NÖ Baubranche ist in der Konjunktur-"Mischmaschine"  

erstellt am
02. 10. 06

St. Pölten (nöwpd) - "Gemischte Gefühle" in der Baubranche in Niederösterreich: Die rund 8.200 Betriebe in der blau-gelben Bauwirtschaft, darunter 2.200 im Bauhauptgewerbe, registrieren zwar volle Auftragsbücher und verbuchten von Jänner bis Mai ein Bauvolumen in Höhe von 1,3 Milliarden Euro, "aber das Preisniveau ist schlecht", sagt Landesinnungsmeister Robert Jägersberger.

Der Baumeister aus Puchberg/Schneeberg erklärt im Gespräch mit dem NÖ Wirtschaftspressedienst: "Derzeit machen die guten Betriebe zwei bis drei Prozent Gewinn. Das sollte aber im Normalfall der Durchschnitt sein - und nicht der Spitzenwert". Noch vor einigen Jahren (2001/2), so Jägersberger, "da war die Auftragslage am Boden. Seit dem Vorjahr zieht sie wieder an."

Im 3. Quartal 2006 hatten Niederösterreichs Bau-Gewerbebetriebe Aufträge für mehr als 19 Wochen in ihren Büchern, "das ist ein Plus von 3,7 Wochen gegenüber 2005", sagt Harald Schweiger, Geschäftsführer der Landesinnung Bau in der NÖ Wirtschaftskammer. Baumeister Jägersberger verweist aber darauf, dass "die Bauherren noch die alten Preise im Kopf haben", dabei seien in der Zwischenzeit die Lohnkosten um zwei bis drei Prozent gestiegen, viel mehr aber noch die Materialkosten, die rund 40 Prozent der Gesamtkosten ausmachen. "Ziegel werden gerade um acht bis neun Prozent teurer. Eisen ist sogar um 40 Prozent teurer als früher", so Jägersberger.

Im großvolumigen Wohnbau seien Anforderungen, Auflagen und Kosten gestiegen. Die Genossenschaften würden aber die Quadratmeterpreise für die Wohnungen stark drücken, damit sie noch leistbar sind. "Ein hartes Geschäft", weist Jägersberger auch auf die Problematik der Pfuscher, der illegalen Arbeiter und Ein-Mann-Betriebe hin, die "mit der EU-Erweiterung speziell in Ostösterreich sicher größer geworden ist".

Weil der zuletzt registrierte Boom schon wieder nachlässt - die Auftragseingangserwartung weist in Niederösterreich mit minus sechs Prozent einen negativen Saldo aus -, sucht die Bauwirtschaft nach neuen Wegen, die eine allzu große Lücke am Bau erst gar nicht entstehen lassen. "Das Thema Sanierung birgt für uns viel Potenzial für die Zukunft", sagt Jägersberger. Private würden angesichts der Energiepreise deutlich in diesen Sektor investierten, "der wird eine Triebfeder bleiben", rechnet der Bau-Innungsmeister. Und er will erreichen, dass bestimmte Arbeiten, die auch im Winter möglich sind, wie z.B. die Sanierung von Innenräumen, besser gefördert werden. "Dafür wäre ein österreichweites Modell wünschenswert", so Jägersbergers Appell an die Politik.

So ein Modell werde immer am Höhepunkt der Winterarbeitslosigkeit am Bau - in den Monaten Jänner und Februar - zum Thema, "dann schläft es aber wieder ein", kritisiert er. Nach wie vor müsse deshalb rund ein Drittel der etwa 12.000 Beschäftigten im Bauhauptgewerbe in Niederösterreich im Winter als arbeitslos gemeldet werden.

Die NÖ Bauwirtschaft kümmert sich auch um ihren Nachwuchs: "Wir bilden gerade wieder an die 700 Lehrlinge - Maurer, Schalungsbauer, Tiefbauer - in Niederösterreich aus", unterstreicht Jägersberger. Nach vorher sinkenden Lehrlingszahlen gebe es heuer im ersten Lehrjahr ein Plus von neun Prozent. "Die Leute sollen auch künftig entsprechend beschäftigt werden können", betont er.

Informationen: http://www.bau-noe.at
 
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