Außenministerin bei der alljährlichen Botschafterkonferenz in Wien
Wien (bmaa) - "Wir haben hart für einen erfolgreichen EU-Vorsitz gearbeitet. Der
Vorsitz war Teamarbeit, und mein Dank gilt allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Außenministeriums
für ihren großen persönlichen Einsatz. Nach dem Schreckensjahr 2005 hat sich die Stimmung in der
EU merkbar verbessert. Wir haben die Lust am Gestalten neu erfahren. Wir können - ohne Überheblichkeit
oder Selbstgefälligkeit - zu Recht stolz auf das Erreichte sein", erklärte Außenministerin
Plassnik bei der diesjährigen Konferenz der österreichischen Botschafter in Wien.
Perfekte Vorbereitung, aber vor allem die optimale Vernetzung waren die Erfolgsrezepte des österreichischen
EU-Vorsitzes. "Spektakuläre Einzelinitiativen und Eintagsfliegen zu machen, kann jeder. Es ist eine viel
anspruchsvollere und schwierigere Arbeit, alle 24 Partner in der Union - etwa bei der Verfassungsdebatte oder bei
außenpolitischen Fragen - an Bord zu bringen. Auch unsere Zusammenarbeit mit den EU-Institutionen, allen
voran mit dem Europäische Parlament, war in ihrem Ausmaß beispielgebend. Österreich hat sich damit
viel Vertrauen und Anerkennung erarbeitet. Das ist ein großes Kapital, das es jetzt im Interesse Österreichs
und Europas zu nützen gilt", sagte die Außenministerin.
Als Beispiele für dieses Vertrauenskapital nannte die Außenministerin etwa die schwierigen Verhandlungen
zur Eröffnung des ersten Verhandlungskapitels mit der Türkei, die sowohl in Ankara als auch in Nikosia
positive Aufnahme fanden. "Letztes Jahr, am 3. Oktober, stand es 24 zu 1 in der Frage der Beitrittsverhandlungen
mit der Türkei. In der Zwischenzeit hat ein Bewusstseinsschub stattgefunden. Das von uns in die Debatte eingebrachte
Kriterium der Aufnahmefähigkeit der EU ist heute Bestandteil des europäischen Mainstreams. Wir werden
diesen vernünftigen Kurs mit Bodenhaftung und Augenmaß fortsetzen", so Plassnik.
Auch in den Beziehungen zum Balkan hat der österreichische Vorsitz trotz schwieriger Voraussetzungen die europäische
Perspektive für die gesamte Region bekräftigt und konkrete Fortschritte in den Bereichen Sicherheit,
Bildung, Justiz und wirtschaftliche Zusammenarbeit erzielt. Dasselbe gelte auch für den Dialog der Kulturen
und Religionen, wo Österreich seiner Brückenfunktion gerecht wurde und seine lang erprobten Kontakte
mit der muslimischen Welt einsetzen konnte.
Die Außenministerin hob hervor, dass die europäische Außenpolitik auch Ausdruck der europäischen
Grundwerte ist. "Europa hat mit viel Mühen den Weg des Dialogs, des Ausgleichs und der Verhandlungen
gelernt. Das ist der Kern unseres Wertemodells, das wir in die Welt hinaustragen müssen", sagte Plassnik.
Dies gelte beispielsweise auch für die EU-Politik im Nahen Osten. "Unsere Linie zur Hamas ist klar. Denn:
wer reif ist für Demokratie, muss auch reif sein für den Gewaltverzicht. Wir werden daher alle Bemühungen
in Richtung einer Regierung der nationalen Einheit in den palästinensischen Gebieten unterstützen. Auch
der Libanon-Einsatz muss von einem politischen Prozess begleitet werden. Es gilt, die moderaten Kräfte in
der Region zu stärken und die Extremisten so weit wie möglich abzudrängen", so die Außenministerin.
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