Evangelische Kirche ohne Personalsorgen  

erstellt am
27. 09. 06

Oberkirchenrätin Reiner: Nahezu idealer Zustand -- Balance zwischen Berufsanfängern und in Pension gehenden Pfarrerinnen und Pfarrern
Wien (epd Ö) - Als "nahezu idealen Zustand" beschreibt Oberkirchenrätin Hannelore Reiner die Balance zwischen Berufsanfängerinnen und Berufsanfängern und denjenigen, die aus dem Pfarrerinnen- und Pfarrerdienst in der Evangelischen Kirche in Österreich ausscheiden. Der kirchliche Stellenplan sehe jedes Jahr fünf bis sieben Ordinationen vor, "dadurch halten sich die mit 65 Jahren in Pension gehenden Kolleginnen und Kollegen die Waage mit den Anfängerinnen und Anfängern". Ein jahrzehntelanger Pfarrermangel sei mit der Entscheidung im Jahr 1965, dass auch Frauen zum geistlichen Amt ordiniert und damit in den Pfarrerberuf übernommen werden, "überwiegend behoben" worden. Seit 1980 sind Frauen ihren männlichen Kollegen auch dienstrechtlich gleichgestellt, so die für Personalangelegenheiten verantwortliche Oberkirchenrätin. In etwa bleibe auch die Zahl der Studierenden gleich, die als Berufsziel das evangelische Pfarramt angeben, "und das ist für mich, angesichts der wachsenden Säkularisierung der Gesellschaft, wie ein Wunder vor unseren Augen und ein Gottesgeschenk".

Durch starke Budgetkürzungen in etlichen deutschen evangelischen Landeskirchen müssen viele junge deutsche Pfarrerinnen und Pfarrer zum Teil jahrelang warten beziehungsweise sich bei anderen Landeskirchen bewerben. "Aus diesem Grund haben wir dafür ein Modell der befristeten Übernahme entwickelt und können so auch überraschend auftretende Lücken wieder in guter Weise füllen."

Angesprochen auf die angeblich hohe Scheidungsrate bei Pfarrerehen betonte das Mitglied der Kirchenleitung im Gespräch mit epd Ö, dass der Prozentsatz der Scheidungen bei etwa 12,5 Prozent liege, "also weit unter dem Durchschnitt aller österreichischen Paare". Das klassische evangelische Pfarrhaus werde als "Hort des kulturellen Erbes und als ethische Vorbildinstanz" mehr und mehr abgelehnt, "der Pfarrerberuf hat aber auch heutzutage eine stabilisierende Wirkung, auch auf ganz private Bereiche".

Ein Pfarrer bzw. eine Pfarrerin betreut in der Evangelischen Kirche bei einer ganzen Pfarrstelle im Durchschnitt 1.000 bis 1.500 Gemeindeglieder. Derzeit sind 72 Pfarrerinnen und 208 Pfarrer in der Evangelischen Kirche A.B. beschäftigt. Insgesamt gehören rund 340.000 Österreicherinnen und Österreicher zu einer der 209 Pfarrgemeinden der Evangelisch-lutherischen Kirche.
 
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