Wien (bmlfuw) - „Die verstärkte Nutzung von Biomasse ist ein wesentlicher Beitrag zum Klimaschutz.
Außerdem können durch einen forcierten Einsatz von Holz und Energiepflanzen neue „High Tech“ Jobs in
der Umwelttechnologiesparte geschaffen und viele Arbeitsplätze vor allem im ländlichen Raum gesichert
werden. Eine Diversifizierung der Energieversorgung und somit eine Erhöhung der Energieversorgungssicherheit
sind ebenfalls Vorteile, die ein verstärkter Einsatz mit sich bringen. Darum hat Österreich als einer
der ersten Mitgliedsstaaten der Europäischen Union mit der Erstellung eines Biomasseaktionsplanes begonnen
und nimmt damit eine Vorreiterrolle in Europa ein“, erklärte Umweltminister Josef Pröll am 25.09. anlässlich
des Starts der Begutachtung des Österreichischen Biomasseaktionsplans.
Die Europäische Kommission hat im Dezember 2005 einen umfassenden Aktionsplan zur Förderung der Nutzung
von Biomasse angenommen, in dem sie EU-weit eine Erhöhung der energetischen Biomassenutzung um mehr als 100
Prozent bis 2010 anstrebt. Die Mitgliedstaaten wurden dabei ersucht entsprechend ambitionierte nationale Biomasseaktionspläne
zu erarbeiten.
Die Österreichische Bundesregierung will den Anteil erneuerbarer Energien von derzeit 23 Prozent auf 45 Prozent
bis 2020 anheben. Zentraler Punkt dabei muss eine offensive Biomassestrategie sein. Um die Möglichkeiten Österreichs
zur energetischen Nutzung von Biomasse in den Sektoren Wärme, Strom und Kraftstoffe aufzuzeigen, hat das Lebensministerium
die Österreichische Energieagenturbeauftragt, eine Potentialstudie als Grundlage für die Erstellung eines
nationalen Biomasseaktionsplanes zu erarbeiten. „Diese Studie zeigt deutlich, dass der Biomasseaktionsplan mit
der verstärkten Beimischung von Biotreibstoffen zu konventionellen Treibstoffen sowie dem verstärkten
Einsatz von Holz und Energiepflanzen im Wärme- und Fernwärmesektor ein wesentlicher Beitrag zur Erreichung
des Regierungszieles ist“, führte der Minister weiter aus.
Mit konkreten Maßnahmen Biomasseeinsatz verdoppeln und 12 Mio. Tonnen Treibhausgasemissionen sparen
Im Bereich Wärmeerzeugung ist es möglich, die Energieproduktion von derzeit 93,6 Peta Joule auf 115 Peta
Joule (2010) und 130 Peta Joule bis 2020 zu erhöhen, das ist eine Steigerung um 39 Prozent bis 2020. Dazu
sind weitere Schritte in der Wohnbauförderung notwendig, ebenso die Umsetzung der EU-Gebäuderichtlinie
und Effizienzkriterien bei Biomasse Fernwärme. Bei öffentlichen Gebäuden ist die thermisch-energetische
Qualität zu steigern.
Bei der Ökostromproduktion aus Biomasse ist eine Steigerung von derzeit 0,5 Terawattstunden auf 3,2 Terawattstunden
(2010) und 3,9 Terawattstunden (2020) denkbar, oder auch das 8-fache bis 2020. Der Schwerpunkt wird auf die feste
Biomasse gesetzt und der Anteil von Biogas wird bei 0,9 Terawattstunden (2020) zu liegen kommen. Der Brennstoffbedarf
wird von 7,9 Peta Joule auf 51 Peta Joule (2010) bzw. auf 61 Peta Joule steigen. Dazu sind klare langfristig vorhersehbare
Rahmenbedingungen, eine Flexibilisierung der Biogasnutzung oder auch eine Verbesserung der Wärmenutzung unerlässlich.
Auf dem Gebiet der Biokraftstoffe ist ein Anstieg des Anteils am gesamten Endenergieverbrauch im Verkehrsbereich
von derzeit bereits 3 Prozent auf 10,3 Prozent (2010) und 20,5 Prozent (2020) durchaus realistisch. Dafür
sind u.a. Maßnahmen wie eine Änderung der europäischen Kraftstoffnormen oder eine verstärkte
Nutzung von Biodiesel und Bioethanol bzw. eine Forcierung eines E85 Kraftstoffes (85 Prozent Bioethanol, 15 Prozent
Benzin) erforderlich. Wichtig ist auch eine Intensivierung der Forschung und Entwicklung der zweiten Generation
der Biokraftstoffe (wie z.B. synthetische Kraftstoffe).
Durch diese oben angeführten speziellen Initiativen und Schritte könnte Österreich seinen Biomasseeinsatz
bis 2010 beinahe verdoppeln. Bis 2020 ist sogar eine Steigerung bis auf das 2,5-fache gegenüber 2004 vorstellbar.
„Die dadurch mögliche Senkung der Treibhausgasemissionen von 7 Mio. Tonnen im Jahr 2010 bzw. 12 Mio. Tonnen
im Jahr 2020 sind jedenfalls Ansporn genug für eine forcierte Nutzung der Biomasse“, so Pröll. Auch die
volkswirtschaftlichen Potentiale einer forcierten Biomassenutzung können sich sehen lassen. So bringt ein
verstärkter Biomasseeinsatz zusätzliche Investitionen von etwa 3,2 Mrd. Euro bis 2010 bzw. 8,6 Mrd. Euro
bis 2020 und rund 32.000 neue Arbeitsplätze pro Jahr. Weiters kommt es zu einer zusätzlichen Wertschöpfung
von 7 Mrd. Euro bis 2010 bzw. 20 Mrd. Euro bis 2020.
„energieholz“ als Initiative zur gezielten Zusammenarbeit von Energie- und Forstwirtschaft
Mit dem gegenwärtigen Ölpreis ist eine wesentliche Barriere für die verstärkte Biomassenutzung
gefallen, da die Bioenergieträger wettbewerbsfähiger geworden sind. Die zentrale Herausforderung liegt
nun darin, die bisher ungenutzten Biomassepotentiale aus der Land- und Forstwirtschaft zu mobilisieren. Es geht
um eine deutliche Verbesserung der Rohstoffbereitstellung - einerseits durch Biomasse aus dem Wald, weiters durch
den Aufbau einer verstärkten Energieproduktion auf landwirtschaftlichen Flächen. Dazu bedarf es der gezielten
Zusammenarbeit zwischen der Energiewirtschaft und der Land- und Forstwirtschaft. Zur Unterstützung solch kooperativer
Ansätze hat das Lebensministerium bereits einen entsprechenden Akzent gesetzt und das klima:aktiv Programm
„energieholz“ initiiert.
„Durch die Initiative „energieholz“ soll die Mobilisierung der in den österreichischen Wäldern vorhandenen
ungenutzten Holzressourcen unterstützt und die Markteinführung neuer Energieholzmengen beschleunigt werden.
Derzeit wächst bei weitem mehr Holz heran als genutzt wird. Da die bisher ungenutzten Holzreserven vor allem
in den Forsten der Kleinwaldbesitzer schlummern und diese nicht den direkten Zugang zum Energiemarkt haben, bedarf
es häufig der Unterstützung von Waldverbänden, Forstgemeinschaften oder Maschinenringen für
die Kleinwaldbesitzer, um gemeinsam zu einer relevanten Größe am Energiemarkt zu werden“, so Pröll
abschließend. |