die EU-25 insgesamt von 82 Prozent.
BA-CA Ökonom Günter Wolf: "Die heimische Nahrungsmittelindustrie ist nicht nur in den viel zitierten
Wachstumsmärkten erfolgreich. Gemessen an den, in Teilbereichen eindrucksvollen, Exportergebnissen, ist die
Konkurrenzfähigkeit der Branche in den letzten Jahren sukzessive gestiegen, das Außenhandelsminus mit
Lebensmittel sukzessive gesunken." Seit 1995 verringerte sich das Defizit von 1,2 Milliarden Euro auf 1 Milliarde
Euro. Insgesamt wurden 2005 Lebensmittel im Wert von rund 4 Milliarden Euro exportiert und um 5 Milliarden Euro
importiert. Mit dem hohen Exportüberschuss mit Getränken von 1,1 Milliarden Euro, war die Bilanz sogar
im Plus. |