Wien (rk) - Ruth Weiss, Beat-Poetin, Performerin und Filmemacherin, und Musicalkomponist Sylvester Levay
("Elisabeth", "Rebecca") wurden am 03.10. im Wiener Rathaus mit der "Ehrenmedaille der
Bundeshauptstadt Wien" ausgezeichnet. Zahlreiche Persönlichkeiten aus Kultur und Politik haben an der
Feierstunde teilgenommen, darunter Vzbg. Sepp Rieder, die Musicalstars Uwe Kröger und Susan Rigvava-Dumas
(Mrs. Danvers), Intendantin Kathrin Zechner, Marika Lichter und ÖBV- Generaldirektor Hans Hauf.
"Ruth Weiss ist eine herausragende Vertreterin der Beat- Generation, Sylvester Levay einer der erfolgreichsten
Komponisten der Populärmusik. Beide haben in Amerika große Erfolge gefeiert, beide sind wieder nach
Wien zurückgekehrt", so Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny in seinen einleitenden Worten.
Mit "Elisabeth" habe Sylvester Levay das bisher erfolgreichste deutschsprachige Musical geschaffen, sagte
KR Franz Häußler, Generaldirektor der Vereinigten Bühnen Wien, in seiner launigen Laudatio. Er
würdigte Levay nicht nur als Musicalkomponist, sondern auch als Komponist von Filmmusik ("Hollywood rief")
und als Musiker: "Sylvester Levay und sein Konzertflügel sind eins". Zum Schluss appellierte er
an Levay, er möge doch weiterhin der Stadt verbunden bleiben.
Die grandiose Sprache der Ruth Weiss komme aus ihrer Stille, einer Stille, die absolut ist, würdigte der Schweizer
Regisseur Stefan Weber Ruth Weiss als Poetin und Dramatikerin.
Sylvester Levay bedankte sich für die Auszeichnung bei der Stadt Wien, die in der ganzen Welt als Musicalstadt
bekannt sei, und für die Möglichkeit der Zusammenarbeit mit den Vereinigten Bühnen.
Ruth Weiss erzählte in ihren Dankesworten von ihrer "Rückkehr" nach Wien, seit 1998 besuche
sie wieder jedes Jahr Wien. Sie freue sich über die Wertschätzung und Wahrnehmung ihrer Arbeit, obwohl
ihre lyrische Poesie nicht mainstream ist.
Biographie Ruth Weiss
Ruth Weiss wurde 1928 in Berlin als Tochter einer jüdisch- österreichischen Familie geboren. 1933 flohen
die Eltern nach Wien. Ihre Großmutter hatte eine Pension im 9. Bezirk. Hier schrieb Ruth Weiss mit fünf
ihr erstes Gedicht. 1939, mit dem letzten Zug, der die Grenze überqueren durfte, flüchtete die Familie
nach New York. Später ließ man sich in Chicago nieder. Hier kam sie auch mit der Welt des Jazz in Berührung.
Sie hat für den Bebop eines Dizzy Gillespie, Charles Parker und Thelonius Monk geschwärmt. Ein kurzes
Intermezzo führte sie 1946 nach Frankfurt ihr Vater war in der US-Armee. 1948 kehrte die Familie wieder nach
Chicago zurück, 1952 kam Ruth Weiss nach San Francisco. Trotz aller Freiheitssuche, ihre Vergangenheit als
Flüchtling vor den Nazis hat sie nie losgelassen. Durch ein Interview 1993 kam sie auf die Idee, ihre Vergangenheit
schriftlich aufzuarbeiten, daraus entstand das sehr persönliche Buch "Full Circle", es enthält
lyrische Prosa und wurde vom österreichischen Lyriker Christian Loidl knapp vor seinem Tod 2001 ins Deutsche
übersetzt. Nach ihrer Emigration war Ruth Weiss 1998 als Gast der Schule für Dichtung erstmals wieder
in Wien.
Ruth Weiss wurde in den USA die "Goddess der Beat-Generation" (San Fransisco Chronicle) genannt, sie
hat in ihr Schreiben den Jazz integriert und hiermit eine ihre eigene Ausdruckweise gefunden.
Biographie Sylvester Levay
Sylvester Levay kam 1945 als Sohn ungarischer Eltern in Subotica, das damals zu Ungarn gehörte, zur Welt.
Mit acht Jahren begann er seine Ausbildung an der örtlichen Musikschule und gewann bereits mit 15 seinen ersten
Kompositionswettbewerb. Anfang der 60er Jahre kam er nach Deutschland und dirigierte zahlreiche Orchester. 1972
ließ er sich in München nieder und konzentrierte sich in erster Linie auf das Komponieren. In dieser
Zeit entstanden zahlreiche Songs für Künstler wie Udo Jürgens, Katja Ebstein, Penny McLean und andere,
und er schloss Bekanntschaft mit dem Textdichter Michael Kunze, mit dem er bis heute intensiv zusammenarbeitet.
Den internationalen Durchbruch schaffte Levay 1975 gemeinsam mit Kunze mit dem Hit "Fly Robin Fly", für
den er im selben Jahr den Grammy Award erhielt. Weitere Welthits wie "Get Up and Boogie" oder "Lady
Bump" folgten. Zwischen 1977 und 1980 komponierte Levay für international bekannte Künstler wie
Elton John, Donna Summer oder Herbie Man. 1980 verlegte Levay seinen Wohnsitz nach Hollywood, wo er 20 Jahre lang
mit Größen wie Michael Douglas, George Lucas, Sylvester Stallone, Whoopie Goldberg, Peter O'Toole, Steven
Spielberg u.a. zusammenarbeitete. Er komponierte Musik für über 100 amerikanische Spielfilm- und Fernsehproduktionen
und hielt an verschiedenen amerikanischen Universitäten Vorlesungen über Filmmusikkomposition.
In den 90er Jahren widmete sich Sylvester Levay gemeinsam mit Michael Kunze einem neuen Genre, dem Musical. Das
erste Werk, das Musical "Hexen Hexen", wurde 1991 auf einer Freilichtbühne des Theaters Heilbronn
mit großem Erfolg gespielt. Ein Jahr später hatte die zweite Musical-Produktion "Elisabeth"
im Theater an der Wien unter der Regie von Harry Kupfer Weltpremiere. "Mozart!" (Wien 2001) und das kürzlich
uraufgeführte "Rebecca" setzten die Reihe von Musicalerfolgen fort. |