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Rechnungshofbericht: Kritik an Chefarztpflicht |
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erstellt am
06. 09. 06
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Kräuter
für gesetzliche Regelung
Wien (sk) - SPÖ-Rechnungshofsprecher Günther Kräuter forderte am 05.09. in Reaktion
auf den an diesem Tag veröffentlichten Bericht des Rechnungshofes zum Thema Chefarztpflicht eine gesetzliche
Regelung. Kräuter gegenüber dem SPÖ-Pressedienst: "Es muss endlich im Interesse der Patienten
zu einer seriösen, nachvollziehbaren und dauerhaften Lösung kommen. Auch Volksanwalt Peter Kostelka fordert
seit langem bundeseinheitliche Kriterien bei Chefarztentscheidungen. Die Beschwerden sind seit Amtsantritt von
Ministerin Rauch-Kallat sprunghaft angestiegen."
Rauch-Kallat habe sich bezüglich der Chefarztpflicht als "Wankel-Marie" entpuppt, im Jänner
sagte sie gegenüber der "ZiB", ein Gesetzesentwurf des Ministeriums sei noch im ersten Halbjahr
fertig. Im Februar habe Rauch-Kallat im Parlament im Gesundheitsausschuss dementiert und geflunkert, es sei nie
an ein Gesetz gedacht gewesen. Mittlerweile müsse aufgrund der Rechnungshoferkenntnisse allen Beteiligten
klar sein, dass eine gesetzliche Regelung unverzichtbar sei.
Kräuter abschließend: "Ausbildung, Tätigkeitsbeschreibung, Arbeitszeit, Entlohnung und Nebenbeschäftigungen
müssen klar definiert werden. Erst dann können Missbräuche wie sieben Jahre Sonderurlaub, 500-Stunden
Nebenjob, vier Jobs gleichzeitig und Unkündbarkeit auf Wunsch ausgeschlossen werden. Da Ministerin Rauch-Kallat
auch in diesem Bereich völlig versagt hat, wird eine nächste Regierung diese wichtige gesundheitspolitische
Maßnahme in ihr Regierungsprogramm aufnehmen müssen." |
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Rauch-Kallat: RH bestätigt Kritik an chefärztlichem Dienst
Wien (övp-pk) - Die von Günther Kräuter offensichtlich an den Rechnungshofbericht
zitierten "Missbräuche wie sieben Jahre Sonderurlaub, 500-Stunden Nebenjob, vier Jobs gleichzeitig und
Unkündbarkeit", zeichnen ein Sittenbild jahrzehntelanger SPÖ-Sozialpolitik. "In 35 Jahren SPÖ
Gesundheits- und Sozialpolitik wurde die Tätigkeit des chefärztlichen Dienstes nie thematisiert beziehungsweise
einer entsprechenden Kontrolle unterzogen. Dies hat offensichtlich zu einer Entwicklung von Privilegien und einer
unzulässig laxen Handhabung von bestehenden Bestimmungen geführt, wie der von mir in Auftrag gegebene
Rechnungshofbericht bestätigt", sagte Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat heute, Dienstag. "Weiters
habe es bereits ein Gespräch mit dem Vorstandsvorsitzenden des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger
Erich Laminger gegeben, in dem vereinbart wurde, dass das Berufsbild der Chef- und Kontrollärzt/innen von
einer Projektgruppe des Hauptverbandes neu definiert wird. Diesbezügliche Arbeiten sind auch schon begonnen
worden."
Die Aufgaben der chefärztlichen Dienste ergeben sich ohnehin bereits aus dem ASVG, nämlich die Bewilligung
von Heilmitteln, Heilbehelfen und Hilfsmittel sowie die Krankenstands-Kontrolle. Die vom Rechnungshof kritisierten
Punkte betreffen überwiegend das Dienstrecht der Ärzte in den Krankenkassen. "Günther Kräuter
dürfte nicht bekannt sein, dass das Dienstrecht in der Sozialversicherung kollektivvertraglich vom Hauptverband
mit der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA) ausverhandelt wird. Eine gesetzliche Verankerung wie von Günther
Kräuter gefordert würde die Selbstverwaltung der Krankenkassen in Frage stellen. Wenn die sozialdemokratischen
Sozialpartner/innen dies wünschen, bin ich gerne zu Gesprächen bereit."
"Als Gesundheitsministerin verlange ich, dass die Kassen umgehend die Spitzenzeiten der elektronischen Heilmittelbewilligung
erfassen, damit die Krankenstandskontrollen außerhalb dieser Spitzenzeiten durchgeführt werden können,
wie dies der Rechnungshof fordert. Außerdem sollten die Kassen durchgängige Leistungsaufzeichnungen
über die Tätigkeit der Chef- und Kontroll/ärztinnen anlegen.
Dienstzeitvereinbarungen sollten explizit nur mit Zustimmung des HV zulässig sein, um eine Einheitlichkeit
in der Handhabung herbeizuführen. Darüber hinaus fordere ich, dass in die Dienstordnung eine Meldepflicht
für die Chefärzt/innen über die Aufnahme von Nebentätigkeiten verankert und die Zulassung von
Nebentätigkeiten ebenfalls an die Zustimmung des Hauptverbadens geknüpft wird", so Rauch-Kallat
abschließend. |
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Grünewald: Überlange ÄrztInnenarbeitszeit gefährdet Gesundheit von PatientInnen
Wien (grüne) - Ein düsteres Bild der Arbeitssituation von ÄrztInnen in Österreich
zeichnet Gesundheitssprecher Kurt Grünewald. ÄrztInnen würden zu viel und zu lange arbeiten, und
das seit Jahren. Die Folgen für PatientInnen, ÄrztInnen und deren Angehörige seien fatal, sagte
Grünewald am 05.09. bei einer Pressekonferenz. In den Krankenanstalten gebe es "laufende, massive Übertretungen
der gesetzlich festgelegten Arbeitszeithöchstgrenzen", so der Gesundheitssprecher.
Zwar sei das Krankenanstalten-Arbeitszeitgesetz schon zehn Jahre in Kraft, werde aber immer noch nicht flächendeckend
umgesetzt. Inzwischen hätten sich unbezahlte Überstunden im Ausmaß von insgesamt 25 Millionen Euro
angesammelt - "ein unerträglicher Zustand", findet er.
ÄrztInnen sei unter der Woche 32 Stunden und an Wochenenden 49 Stunden durchgehende Arbeit erlaubt. Doch schon
nach 24 Stunden Schlafentzug entstünde laut aktuellen Studien bei der Konzentrationsfähigkeit der selbe
Effekt wie bei einem Alkoholgehalt im Blut von einem Promille. Dadurch werde die Fehleranfälligkeit drastisch
erhöht und die ÄrztInnen würden überhastete Entscheidungen treffen.
Laut einer IFES-Studie aus dem Jahr 2003 arbeiten ChirurgInnen durchschnittlich 83 Stunden pro Woche, GynäkologInnen
79, AnästhesistInnen 76 und InternistInnen 74 Stunden pro Woche, so Grünewald. Derartig lange Arbeitszeiten
seien für BusfahrerInnen oder PilotInnen, die ebenfalls für andere Menschen Verantwortung tragen, "völlig
undenkbar". Die ständige Überlastung der ÄrztInnen führe zur Selbstausbeutung, zu Erschöpfung
und im schlimmsten Fall zu Selbstmord, sagte Grünewald und präsentierte mehrere Beispiele, bei denen
überlastete Ärzte Selbstmord begingen oder suchtmittelabhängig wurden.
Seit Jahren überfällige Personalaufstockungen würden ausbleiben und das Arbeitsinspektorat sei oft
machtlos - auch dort herrsche Personalmangel, zudem erfolge eine Anzeige des Inspektorats immer an den Dienstgeber:
"Welcher Dienstgeber bestraft sich selbst?", fragte Grünewald. Durch Gesetzeslücken würden
Krankenanstalten überdies dazu animiert, keine Aufzeichnungen über die Arbeitszeiten des Personals zu
führen.
Die Grünen fordern eine rasche flächendeckende Umsetzung des Krankenanstalten- Arbeitszeitgesetzes sowie
eine strengere Kontrolle der Arbeitszeiten von Ärzten. Der zusätzliche Personalbedarf müsse evaluiert
werden und fehlendes Personal aufgestockt. Die geleisteten Überstunden sollen abgegolten werden und die Grundbudgets
der medizinischen Universitäten erhöht werden.
Zur Kostenfrage sagte Grünewald, dass "die Folgekosten von medizinischen Fehlern" deutlich sinken
würden, wenn die Zustände saniert würden. Außerdem frage ja auch niemand, ob man einen AUA-Piloten
"nicht dreißig Stunden durchgehend" im Dienst belassen könne, "weil das billiger ist".
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Wir übernehmen hier Stellungnahmen aller im Parlament
vertretenen Parteien – sofern vorhanden! Die Redaktion
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