Handel setzt auf Produkte mit ökologischem und sozialem Mehrwert  

erstellt am
15. 09. 06

Wien (tatwort) - Von 15. September bis 15. Oktober 2006 finden in ganz Österreich bereits zum dritten Mal die „Nachhaltigen Wochen“ statt. Unter dem Motto „Bewusst kaufen. Besser leben.“ weisen Lebensmittelhandel, Bäckereien, Baumärkte und Elektrohandel gezielt auf Bio-Produkte, regionale Vermarktung, fairen Handel, Energie sparen und umweltgerechtes Bauen und Wohnen hin.

22 Handelsketten mit rund 7.000 Filialen sind an der Aktion beteiligt. Mit dabei sind Spar (Eurospar, Interspar), Rewe (Billa, Sutterlüty, Merkur und Bipa), PENNY, Zielpunkt, PLUS, ADEG, ZEV/Nah&Frisch, MPREIS, dm, die Weltläden, OBI, Baumax, Expert, Cosmos und Red Zac. Heuer beteiligen sich auch zum ersten Mal Bäckereien wie STRÖCK Brot und Der Mann. Darüber hinaus unterstützen zahlreiche selbständige Kaufleute die Nachhaltigen Wochen.

Initiiert wird die Aktion vom Lebensministerium, in Kooperation mit dem Wirtschaftsministerium, der WKÖ, der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit im Außenministerium, dem Gesundheitsministerium und den Landesregierungen von Oberösterreich, Steiermark sowie der Wirtschaftskammer Wien. „Wir müssen den Konsumentinnen und Konsumenten bewusst machen, welche Macht sie mit dem Griff ins Regal haben“, erklärt Bundesminister Josef Pröll. Deswegen hat das Lebensministerium im Jahr 2004 die „Nachhaltigen Wochen“ entwickelt. Zusammen mit den Handelsketten wurde dafür eigens die Marke „Das bringt´s. Nachhaltig.“ entworfen. Diese wird nun im Rahmen der Aktion vom Handel bei genau definierten Produkten in Flugblättern, Werbeanzeigen und in den Filialen eingesetzt.

Wer Bio-Lebensmittel konsumiert, tankt die Kraft einer naturnahen Landwirtschaft. Wer Produkte (z.B. Kaffee) aus fairem Handel kauft, unterstützt Menschen in den Entwicklungsländern. Wer beim Nahversorger Produkte aus der Region einkauft, reduziert die Verkehrsbelastung und leistet somit auch einen Beitrag für den Klimaschutz. Umweltgeprüfte Baumaterialien sorgen für mehr Wohlbefinden in den eigenen vier Wänden und Energiesparprodukte schonen nicht nur die Umwelt sondern auch die eigene Brieftasche.

In Österreich wirtschaften rund 20.000 Landwirtschaftsbetriebe nach der gesetzlichen Bio-Verordnung. Mit 13% der gesamten landwirtschaftlichen Fläche sind wir Spitzenreiter in der EU. Eine Auswertung von 175 internationalen Studien kommt zu dem Ergebnis: Bioprodukte enthalten nachweislich mehr gesundheitsfördernde Inhaltstoffe: tendenziell mehr Vitamin C in verschiedenen Obst- und Gemüsesorten; mehr Mineralstoffe und Spurenelemente wie Magnesium, Eisen oder Phosphor; Milch und Fleisch von biologisch gehaltenen Rindern haben eine günstigere Zusammensetzung der Fettsäuren. „Darüber hinaus ist im Biolandbau der Einsatz von Gentechnik definitiv verboten, es dürfen auch keine genetisch veränderten Futtermitteln verwendet werden“, so Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat.

Bio allein macht aber noch nicht gesünder. Entscheidend dafür ist eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse, Brot, Gebäck und anderen Getreideprodukten. Heuer haben ernährungsbewusste KonsumentInnen auch die Möglichkeit in Bäckereien nachhaltig einzukaufen. Vom Bio-Weckerl bis hin zu regionalen Köstlichkeiten ist für jeden Geschmack was dabei.

Landwirtschaft und Lebensmittelgewerbe sind bei uns traditionell gewachsen und – im Vergleich zu anderen Ländern – klein strukturiert. „Die Nachfrage nach regionalen Produkten stärkt Wirtschaft und Nahversorgung. Sie bringt Arbeit, Einkommen und Lebensqualität zu den Menschen“, meint Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl. Wenn der Absatz von regionalen Produkten um 10% gesteigert wird, können rund 17.000 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen werden. Das würde einen Einkommenszuwachs von 1,5 Milliarden Euro für die Bevölkerung bedeuten. Dies hat eine Studie der Universität Linz ergeben.

Produkte, wie Kaffee, Kakao, Tee, etc., deren Produktion in Österreich nicht möglich ist, stammen meist aus Entwicklungsländern, wo die Bedingungen, unter denen die Lebensmittel produziert werden, nicht immer fair sind. Wer bewusst kauft, stärkt nicht nur die heimische Wirtschaft, sondern gibt auch Menschen in Entwicklungsländern und unserer Umwelt neue Chancen. „Wenn nur 10 Menschen in Europa auf fair gehandelten Kaffee umsteigen, kann davon“, laut Außenministerin Ursula Plassnik „eine ganze Bauernfamilie in einem Entwicklungsland überleben“. Ein gekauftes Kilo fair gehandelter Bananen, ermöglicht beispielsweise einem Kind in Ecuador, einen Tag in die Schule zu gehen.

Baumärkte weisen auch heuer wieder verstärkt auf Produkte für gesundes Bauen und Wohnen sowie den sorgsamen Umgang mit natürlichen Ressourcen hin. Ökologisch geprüfte Farben, Lacke, Bodenbeläge und Dämmstoffe enthalten viel weniger problematische Inhaltsstoffe für Mensch und Umwelt. Holzprodukte aus nachhaltiger Forstwirtschaft oder Gartenerde ohne Torf aus Hochmooren sind Beispiele für den sensiblen Umgang mit der Natur.

Auch im Elektrohandel wird verstärkt auf die „Nachhaltigen Wochen“ aufmerksam gemacht. Nach dem Motto: „Wer A sagt, spart Strom und Geld“ werden Investitionen in A-Klasse-Geräte oder Energiesparlampen empfohlen. Dies spart nicht nur wertvolle Energie, sondern auch Geld. Mit sehr effizienten Geräten beispielsweise kann eine vierköpfige Familie jährlich bis zu 70 Euro einsparen. Wirtschaftsminister Martin Bartenstein rechnet weiters vor: „Ersetzt man nur eine einzige 100-Watt-Glühbirne durch eine Energiesparlampe, so ist über deren gesamte Nutzungsdauer eine Einsparung von über 100 Euro möglich.“ Auch zum Thema Stand-By werden die KonsumentInnen heuer umfassend informiert. Wer Fernseher, Hifi-Anlage etc. ständig im Stand-by-Modus belässt, muss dafür bezahlen: Wenn Elektrogeräte nach Gebrauch komplett ausgeschaltet werden, lässt sich eine Ersparnis von rd. 75 Euro im Jahr erzielen.

Der Handel wirbt mit über 30 Millionen Stück an Aktionsflugblättern, Anzeigen, Plakaten und Regalhinweisen in den Geschäften. Mehr als 950.000 offizielle staatliche Info-Folder informieren begleitend die Bevölkerung. In den kommenden Jahren sollen weitere Branchen wie der Möbelhandel oder der Textilhandel zur Teilnahme an der Aktion eingeladen werden.
 
zurück