Wien (kfv) - Nach dem unerfreulichen Motorrad-Jahr 2005 zeichnet sich heuer wieder eine "Besserung"
ab. Laut Wochenstatistik des BMI wurden bis zum 10. September 2006 insgesamt 61 Motorrad-Lenker und -Mitfahrer
auf Österreichs Straßen bei Verkehrsunfällen getötet (ohne Berücksichtigung der 30-Tage-Fristabgrenzung).
Verglichen mit dem gleichen Zeitraum im Jahr 2005 bedeutet das einen Rückgang von 14 Prozent. Bis Ende Juni
konnte noch eine Reduktion um 30 Prozent verzeichnet werden. "Im wettermäßig begünstigten
Juli ist die Zahl der Getöteten im Vergleich zum Vorjahr dann aber nach oben ausgebrochen", berichtet
Dr. Othmar Thann, Direktor des Kuratoriums für Verkehrssicherheit. Auch wenn sich das Minus also bis zum Jahresende
halten dürfte, bleibt immer noch ein bitterer Beigeschmack. Die Unfallzahlen bei Motorrädern und Leichtmotorrädern
zeigen bereits seit mehreren Jahren keinen deutlichen Abwärtstrend, sondern bewegen sich nur innerhalb bestimmter
Bandbreiten. "So wie bereits in den letzten Jahren beobachten wir auch heuer wieder eine Verschiebung der
Unfälle in die Gruppe der 30- bis 50-Jährigen, die sich das Motorrad als exklusives Hobby gönnen.
Sehr viele davon haben aber zu wenig Fahrpraxis, um die schweren Maschinen auch in brenzligen Situationen sicher
pilotieren zu können", analysiert Thann. "In den letzten drei Jahren war an jedem zweiten Motorradunfall
ein Biker aus dieser Altersgruppe beteiligt. Anhand solcher Zahlen wird deutlich, dass eine zweite Ausbildungsphase
auch für Motorrad-Wiedereinsteiger sinnvoll wäre."
Häufigster Unfallumstand: Alleinunfall
Rund vier Fünftel der tödlichen Motorrad-Unfälle passieren im Freiland. Die dort gefahrenen
höheren Geschwindigkeiten bringen ein höheres Tötungsrisiko mit sich, allerdings lässt auch
die Aufteilung nach Unfallumständen Rückschlüsse auf die Diskrepanz zwischen Wollen und Können
einiger Biker zu. 2005 waren rund 42 Prozent der im Freiland getöteten Motorrad- und Leichtmotorradbenutzer
bei Alleinunfällen zu beklagen. Gleich an zweiter Stelle folgen mit etwa 31 Prozent die Unfälle im Begegnungsverkehr,
die durch meist zu riskante Überholmanöver von Motorradlenkern oder den Fahrern anderer Fahrzeuge provoziert
werden. So war in den Jahren von 2003 bis 2005 bei mehr als der Hälfte aller Motorradunfälle zumindest
ein Pkw beteiligt.
Wenn Pkw und Motorrad im Ortsgebiet kollidieren, hat das meistens einen sehr banalen Grund: In zwei Drittel der
Fälle hat der Autofahrer den Motorradlenker schlicht übersehen und beim Abbiegen "abgeschossen".
Die Straße lesen
Natürlich hat auch die Straßen-Infrastruktur Einfluss auf die Fahrsicherheit. Was für einen
Autofahrer kaum ins Gewicht fällt - etwa Rollsplitt - kann am Motorrad zur Geschicklich- keitsübung werden.
Umso wichtiger ist es für dermaßen exponierte Verkehrsteilnehmer, dass Fahrkönnen, Risikoeinschätzung
und vor allem das Risikobewusstsein besonders ausgeprägt sind. Die Straße "lesen", also Gefahrenquellen
in der Straßenbeschaffenheit rechtzeitig erkennen, ist eine der wichtigsten Fähigkeiten, die intensiv
trainiert werden muss. Eng damit verbunden ist richtiges Bremsen. Rund 54 Prozent der Motorradunfälle sind
durch gutes und richtiges Bremsen positiv beeinflussbar. Bremsübungen helfen zu verhindern, dass in einer
Schreckreaktion zu stark gebremst wird und die Räder blockieren. ABS ist auch für Motorräder eine
lohnende Investition, die im Ernstfall Leben retten kann, da der Durchschnittsfahrer damit eine um 25 Prozent bessere
Bremsleistung erzielt. |