Bundesrat soll bei Subsidiaritätsprüfung Länderstandpunkte bündeln
Wien (pk) - Als einen "starken Arm der Bundesländer" will Bundesratspräsident
Gottfried Kneifel in Zukunft den Bundesrat positionieren, und zwar nicht nur innerhalb des österreichischen
Bundesstaates, sondern auch im Hinblick auf die Entscheidungsprozesse in der EU. Das bekräftigte er am 28.09.
anlässlich einer Konferenz der zweiten Kammern europäischer Parlamente in Prag.
Das einhellige Bekenntnis aller politischen Kräfte zum Bundesrat im Zuge des Österreich-Konvents habe
eine Reformdiskussion in Gang gesetzt, sagte Kneifel. Gleichzeitig würden dem Bundesrat damit auch neue Chancen
eröffnet, zukunftsträchtige Aufgaben im Rahmen der EU zu übernehmen. So sollte die österreichische
Länderkammer bei der Umsetzung des Subsidiaritätsprüfungsverfahrens, wo es darum geht sicherzustellen,
die Angelegenheiten auf jener Ebene zu regeln, wo diese am besten aufgehoben sind, als ein Sprachrohr der Bundesländer
fungieren. Die Standpunkte der Länder könnten durch den Bundesrat gebündelt und somit wirksam vertreten
werden, so Kneifel, zumal nach dem Entwurf für eine Europäische Verfassung der zweiten Kammer eine Stimme
bei der Subsidiaritätsprüfung zukommt, nicht aber den Regionen und den Bundesländern.
Der Föderalismus in Österreich zähle zweifellos zu einem der wesentlichen identitätsstiftenden
Faktoren des Staates, betonte Kneifel und wies in diesem Zusammenhang auch auf die wichtige Mittlerrolle der Bundesrätinnen
und Bundesräte zwischen den staatlichen Institutionen einerseits und den Bürgerinnen und Bürgern
andererseits hin. Er unterstrich damit die Wichtigkeit des persönlichen Kontakts mit den Menschen. "Man
sollte nicht vergessen, dass die Bürgerinnen und Bürger unsere wichtigsten Ansprechpartner sind",
so Kneifel.
BR-Präsident Kneifel nahm die Gelegenheit des Zusammentreffens in Prag auch zum Anlass, auf die langjährigen
Beziehungen zwischen Österreich und der Tschechischen Republik einzugehen. Diese seien nicht immer friktionsfrei
verlaufen, räumte er ein, aber man habe aus der Geschichte gelernt und die Chance ergriffen, das gemeinsame
Europa miteinander zu gestalten. Die Zusammenarbeit der beiden Staaten habe sich in den letzten Jahren in einer
Vielzahl von Politikbereichen entwickelt und werde ständig erweitert und vertieft, bis hin zur Gemeinde- und
Vereinsebene. Man denke zum Beispiel an das Treffen von BürgermeisterInnen tschechischer und österreichischer
Partnergemeinden im Juni 2006 in Budweis unter dem Titel "Gelebte Partnerschaft". Als einen besonders
symbolträchtigen Schritt auf dem Weg zu einem grenzüberschreitenden Zusammenwachsen der Regionen bezeichnete
Kneifel die Eröffnung zahlreicher Grenzübergänge und grenzüberschreitender touristischer Radrouten
zwischen Südböhmen und Ober- bzw. Niederösterreich. |