Prammer
und Brauner: Einkommensschere müsste Alarmglocken läuten lassen
Wien (sk) - Den Equal Pay Day nahmen sich die SPÖ-Frauen zum Anlass, um mit einem bundesweiten
Aktionstag auf die Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen aufmerksam zu machen. Der Equal Pay
Day ist jener Tag im Jahr, bis zu dem Frauen und Männer noch gleich viel verdienen. Während Männer
durch ihr höheres Einkommen noch bis zum 31. Dezember weiter bezahlt werden, arbeiten Frauen praktisch "gratis".
Das sei "bedrückend" und ein Umstand, der "alle Alarmglocken läuten lassen müsste",
so SPÖ-Bundesfrauen- vorsitzende und II. Nationalratspräsidentin Barbara Prammer in einer gemeinsamen
Pressekonferenz mit der Wiener Sozialstadträtin Renate Brauner. Die SPÖ-Frauen fordern ein Maßnahmenpaket
mit "Kindergeld plus", Ausbau der Betreuungseinrichtungen und einen Frauenförderfonds zur beruflichen
Neuorientierung.
Die Einkommensdifferenz zwischen Männern und Frauen hänge von der Branche und etwa davon ab, ob es sich
um eine Arbeiterin, oder etwa eine Beamtin handelt. Auch im Vergleich der Bundesländer gibt es große
Unterschiede, so sei die Einkommensschere in Wien am kleinsten und in Vorarlberg am größten.
Wesentliche Ursache für die Einkommensdifferenz sei das Ansteigen der Teilzeitarbeit. Mehr als vier von 10
Frauen sind Teilzeit beschäftigt. In Tirol sind es sogar sechs von 10 Frauen. "In Österreich bedeutet
Teilzeit 20 Stunden und weniger - entsprechend sieht auch das Einkommen aus" und könne bis zur Pension
nicht mehr aufgeholt werden, betonte Prammer.
Ursache für die Teilzeitarbeit ist die ungelöste Frage der Kinderbetreuung. "Die SPÖ garantiert
Kinderbetreuung: vom Burgenland bis in den Westen", ist Prammers Ansage. Im Gegensatz dazu, dass die Regierung
die Kindergartenmilliarde 2000 abgeschafft hat, will die SPÖ diese wieder einrichten. Das rechnet sich wirtschaftlich,
so Prammer. "Neun von zehn Euro fließen direkt oder indirekt wieder in den Staatshaushalt zurück",
verweist Prammer auf Ergebnisse einer Studie der WU-Wien. Hier dürfe sich der Bund nicht aus der Verantwortung
stehlen, den Ländern und Gemeinden sei beim Ausbau der Betreuungseinrichtungen unter die Arme zu greifen.
Bundesfrauenförderfonds soll dort ansetzen, wo AMS nicht fördern kann
Weiters fordert Prammer neuerlich die Errichtung eines Bundesfrauenförderfonds und erwidert den ÖVP-Aussagen,
dass im AMS längst Förderungsschienen eingerichtet wären: "Unser Fonds soll dort ansetzen,
wo das AMS nicht fördern kann". Also etwa für Frauen, die sich bereits in Beschäftigung befinden,
zur beruflichen Neuorientierung und für Unternehmensgründerinnen. Auch forderte Prammer verpflichtende
Frauenförderpläne in den Unternehmen.
Brauner - Frauen- und Kinderarmut ist eine Schande
"Wir wollen Arbeitsplätze für Frauen und wir wollen, dass Frauen gleich viel wie Männer
verdienen", sagte Brauner und verwies auf den Zusammenhang zwischen Frauen- und Kinderarmut, vor allem bei
Alleinerziehenden. "Für eines der reichsten Länder der Welt ist Kinderarmut eine besondere Schande",
betonte Brauner. Nach einer Untersuchung sei die Kinderarmut in Haushalten, in dem Frauen einer Erwerbstätigkeit
nachgehen vier Mal niedriger, als in Haushalten, wo Frauen nicht arbeiten. Anzusetzen sei bei der besseren Vereinbarkeit
zwischen Beruf und Familie - hier solle man von den skandinavischen Ländern lernen.
Wesentlich sei das Anheben der Frauenerwerbsquote, das sei einerseits durch ein dichtes Netz an Aus- und Weiterbildung
und andererseits durch ein dichtes Netz an Kinderbetreuungseinrichtungen möglich. Wien gehe hier einen höchst
erfolgeichen Weg: "Die Frauenerwerbstätigkeit von 77 Prozent zeigt, dass die Maßnahmen greifen."
Bundesweit sei eine Frauenerwerbstätigkeit von lediglich 64 Prozent zu verzeichnen.
Die Regierung habe nicht nur die Kindergartenmilliarde, sondern auch die Wiedereinstiegsunterstützung abgeschafft
- der Frauenförderfonds würde auch hier ansetzen.
Bundesweiter Equal Pay Day-Aktionstag zur Einkommensschere: Wir wollen gegensteuern
Unter dem Motto "Mehr ist fair" trafen sich im Anschluss an die Pressekonferenz 40 Frauen bei
strahlendem Sonnenschein zur Aktion vor dem Parlament in Wien, unter ihnen SPÖ-Bundesfrauenvorsitzende Barbara
Prammer, die Wiener Stadträtin Renate Brauner, SPÖ-Frauen- und Gleichbehandlungssprecherin Gabriele Heinisch-Hosek
und SPÖ-Bundesfrauengeschäftsführerin Bettina Stadlbauer. "Wir wollen die Einkommensschere
nicht hinnehmen, wir wollen gegensteuern", betonte Prammer. Transparente zeigten die Forderungen der SPÖ-Frauen
an, die auch per Flugblatt an Interessierte verteilt wurden; unter anderen sind das: "Flexiblere Arbeitszeiten
für Eltern von Kindern bis 10 Jahren", "Kindergeld plus: zusätzlich zum bisherigen Modell -
je kürzer in Karenz desto höher der Betrag", "Verpflichtende Frauenförderung in den Betrieben",
"Öffentliche Aufträge nur an Firmen mit Frauenförderung", oder "100.000 neue Kinderbetreuungsplätze
für unsere Kinder". |
Scheucher-Pichler: Sind auf gutem Weg
Wien (övp-pk) - "Die Einkommensschere hat sich laut Eurostat von 21 Prozent im Jahr 2000
auf 18 Prozent im Vorjahr verkleinert. Wir sind auf einem guten Weg und nähern uns kontinuierlich dem EU-Durchschnitt
von 15 Prozent an", so ÖVP- Frauensprecherin Elisabeth Scheucher- Pichler. Von der Bundesregierung seien
zahlreiche Maßnahmen zur Stärkung der Frauen am Arbeitsmarkt und zur Verringerung der Einkommensschere
gesetzt worden - "doch SPÖ-Frauenvorsitzende Prammer weigert sich hartnäckig, diese anzuerkennen".
Scheucher-Pichler erinnerte Prammer unter anderem an die Novelle des Gleichbehandlungs- gesetzes mit der Ausweitung
des Diskriminierungsschutzes auf die gesamte Arbeitswelt sowie an die Einbindung der Sozialpartner und den Austausch
von "best practice"- Modellen auf europäischer Ebene. Sie verwies auch darauf, dass eine überwiegende
Mehrheit der Teilzeitbeschäftigten diese auch wolle, weil sie beispielsweise ihre Kinder oder Pflegebedürftige
betreuen oder eine Ausbildung machen. Scheucher-Pichler: "Die Schließung der Einkommensschere ist -
wie auch Prammer richtig erkannt hat - ein langfristiger Prozess. Wir arbeiten engagiert daran, dieses ambitionierte
Ziel zu erreichen. Auch die SPÖ-Frauen sind eingeladen, sich von ihrer Jammerei zu verabschieden und stattdessen
konstruktiv einzubringen."
Die ÖVP-Frauensprecherin verwies abschließend darauf, dass eine wichtige Forderung die Sozialpartner
betreffe, und Frauen in der Arbeitswelt deutliche Vorteile bringen könnte. "Der Frauenanteil in den Verhandlungsteams
für Kollektivverträge muss in Zukunft dem Frauenanteil der betroffenen Branche entsprechen", so
Scheucher- Pichler. |
Weinzinger: Frauen müssen drei Monate gratis arbeiten
Wien (grüne) - Anlässlich des Equal Pay Day's (Tag des gleichen Einkommens) meint Brigid
Weinzinger, Frauensprecherin der Grünen: "Es ist beschämend, dass die Einkommensschere, die jetzt
schon bei über 40 Prozent liegt, in Österreich weiter aufgeht. So müssen Frauen sinnbildlich im
Vergleich zu Männern von morgen bis zum Jahresende gratis arbeiten. Dies wohlgemerkt in der an sich bezahlten
Erwerbsarbeit und neben der von Frauen ohnehin in höherem Ausmaß erbrachten unbezahlten Arbeit."
Weinzinger hält fest, dass die Einkommensschere in den letzten 10 Jahren sogar weiter gewachsen ist, und zwar
um 1,5 Prozent. Arbeiterinnen haben von 1999 bis 2003 einen Nettoeinkommensverlust von 11 Prozent erlitten. Auch
bei den Selbständigen ist die Situation erschütternd, Rechtsanwälte verdienen beispielsweise um
77 Prozent mehr als ihre weiblichen Berufskolleginnen.
"Es ist allerhöchste Zeit, dass es wieder eine spürbare Frauenpolitik gibt, die in diesem Bereich
wirkungsvolle Maßnahmen setzt", so Weinzinger und fordert als ersten Schritt die Einführung eines
Mindestlohns von 1.000 Euro monatlich. Weiters solle es betriebliche Maßnahmen für mehr Einkommensgerechtigkeit
geben. Das von den Grünen dafür entwickelte Instrument einer GleichbehandlungsBilanz für Unternehmen
könnte dazu ein Ansatz sein. Als zynisch bezeichnet Weinzinger die kürzlich von Frauenministerin Rauch-Kallat
getroffene Aussage, aus ihrer Ära solle ‚die Verringerung der Lohnschere in Erinnerung bleiben', denn "diese
Verringerung ist Illusion und Rauch-Kallat hat mit ihrer Politik gar nichts dafür getan", so Weinzinger. |