"Frauen stärker in den Friedensprozess miteinbeziehen"  

erstellt am
11. 09. 06

Präsidentin Prammer lud zu einer Podiumsdiskussion mit UNIFEM
Wien (pk) - Im Vorfeld des vom österreichischen Nationalkomitee für UNIFEM und UNIFEM Bratislava organisierten Workshop am 9. und 10. September in Wien lud die Zweite Präsidentin des Nationalrats, Barbara Prammer, zu einer Diskussion zum Thema "Women's impact on sustainable peace in the Balkans" ins österreichische Parlament ein. UNIFEM ist der Entwicklungsfonds der Vereinten Nationen für Frauen und eine eigenständige UN-Organisation mit Hauptsitz in New York.

Im Namen von Präsidentin Prammer konnte die ehemalige Frauenministerin und nunmehrige OSZE-Sonderbeauftragte für den Kampf gegen Menschenhandel, Helga Konrad, prominente Diskussionsteilnehmerinnen und –teilnehmer begrüßen, wie die geschäftsführende Direktorin von UNIFEM, Noeleen Heyzer, und den ehemaligen Hohen Repräsentanten der Internationalen Gemeinschaft in Bosnien und Herzegowina und jetzigen österreichischen Botschafter bei den Vereinten Nationen in Genf, Wolfgang Petritsch. Aus der konkreten Sicht von Frauen in der Region sprachen Edita Tahiri, die Vorsitzende der demokratischen Alternativen Partei des Kosovo, und die serbische Menschenrechtlerin Sonia Biserko. Moderiert wurde die Diskussion von der Kommunikationsleiterin für die östliche EU bei UNHCR in Budapest, Melita H. Sunjic, die über viele Jahre hinweg auch das Ressort Außenpolitik bei der "Wiener Zeitung" leitete.

Unter den interessierten Zuhörerinnen und Zuhörern befanden sich die Grün-Abgeordnete Ulrike Lunacek, die ehemalige Präsidentin des Bundesrats Helga Hieden-Sommer sowie die ehemalige Volksanwältin Evelyn Messner.

Frauen würden auch heute noch kaum in Friedensverhandlungen miteinbezogen, bedauerte Helga Konrad, obwohl gerade Frauen besonderen Risken ausgesetzt seien. Die Strategie der Konflikte habe sich geändert und setze in zunehmendem Maß auf Gewalt gegen die Zivilbevölkerung, von der vor allem Frauen durch Vergewaltigungen und sexuellen Missbrauch betroffen seien. Um einen dauerhaften Frieden auch sicherstellen zu können, bedürfe es im Friedensprozess einer genauen und umfassenden Analyse, der Umsetzung von Friedensstrategien und damit auch der Erfahrungen und Sichtweisen von Frauen. Friede sei mehr als das formale Ende eines Konflikts, betonte Konrad, vielmehr gehe es um die Umsetzung des demokratischen Prinzips und der Rechtsstaatlichkeit für die gesamte Bevölkerung.

Ebenso unterstrich Noeleen Heyzer die Notwendigkeit, die spezifischen Aspekte der Lebenssituation von Frauen in Friedensverhandlungen zu integrieren, damit die Sicherheit von Frauen nicht am Verhandlungstisch geopfert wird. Anders könne keine dauerhafte Basis für das friedliche Zusammenleben geschaffen werden. Friedensabkommen seien ein Rahmen, der direkte Auswirkungen auf die Gerechtigkeit zwischen Männern und Frauen habe. Der Neustart nach Beendigung von Konflikten gebe auch die Chance, eine neue Gesellschaft aufzubauen, in der Frauen die gleichen Rechte wie den Männern zugestanden werden. Man könne weder Frieden noch Gerechtigkeit aufbauen, wenn man einen Teil aus der Gesellschaft ausschließt, sagte Heyzer. Sexuelle Gewalt an Frauen sei ein Verbrechen und dürfe in keinem Fall als ein weniger schwerwiegendes Delikt angesehen werden. Als nächstes Ziel von UNIFEM nannte Heyzer, gemeinsame Anliegen und Positionen von Frauen über die Grenzen hinweg zu entwickeln.

Noeleen Heyzer konzentriert sich in ihrer Arbeit unter anderem auf die Förderung der wirtschaftlichen Unabhängigkeit von Frauen, die Einbeziehung von Frauen als Friedensakteurinnen in krisengeschüttelten Gebieten, die Bekämpfung des HIV-Virus sowie die Verhinderung von Gewalt gegen Frauen. Sie ist darüber hinaus Begründerin zahlreicher regionaler und internationaler Frauennetzwerke, die weltweit versuchen, die Lebensbedingungen von Frauen und "Gender-Gleichheit" zu erreichen.

Hauptanliegen von UNIFEM ist es mitzuhelfen, dass Frauen in der Politik auf allen Entscheidungsebenen miteinbezogen werden, sowohl in Friedenszeiten als auch in Kriegszeiten. Aus diesem Grund setzt sich UNIFEM vehement für die UN-Resolution 1325 vom 31. Oktober 2000 ein, in der der UN-Sicherheitsrat die Mitgliedstaaten auffordert, für eine stärkere Beteiligung von Frauen auf allen Ebenen der institutionellen Verhütung, Bewältigung und Beilegung von Konflikten Sorge zu tragen. Heute arbeitet UNIFEM in über 100 Ländern und hat 14 regionale Programmdirektorinnen sowie ein wachsendes Netzwerk von Gender-Beraterinnen und Expertinnen in Afrika, den Arabischen Staaten, in Asien, im pazifischen Raum, in Zentral- und Osteuropa, in Lateinamerika und im karibischen Raum. Zusätzlich wird die Arbeit von UNIFEM von 16 nationalen Komitees ehrenamtlich unterstützt.

Das österreichische Nationalkomitee wird derzeit von Brigitte Brenner und Irene Freudenschuss-Reichl geleitet. Es wurde im Oktober 1997 gegründet und hat sich vor allem zur Aufgabe gesetzt, durch Öffentlichkeitsarbeit für die Stärkung von Frauen tätig zu sein und die Bedeutung einer gender-spezifischen Sichtweise in der Entwicklungspolitik zu betonen. Neben der aktiven Mitarbeit an verschiedenen Frauenprojekten weltweit ist das österreichische Nationalkomitee für UNIFEM auch ständig darum bemüht, durch Fundraising die Finanzierung der Projekte zu sichern. Darüber hinaus werden regelmäßig Vorträge, Abendveranstaltungen und Podiumsdiskussionen organisiert.

Die Republik Österreich hat in den vergangene fünf Jahren ihre finanzielle Unterstützung für UNIFEM fast verdoppelt. Anlässlich einer Tagung zum Thema "Building Peace – Empowering Women" im April 2006 kündigte die österreichische Außenministerin Ursula Plassnik an, dass Österreich mit 300.000 Euro ein UNIFEM-Projekt unterstützen werde, mit dessen Hilfe sich Frauen im Kosovo, Serbien, Montenegro, Bosnien und Herzegowina organisieren und so eine aktive Rolle im Wiederaufbau und der Neuordnung ihrer Gesellschaften spielen können.
 
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