Zahlungsbilanz im ersten Halbjahr 2006  

erstellt am
09. 10. 06

Wertpapierinvestitionen weiterhin Motor des internationalen Kapitalverkehrs
Wien (oenb) - Im ersten Halbjahr 2006 investierten österreichi­sche Anleger per saldo fast 28 Mrd Euro in ausländische Wertpapiere. 3 Mrd Euro wurden in ausländischen Aktien und Investmentzertifikaten angelegt, die verbleibenden 25 Mrd Euro gingen zu etwas mehr als der Hälfte in langfristige Rentenwerte, der Rest in Geldmarktpapiere. Investitionen des Auslandes in österreichische Wertpapiere verzeichneten bei Geldmarktpapieren einen deutlichen Anstieg von 2 auf 9 Mrd Euro im ersten Halbjahr 2006, aber auch österreichische Aktien erfreuten sich weiterhin großer Beliebtheit.

Die Veranlagung österreichischer Wertpapier­investoren im Ausland (Portfolioinvestitionen) führte im ersten Halbjahr zu Nettoankäufen in Höhe von 28 Mrd Euro, etwas weniger als in der Vergleichsperiode 2005 (30 ½ Mrd Euro). Allerdings gibt es im zeitlichen Ablauf Unterschiede: Im 1. Quartal 2006 wurden ausländische Aktien und Investmentzertifikate in Höhe von 3½ Mrd Euro erworben, während im 2. Quartal – als Reaktion auf die Entwicklung der Aktienkurse – Aktien und Aktienfonds im Ausmaß von ½ Mrd Euro abgestoßen wurden. Die Nachfrage nach langfristigen Rentenwerten und Kurzläufern verringerte sich im 2. Quartal gegenüber dem Vorquartal leicht, blieb aber nach wie vor auf hohem Niveau; in diese Segmente investierten die Österreicher im ersten Halbjahr 2006 in Summe 25 Mrd Euro.

Nettoverkäufe österreichischer Wertpapiere an das Ausland bewirkten im ersten Halbjahr 2006 Kapitalzuflüsse im Ausmaß von 30 Mrd Euro (nach 25 ½ Mrd Euro). Davon entfielen die Hälfte auf Investi­tionen in langfristige Rentenwerte, rund 30% auf Geldmarktpapiere und knapp 20% auf Aktien und Investmentzertifikate. Hinsichtlich des Absatzes inländischer Aktien ist kein gravierender Unterschied im Zeitverlauf zu beobachten. Im Gegenteil, trotz eines schwierigen Börsenumfelds konnten Kapitalerhöhungen bzw. Börsengänge erfolgreich durchgeführt werden (Immoeast AG, Post AG).

Die Kapitaltransaktionen im Zusammenhang mit Direktinvestitionen führten in der Berichtsperiode wie schon im entsprechenden Zeitraum 2005 zu einem nahezu ausgeglichenen Ergebnis. Dieser Wert resultiert aus Veranlagungen Österreichs in ausländische Unternehmen sowie jenen von ausländischen Investoren in österreichische Unternehmen im Ausmaß von jeweils etwas mehr als 1 Mrd Euro netto. In beiden Fällen liegen die Ergebnisse unter den Vergleichswerten des Vorjahres. Dies lässt sich aus Konzernumstrukturierungen, Verrin­gerungen des Eigenkapitals aufgrund von Gewinnausschüttungen sowie Börsengängen erklären. Im letztgenannten Fall geht ein Beteiligungsverhältnis in Streubesitz über, was einer Verringerung von Direktinvestitionen und einer Erhöhung von Wertpapierveranlagungen entspricht.

Aus Sonstigen Investitionen, die insbesondere das grenzüberschreitende Kredit- und Einlagengeschäft beinhalten, sind im ersten Halbjahr 2006 netto rund 6 Mrd Euro abgeflossen.

Die offiziellen Währungsreserven nahmen transaktionsbedingt um fast 1 Mrd Euro zu.

Die österreichische Leistungsbilanzschloss im ersten Halbjahr 2006 nach ersten Berechnungen mit einem Überschuss von rund 7 Mrd Euro (1. Halbjahr 2005: 3½ Mrd Euro). Die günstige Entwicklung geht zu einem Drittel auf den internationalen Warenverkehr und zu zwei Drittel auf den internationalen Dienstleistungshandel zurück.

Der grenzüberschreitende Güterhandel zeigt weiterhin dynamisches Wachstum und trägt per Saldo mit mehr als 1 Mrd Euro zur Verbesserung des Leistungsbilanzsaldos bei. Im Reiseverkehr konnte der Nettoüberschuss gegenüber 2005 noch leicht gesteigert werden und erreichte knapp 5 Mrd Euro. Der Bereich der übrigen Dienstleistungen unterstützt den positiven Trend der Leistungsbilanz mit einem Beitrag von nicht ganz 2 Mrd Euro. Dazu ist jedoch anzumerken, dass Datenunschärfen die ökonomische Entwicklung überzeichnen könnten. In diesem Teilaggregat könnten – im Zuge der Einführung des neuen Erhebungssystems – größere Revisionen auftreten, die allerdings die grundsätzlich positive Tendenz abschwächen, aber nicht umkehren dürften.

Das Defizit aus grenzüberschreitenden Einkommen erreichte im 1. Halbjahr 2006 mit rund 1 Mrd Euro in etwa den Vergleichswert 2005. Saldenverbesserungen bei Einkommen aus Direktinvestitionen und Wertpapierveranlagungen stand ein höherer Nettoaufwand gegenüber dem Ausland im Segment der Vermögenseinkommen aus Krediten und Einlagen gegenüber.

Wie bereits mehrfach von der Oesterreichischen Nationalbank angekündigt wurde im Jänner 2006 das Erhebungssystem für die Zahlungsbilanzstatistik, das bis Ende 2005 im Wesentlichen auf Bankenmeldungen basierte, auf Erhebungen direkt bei den Wirtschaftsakteuren umgestellt. Die OeNB veröffentlicht nunmehr die auf dem neuen Erhebungssystem beruhenden Ergebnisse für das 1. Halbjahr des laufenden Jahres. Diese Halbjahresergebnisse enthalten – im Gegensatz zu den monatlichen Informationen – Details zur österreichischen Leistungsbilanz. Die Daten für das 1. Halbjahr 2005 wurden rückgerechnet, um die Vergleichbarkeit am aktuellen Rand zu ermöglichen.
 
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