Alexander Sturm  

erstellt am
26. 09. 06

Die Wiener Silbermanufaktur und die Wiedergeburt des Kleeblatts
Wien (kunstnet) - Vom 17. Oktober bis 18. November 2006 präsentiert das WAGNER:WERK Museum Postsparkasse die Ausstellung Alexander Sturm: Die Wiener Silbermanufaktur und die Wiedergeburt des Kleeblatts. Damit wird erstmals das legendäre Archiv dieser 1883 gegründeten Silbermanufaktur Alexander Sturm mit Originalentwurfs- zeichnungen von Josef Hoffmann, Otto Prutscher, Oswald Haerdtl oder Kolo Moser sowie zahlreichen anderen Künstlern der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und im Rahmen einer Ausstellung präsentiert. Im Fundus der Silbermanufaktur befinden sich neben dem umfassenden Archiv und ausgeführten Originalobjekten aber auch Maschinen und Originalwerkzeuge, mit Hilfe derer Silbergerät, Service und Bestecke nunmehr neu aufgelegt und produziert werden. Zeichnungen sowie deren Werksnutzungsrechte aus der Zeit von vor, während und nach dem 2. Weltkrieg befinden sich bis heute im Besitz der Manufaktur.

Firmengeschichte und Chronologie: Die Firma Alexander Sturm
Alexander Sturm wurde am 6. Mai 1851 in Wien geboren. Er entstammte einer alteingesessenen Wiener Familie und erlernte vermutlich bei Moritz Felbert das Silberschmiedehandwerk. Aus dem Jahr 1869 ist ein Zeugnis von diesem Lehrherrn für Alexander Sturm vorhanden. Später dürfte der junge Silberarbeiter zu Thomas Dub gekommen sein, einem renommierten, in der Zieglergasse ansässigen Silberschmied. Im Jahr 1882 erhielt Sturm die Gewerbeberechtigung als Silberwarenfabrikant, 1883 - im selben Jahr, in dem die Österreichische Postsparkasse in Wien gegründet wurde - eröffnete er sein Geschäft. Mit der Standortwahl für seinen Betrieb bewies Sturm viel Weitblick: Der sechste und der siebente Wiener Gemeindebezirk waren wirtschaftlich im Aufschwung begriffen, hier befanden sich zahlreiche Gewerbe- und Industriebetriebe.

Alexander Sturm hatte es zunächst nicht leicht, sich mit seinen Produkten durchzusetzen. Der Wiener Hof und der Adel kauften bei den bereits seit langem etablierten Silberschmieden ein. Neben Thomas Dub gehörten dazu J.C. Klinkosch, Rozet & Fischmeister, Ferdinand Vogl, Vinzenz Mayer`s Söhne und Jarosinski & Vaugoin. Doch Sturm kam die aufstrebende sogenannte Zweite Wiener Gesellschaft zugute. Neben wenigen alteingesessenen Familien - Hardegg, Walterskirchen, Baltazzi - und dem vornehmen Jockey Club wurden insbesondere die Familien des neuen Großbürgertums - z.B. Mautner Markhof, Löw-Beer, Kattus, Kohn, Wittgenstein, Meinl, Manner, Seligmann, Orendi, Piatnik, Vanicek - Kunden bei Alexander Sturm. Diese zu Reichtum gekommenen Familien versuchten, in ihrem Lebensstil den alten Adel zu imitieren.

Obwohl die Wiener Werkstätte seit 1903 über die Gewerbeberechtigung eines Gold- und Silberschmieds und Juwelenarbeiters verfügte, ließen ihre Künstler auch bei anderen Silberschmieden arbeiten, besonders vor 1903 und dann wieder ab 1925, als die Wiener Werkstätte die Gewerbeberechtigung zurücklegte. Jedenfalls gingen ab 1926 Silberarbeiter von der Wiener Werkstätte zur Firma Alexander Sturm, um hier zu arbeiten.

Sturm führte ein hauseigenes Zeichenbüro, in dem Künstler für die Silbermanufaktur entwarfen. In der Wiener Werkstätte arbeiteten lange Zeit vor allem Gürtler. Daher brachten die Künstler der Wiener Werkstätte besonders komplizierte Entwürfe für Silbergegenstände zu Sturm. Dieser durfte die Stücke, die an die Verkaufsstellen der Wiener Werkstätte gingen, nur mit der Marke "A. St." versehen, nicht jedoch mit der Kleeblattmarke seiner Werkstätte. Mit der Zeit sammelte sich in der Firma Alexander Sturm ein umfangreiches Archiv mit Zeichnungen bekannter und auch ungenannter Künstler an.

Im Zweiten Weltkrieg gab es nach Auskunft von Alexander Sturm (III.) keine Silberproduktion in der Manufaktur. Adalbert Sturm gelang es, gleich nach dem Krieg den Betrieb in kleinstem Umfang wieder aufzunehmen. Bereits aus dem Jahr 1947 liegen Entwurfszeichnungen von Otto Prutscher und Josef Hoffmann vor. In den fünziger Jahren entwarf auch Oswald Haerdtl für die Silbermanufaktur. Weitere Architekten, die für Sturm Entwürfe lieferten, waren Percy Faber, Norbert Schlesinger und Ernst Lichtblau.

Seine Rettung und Weiterführung verdankt das 123 Jahre alte Familienunternehmen Christa Berghaus-Fölster. In Alexander Sturms Geschäft in der Wiener Kaiserstraße hatte sie bereits vor einigen Jahren ihre Silbergegenstände reparieren und neu versilbern lassen. Als sie von seinen Pensionsplänen erfuhr, entschloß sie sich, alle Maschinen, Werkzeuge und Stanzen sowie das umfangreiche Firmenarchiv zu erwerben, um die alte Wiener Silberschmiedetradition in der Wiener Silberschmiede Werkstätte zu erhalten und wiederzubeleben. Die Produktion ist nun in Weigelsdorf (NÖ) angesiedelt, der Verkauf in der Spiegelgasse in Wien.

WAGNER:WERK Museum Postsparkasse
Grosser Kassensaal
Georg-Coch-Platz 2, 1018 Wien
Ausstellungsdauer 17. Oktober - 18. November 2006
Öffnungszeiten Mo, Di, Mi und Fr 8.00 - 15.00 Uhr
Do 8.00 - 17.30 Uhr, Sa 10.00 - 17.00 Uhr
Der Eintritt in diese Sonderausstellung (Grosser Kassensaal) ist für alle frei
 
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