Brüssel (eu-int) - Die Europäische Kommission hat Dr. Michael Reiterer zum ersten Botschafter
und Leiter der Delegation der Europäischen Kommission in der Schweiz (Bern), die in Kürze eingerichtet
werden soll, ernannt. Mit der Schweiz hat die EU mehr Übereinkommen und gemeinsame Programme als mit jedem
anderen Land, und die Schweiz ist außerdem der zweitgrößte Ausfuhrpartner der EU. Die Delegation
soll die Beziehungen zwischen der EU und der Schweiz auf allen Gebieten - also auf politischer, wirtschaftlicher
und zwischenmenschlicher Ebene - fördern und beschäftigt sich auch mit Übereinkommen in den Bereichen
Forschung, Binnenmarkt, Landwirtschaft, Steuern, Wettbewerb, Verkehr und der Zusammenarbeit im Rahmen der UNO.
Ferner zählen die Beziehungen der EU zu internationalen Organisationen außerhalb der UNO und WTO und
die Beziehungen der EU zu Liechtenstein zu den Aufgaben der Delegation.
„Unsere Partnerschaft mit der Schweiz geht weit über gemeinsame Landesgrenzen hinaus: Sie baut auf gemeinsamen
Werten und Interessen auf. Unsere vielen gemeinsamen Tätigkeiten und Übereinkommen in Bereichen, die
von den Steuersystemen bis zur Fusionsenergie reichen, haben den Bürgern der Schweiz und der EU gleichermaßen
Vorteile gebracht. Die erfolgte Ernennung ist Zeichen unseres Engagements für eine noch intensivere Zusammenarbeit
mit der Schweiz, von der beide Seiten profitieren. Dr. Reiterer bringt für den neu geschaffenen Posten Erfahrungen
mit, die er auf internationaler Ebene und auch speziell in der Schweiz gesammelt hat, und ich hoffe, die Beziehungen
zu unserem nächsten Nachbarn werden dadurch immer stärker und fruchtbarer“, so das zuständige Kommissionsmitglied
Dr. Benita Ferrero-Waldner.
Dr. Michael Reiterer ist zurzeit stellvertretender Leiter der Delegation der Europäischen Kommission in Japan.
Er hatte bereits verschiedene Stellen in Afrika, Asien und der Schweiz inne und war Koordinator der Kommission
für das Asien-Europa-Gipfeltreffen (Asia-Europe Meeting). Er war bei der OECD sowie dem GATT bzw. der WTO
während der Uruguay-Runde in Genf tätig, wo er auch Mitglied eines WTO-Panels war. Erfahrungen in der
Schweiz sammelte er ferner durch sein Studium am Institut universitaire de hautes études internationales
(IUHEI). Als Dozent für internationale Politik hält er Vorlesungen über internationale Beziehungen
und Handel und ist Autor von über achtzig Artikeln über internationales Recht, das multilaterale Handelssystem
und Handel/Umwelt sowie von Monografien über Flüchtlingsrecht und die Beziehungen zwischen Asien und
Europa.
Doz. Dr. Michael Reiterer
geboren 1954 in Innsbruck, verheiratet und Vater einer siebzehnjährigen Tochter, studierte Rechtswissenschaften
an der Universität seiner Heimatstadt Innsbruck (Dr. jur. - 1978) und erwarb anschließend je ein Diplom
aus internationalen Beziehungen an der Johns Hopkins University, Bologna Center/Italien (1979) und am Institut
universitaire de hautes études internationales, Genf/Schweiz (1985). 2005 habilitierte er sich an der Universität
Innsbruck für internationale Politik.
Nach seinem Eintritt (1981) in die Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) war er u.a. stellvertretender Handelsdelegierter
für Westafrika in Abidjan/Côte d'Ivoire und Tokio/Japan. Als Rat an der Ständigen Vertretung Österreichs
beim GATT/Genf (1990-1992) während der GATT-Uruguay Runde verhandelte er insbesondere geistige Eigentumsrechte
und Dienstleistungen. Von 1992 bis 1997 war er stellvertretender Leiter der Abteilung für Integrations- und
Handelspolitik der WKÖ. Er war Mitglied eines Streitschlichtungspanels der Welthandelsorganisation (WTO) in
Genf. Von 1996 bis 1998 übte er die Funktion des Co-Vorsitzenden/Handel der gemeinsamen OECD Gruppe von Handels-
und Umweltexperten (Paris) aus. Von 1997 bis 1998 leitete er als Österreichischer Handelsdelegierter bei der
EU (Gesandter-Botschaftsrat) das Büro der WKÖ in der Ständigen Vertretung Österreichs bei der
EU in Brüssel. Weiters war er 1997-98 Mitglied im Wirtschafts- und Sozialausschuß (WSA) der EU.
Nach seinem Wechsel in die Europäische Kommission, Generaldirektion für Auswärtige Beziehungen (Brüssel),
war er von 1998 bis 2002 Berater für ASEM (Asiatisch-Europäisches Treffen) und damit zuständig für
die Gestaltung und Koordination der Beteiligung der EU in verschiedenen interregionalen Prozessen, wie vor allem
den ASEM Prozess, der die EU Mitgliedstaaten und die Kommission sowie damals zehn asiatische Partnern umfasste;
das ASEAN Sicherheitsforums (ARF) und den South Asian Regional Coordination Council (SAARC). Seit August 2002 ist
er stellvertretender Leiter (Gesandter) der Delegation der Europäischen Kommission in Japan/Tokio.
Dozent Dr. Reiterer lehrt an der Fakultät für Politikwissenschaft und Soziologie der Universität
Innsbruck und war bis zur Versetzung nach Tokio auch Universitätslektor an der Universität Linz, wo er
im Rahmen des Europarechtslehrganges vortrug. Das Lektorat an der Universität Wien (1995-2000), Vorlesung
über internationale Wirtschaftssysteme, wurde aus beruflichen Gründen zurückgelegt. Seine intensive
Lehr- und Vortragstätigkeit u.a. an der Verwaltungsakademie des Bundes/Wien, Diplomatischen Akademie/Wien,
dem europarechtlichen Hochschullehrgängen der Landesakademie Vorarlberg-Schloss Hofen, am MBA-Kurs in Krems,
Fachhochschule Eisenstadt, am Royal Institute for International Affairs (London), den Wilton Park Konferenzen (UK),
dem Institut universitaire de hautes études internationales, Genf-Schweiz, den Universitäten Fudan/Shanghai,
Singapore, Keio, Waseda, Tokyo University for Foreign Studies, International Christian University (Tokio), Fukaoka,
Kobe, Osaka, Kyoto University, Doshisha (Kyoto), Kanawa sowie an der Webster University/Wien schlägt sich
in zwei Monografien (The Protection of Refugees by Their State of Asylum; Asia – Europe: Do They Meet?) sowie ca.
80 Publikationen über internationale Beziehungen und internationales Recht nieder.
Mitgliedschaften u.a. im Kuratorium des Wiener Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW),
in der Österreichischen Gesellschaft für Außenpolitik u. internationale Beziehungen, Gesellschaft
für Europarecht, Teilnehmer und Vortragender am Österreichischen Völkerrechtstag; vormaliger Vize-Präsident
der Österreichischen Gesellschaft für Europapolitik. |