Salzburg (universität) - In einem interdisziplinären Forschungsprojekt
zwischen der Universität Salzburg, der Universitätsklinik Frankfurt am Main und dem Deutschen Krebsforschungszentrum
in Heidelberg wurde ein Gendefekt entdeckt, der wahrscheinlich an der Entstehung von Autismus beteiligt ist
Die Salzburger Zellbiologin Hannelore Breitenbach-Koller hat für dieses Projekt wichtige Grundlagen geliefert.
Sie untersuchte im Modellsystem Hefezelle molekulare und zelluläre Mechanismen von gesunden und mutierten,
also kranken, Genen und Proteinen mit einer vermuteten Funktion im Autismus. Es stellte sich heraus, dass diese
Mutationen zu einer veränderten Proteinsyntheseleistung führen. „Wir gehen davon aus, dass es durch die
krankhaft veränderten Zellen vermutlich auch zu Funktionsstörungen in Gehirnzellen kommt“, so Breitenbach-Koller.
Insbesondere wurde das Protein RPL10 untersucht, das eine Komponente des Ribosoms ist. Das Ribosom übersetzt
die genetische Botschaft in ein Protein. Ein funktionsgestörtes bzw. mutiertes RPL10-Protein könnte dafür
verantwortlich sein, dass im emotionalen Zentrum des Gehirns, dem Hippokampus, bestimmte Proteine in Nervenzellen
und Nervenzellverbindungen unvollständig ausgeprägt sind. Der Hippokampus ist über das Gefühlsleben
hinaus auch an unserer kognitiven Leistung beteiligt. Die neue Erkenntnis lässt einige typische Symptome von
Autisten, etwa Sprachstörungen oder Gefühllosigkeit besser erklären. Die hier untersuchten defekten
Proteine stören die Entwicklung bestimmter Gehirnregionen, die bei Autisten in früheren Studien, etwa
mit bildgebenden Verfahren, bereits als verändert nachgewiesen wurden. |