BAWAG  

erstellt am
06. 09. 06

Amon: Politisches Sittenbild für Umgang mit Verantwortung
Wien (övp-pk) - "Es ist inakzeptabel, wenn insbesondere ehemalige politische Verantwortungsträger ihre Aussage verweigern und von vornherein ankündigen, nicht in den Ausschuss zu kommen", so ÖAAB-Generalsekretär Werner Amon, der in einer Pressekonferenz am 05.09. einen Ausblick auf den am 06.09. stattfindenden BAWAG-RH-Unterausschuss gab. Von den geladenen Personen (die ehemaligen Finanzminister Dr. Andreas Staribacher, Mag. Viktor Klima und Rudolf Edlinger sowie Dr. Alexander Gancz, MMag. Dr. Christian Büttner und Dr. Wolfgang Flöttl) haben sich mit Ausnahme von Rudolf Edlinger und Christian Büttner alle entschuldigen lassen. "Dies ist ein Sittenbild, wie man hier mit politischer Verantwortung umgeht: Auf der einer Seite heißt es, man hat von allem nichts gewusst, auf der anderen Seite will man keine Verantwortung übernehmen und keine Auskunft im Ausschuss geben."

Wenn die parlamentarische Usance, dass man sich einer Ladung stelle, nicht mehr eingehalten werde, müsse man sich entsprechend des §40 der Nationalratsgeschäftsordnung eine Vorführung durch die politische Behörde überlegen. Aber es gebe offensichtlich gute Gründe, warum sich die geladenen Herren nicht den Fragen im Ausschuss stellen wollen. Der "außerordentlich kritische" Prüfbericht der Nationalbank aus dem Jahr 1994 hatte zu einem Bescheid des Finanzministeriums mit der Auflage von Prüfungen geführt - "in weiterer Folge gab es dann aber keine Prüfungen mehr. Warum hat nach dem Ministerwechsel niemand mehr in die BAWAG hineingeschaut?", fragte sich Amon. Wenn die SPÖ nun dem Finanzminister die Schuld am "gesamten Debakel" gebe, nehme er das zur Kenntnis. Aber: "Sie haben sich offensichtlich in der Jahreszahl geirrt."

Amon legte in der Pressekonferenz eine Anzeige an die Staatsanwaltschaft vor, die von zwei leitenden Mitarbeitern der BAWAG gegen BAWAG-Generaldirektor Walter Flöttl im Jahr 1994 eingebracht wurde. "Diese Personen haben bereits damals auf kriminelle Machenschaften in der BAWAG hingewiesen und auch ausdrücklich darauf, dass offenbar ein großer Verlust von Gewerkschaftsgeldern droht, dass der ÖGB-Streikfonds bedroht ist und sie nennen auch ausdrücklich den ÖGB-Präsidenten Verzetnitsch." Die Staatsanwaltschaft sei nach Erhalt der Anzeige an die Nationalbank herangetreten und habe nachgefragt. Die Nationalbank habe auf die Zuständigkeit des Finanzministeriums verwiesen, da ohne deren Auftrag keine Möglichkeit zu weiteren Untersuchungen bestehe. "Es gab kein Personalproblem in der Nationalbank - es war ausdrücklich nicht gewünscht von Seiten des Finanzministeriums, weitere Untersuchungen in der BAWAG vorzunehmen." Erst im Dezember 1998 wurde eine Prüfung in Erwägung gezogen, die dann aber auch wieder nicht erfolgt sei. "Dafür ist Finanzminister Edlinger verantwortlich und es wird Gegenstand der morgigen Befragung sein, warum er keinen Auftrag zur Prüfung der BAWAG erteilt hat."

Das BAWAG-ÖGB-Debakel sei "nicht nur ein Kriminalfall, sondern ein Kriminalfall mit Mafiosi-Struktur, die weit in die Sozialdemokratie hineinreicht", betonte Amon. "Es waren nicht nur SPÖ-Abgeordnete in die BAWAG-Affäre involviert, sondern offenbar auch SPÖ-Finanzminister." Interessant sei auch, dass sich die Gewerkschaftsspitzen in der öffentlichen Darstellung des ÖGB widersprechen. "ÖGB-Chef Hundstorfer und sein Finanzchef Schneider versuchen immer noch mit aller Gewalt die dramatische Finanzsituation im ÖGB zu vertuschen. Wilhelm Haberzettl hingegen verweist auf die bleibende Gefahr der Insolvenz." Dass die überfällige ÖGB-Bilanz 2005 noch nicht vorliege, habe ausschließlich mit dem Wahlkampf und den Interventionen seitens der SPÖ zu tun.

Gut zum Gesamtstil passe auch die Kandidatur des Liberalen Forums auf der SPÖ-Liste: "Während nun Spitzengewerkschafterinnen und Spitzengewerkschafter nicht mehr auf SPÖ-Listen kandidieren dürfen - wobei sie das teilweise dann doch tun -, findet sich nun ein Protagonist des Liberalen Forums auf der Liste der SPÖ - also ein Protagonist der Partei, die den Heuschreckenkapitalismus propagiert", so Amon. "Nachdem man dem Heuschrecken-Kapitalismus gefrönt hat und im hochspekulativen Bereich tätig war, passt ein Bau-Tycoon wie Haselsteiner als wesentlicher Repräsentant des Liberalen Forums sehr gut ins Bild", so Amon abschließend.

 

 Matznetter: Amons Vernebelungsversuche bezüglich Grassers Aufsichtsversagen werden immer peinlicher
Wien (sk) - Zu den heutigen Aussagen von ÖAAB-Generalsekretär Amon bezüglich des Kriminalfalls BAWAG erklärte SPÖ-Budgetsprecher Christoph Matznetter: "Der Haupt- beweggrund des Herrn Amon liegt im Vernebelungsversuch des veritablen Aufsichtsversagens von Finanzminister Grasser - und diese Versuche werden immer peinlicher." Matznetter erinnerte daran, dass Grasser Anfang 2001 den umfassenden Prüfbericht der Nationalbank mit sorgfältiger Aufzählung aller Gesetzesverstöße "ein halbes Jahrzehnt unterdrückt hat".

Zum Sachverhalt erklärte Matznetter am Dienstag gegenüber dem SPÖ-Pressedienst, dass die Nationalbank in ihrem Prüfbericht vom 27. April 2001 an Finanzminister Grasser, der für die Bankenaufsicht zuständig war, alle Gesetzesverstöße des BAWAG-Managements festgehalten und ausdrücklich auch alle damals bestandenen ominösen Stiftungen mit aushaftenden Dollar-Milliarden-Betrag angeführt hat. "Und Grasser hat gar nichts getan", kritisierte Matznetter. Im Gegenteil, erinnerte Matznetter daran, dass in diese Zeit launige Zusammentreffen mit dem Hauptverdächtigen Wolfgang Flöttl fielen. "Der ja auch, wie sich inzwischen nach anfänglichem Leugnen von Grasser herausgestellt hat, Jachturlaubspartner von Grasser war", so Matznetter.

Ganz anders und völlig korrekt haben die SPÖ-Finanzminister vor Grassers Zeit gehandelt. "Aufgrund der Medienberichterstattung hat der damalige Finanzminister Ferdinand Lacina bereits sechs Tage vor dem mit 28. April 1994 datierten und von Amon zitierten anonymen Brief, nämlich am 22. April 1994, den sofortigen Auftrag einer Vor-Ort-Prüfung durch die Nationalbank gegeben." Obwohl das damalige Prüfergebnis der Nationalbank wegen der gänzlichen Rückführung der Flöttl junior-Veranlagungen keine Gesetzesverletzung feststellen konnte, haben Lacina sowie seine sozialdemokratischen Amtsnachfolger Staribacher, Klima und Edlinger dem Generaldirektor Flöttl senior bescheidmäßig Auflagen erteilt und seinen Nachfolger Elsner zur Einhaltung verpflichtet. Und die gemischte Expertenkommission aus Fachleuten des Finanzministeriums und der Nationalbank wurde mit der laufenden Überwachung der BAWAG beauftragt. "Dies führte zur erneuten Prüfung im Jahr 2000 und schließlich zum vernichtenden Prüfbericht 2001. Grasser aber hat jede weitere bankenaufsichtliche Konsequenz aus diesem Prüfbericht unterlassen", so Matznetter abschließend.
 

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