Brüssel (eu-int) - Das Motto lautet: „Je mehr Sprachen du sprichst, desto mehr bist du Mensch.“
Die Europäische Kommission verabschiedet am 20.09. ihre allererste Mitteilung zum Thema Mehrsprachigkeit –
ein klares Signal für ihr Engagement in dieser Richtung. Das Dokument beleuchtet die verschiedenen Facetten
der Sprachenpolitik. Es erläutert die neue Rahmenstrategie der Kommission für die Mehrsprachigkeit und
enthält Vorschläge für gezielte Maßnahmen. Letztere decken vor allem drei Bereiche ab, in
denen Sprachen für das Alltagsleben der Menschen in der Europäischen Union eine Rolle spielen: in der
Gesellschaft, in der Wirtschaft und in den Beziehungen der Kommission zu den Bürgerinnen und Bürgern.
Die Kommission fordert die Mitgliedstaaten auf, mit ihr an einem Strang zu ziehen und das Lehren, Lernen und die
Verwendung möglichst vieler Sprachen zu fördern. Aus diesem Anlass wurde auf der interinstitutionellen
Website EUROPA ein neues Sprachenportal in allen 20 Amtssprachen eingerichtet. Mit den Worten von Ján Figel’,
Kommissar für Allgemeine und berufliche Bildung, Kultur und Mehrsprachigkeit: „Die Sprache macht uns zu Menschen
und die Sprachenvielfalt ist ein zentrales Element europäischer Identität. Genau heute vor einem Jahr
wurde ich zum Kommissar ernannt und zwar zum allerersten Europäischen Kommissar, der jemals mit einem eigenständigen
Portfolio „Mehrsprachigkeit“ betraut wurde. Die heute verabschiedete Mitteilung signalisiert ganz klar das Engagement
der Kommission für die Förderung der Sprachen und der Sprachenvielfalt in der Union.“
In einer neuren Eurobarometer-Umfrage geben 50% der EU-Bürger/innen an, dass sie eine Unterhaltung in zumindest
einer Fremdsprache führen können. Laut der heute verabschiedeten Mitteilung sind Fremdsprachenkenntnisse
eine für alle EU-Bürger/innen erstrebenswerte Kompetenz und es werden verschiedene Aktionen vorgestellt,
mit denen die Kommission Sprachenkenntnisse und die Sprachenvielfalt fördern und weiterentwickeln will. Die
Kommission investiert jährlich 30 Millionen Euro in die Programme SOKRATES und LEONARDO DA VINCI. Mit diesem
Geld werden die Berufsbildung, die Mobilität von Studierenden und Lehrkräften sowie Schüleraustausche
finanziert.
Die Mitteilung betont, wie wichtig Sprachenkenntnissen für die Mobilität der Arbeitnehmer/innen und die
Wettbewerbsfähigkeit der EU-Wirtschaft sind. Für nächstes Jahr plant die Kommission die Veröffentlichung
einer Studie zu den Auswirkungen fehlender Fremdsprachenkenntnisse auf die europäische Wirtschaft. Es muss
auch mehr getan werden, um die Rolle der Sprachenindustrien zu stärken, die in der Europäischen Union
nach wie vor Wachstum und Milliardenumsätze verzeichnen.
Die Kommission will bürgernäher werden und den Bürgerinnen und Bürgern noch besseren Zugang
zu Informationen über die Europäische Union – vor allem zu den Rechtsvorschriften, Verfahren und Politikbereichen
– in ihrer eigenen Sprache bieten:
- Sie wird ihre zahlreichen Websites vermehrt in mehrsprachigen Fassungen anbieten und für eine einheitliche
sprachliche Gestaltung sorgen.
- Sie wird eine pro-aktive, mehrsprachige Kommunikationspolitik entwickeln, als Ergänzung zu ihrer breit
angelegten Initiative zur Verbesserung der Kommunikation mit den europäischen BürgerInnen und bestimmten
Interessengruppen, wie z. B. JournalistInnen, der Sprachenindustrie, Schulen und Universitäten.
Die Kommission wird – auf der Suche nach Möglichkeiten, Sprachbarrieren zu überwinden – verstärkt
in die sprachenbezogene Forschung sowohl im Bereich der neuen Informations- und Kommunikationstechnologien als
auch der Sozial- und Geisteswissenschaften investieren.
Den Mitgliedstaaten schlägt die Kommission vor, nationale Aktionspläne zur Förderung der Mehrsprachigkeit
zu verabschieden, die Ausbildung von Fremdsprachenlehrkräften weiter zu verbessern, für ein geeignetes
Angebot im Bereich des frühen Fremdsprachenerwerbs zu sorgen und den Unterricht von Schulfächern in einer
Fremdsprache (Stichwort „Fremdsprache als Arbeitssprache“) zu forcieren. Die Kommission erinnert an die Forderung
der Staats- und Regierungschefs beim Europäischen Rat in Barcelona (2002), dass mindestens zwei Fremdsprachen
ab dem frühen Kindesalter unterrichtet werden sollen. Die Mitgliedstaaten sollten auch überprüfen,
ob ihre universitären Aus- und Weiterbildungsprogramme den Studierenden, die eine berufliche Tätigkeit
im Sprachenbereich anstreben, die richtigen Fähigkeiten und Fertigkeiten vermitteln.
Darüber hinaus schlägt die Kommission die Einrichtung einer Expertengruppe „Mehrsprachigkeit“ vor. Diese
Gruppe soll an der Überprüfung der Forschritte der Mitgliedstaaten mitwirken, neue Ideen entwickeln und
bei zukünftigen Initiativen eine unterstützende und beratende Funktion übernehmen.
In naher Zukunft ist eine Ministerkonferenz zum Thema Mehrsprachigkeit geplant, bei der sich die Mitgliedstaaten
über bereits erreichte Fortschritte austauschen und die weitere Arbeit planen können.
Ebenfalls heute hat die Europäische Kommission ein Sprachenportal „eröffnet“. Dieses „Tor“ führt
zu EU-Informationen zum Thema Sprachen und steht allen Interessierten offen. Das Informationsangebot ist vielfältig
– es reicht von der EU-Politik zur Förderung des Sprachenlernens und der Sprachvielfalt über die Vorschriften
zur Verwendung der Amtssprachen bis zu einem Überblick über Beschäftigungsmöglichkeiten für
ausgebildete Sprachfachleute bei den Institutionen der EU. Der Inhalt ist benutzerfreundlich strukturiert und das
Wichtigste: Alle Navigations- und Anzeigetexte des Portals selbst gibt es in allen 20 Amtssprachen – als Signal
an die Bürger/innen, dass die Union ihre Sprache spricht.
Informationen: http://europa.eu.int/languages
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