Kastler und Marx: Mit modernen Erkundungsmethoden wird ein antikes Landgut schonend wieder ans
Licht gebracht
Salzburg (lk) - Unter Erdbeerfeldern auf einer Wiese im Süden der Stadt Salzburg liegt eine
archäologische Schatzkammer verborgen. Seit Anfang dieser Woche führt die Landesarchäologie am Salzburger
Museum Carolino Augusteum unter der Leitung des Landesarchäologen Dr. Raimund Kastler geophysikalische
Untersuchungen an der römischen Villa Glasenbach gegenüber dem Privatgymnasium der Ursulinen durch. Gemeinsam
mit SMCA-Direktor Dr. Erich Marx präsentierte Kastler am 05.10. bei einem Informationsgespräch die ersten
Grabungsergebnisse. Bereits die am Montag durchgeführten Messungen erbrachten herausragende Ergebnisse. Zahlreiche
bislang völlig unbekannte Gebäude konnten entdeckt werden.
Modernste physikalische Messgeräte erlauben hier in kürzester Zeit ohne Ausgrabung einen Blick in den
Boden und führen zu neuen Entdeckungen. Mit drei Methoden – Bodenradar, Geomagnetik und Geoelektrik – ist
es möglich, ohne Ausgrabung Grundrisse und Lage der antiken Gebäude zu bestimmen. "Die römische
Villa von Glasenbach erweist sich als bedeutendere archäologische Schatzkammer als vermutet. Die freien Felder
zwischen Aignerstraße und Bahntrasse gegenüber der Schule der Ursulinen waren bereits lange Zeit als
archäologische Fundstelle bekannt", so Kastler. Zwei markante Hügel bezeichneten die Fundstelle
des nach der Villa von Loig bedeutendsten römischen Landgutes im Umfeld der Stadt Salzburg.
1817 und 1869/70 wurden diese beiden Hügel untersucht. Die Mauern der zwei Gebäude waren teilweise noch
mehr als einen Meter hoch erhalten. Zumindest fünf Räume waren reich mit mehreren Lagen Mosaikfußböden
(aus dem 1. und aus dem 3. Jahrhundert n. Chr.) ausgestattet.
Bei den Grabungen kamen zusätzlich zu den Mosaiken bedeutende Funde zu Tage. So wurden unter anderem Teile
einer lebensgroßen Bronzestatue eines Eros, der bisher einzigen großformatigen antiken Bronze aus dem
Land Salzburg, und mit Gold und Silber eingelegte Möbelbeschläge entdeckt, die heute im Salzburger Museum
Carolino Augusteum zu bewundern sind. Die Mosaiken wurden nur gezeichnet und anschließend zugeschüttet.
Weitere archäologische Untersuchungen folgten nicht. Größe und Ausdehnung der gesamten Villenanlage
blieben daher unbekannt.
Da von der inzwischen unter Denkmalschutz stehenden Fläche in den vergangenen Jahren immer wieder neues Fundmaterial,
darunter auch weitere Teile des Eros gemeldet wurden, steht diese Römervilla in besonderem Interesse der Archäologie.
Bisher ist noch kein römischer Gutshof im Land Salzburg vollständig untersucht. Daher sind bisher keine
Aussagen zu den typischen Gebäudeformen römischer Villen in Salzburg oder zur wirtschaftlichen Bedeutung
der Landgüter möglich.
Repräsentative Villa mit Wirtschaftsgebäuden
Die Villa bedeckt ein Areal von rund 80 mal 180 Metern im Kern und war von einer Mauer umgeben. Weitere Bauten
erstrecken sich nach Osten. Im Zentrum befanden sich zwei große mit Mosaiken ausgestattete repräsentative
Gebäude. Deren Grundrisse wurden nun vollständig erfasst und sind klar zu identifizieren. Zumindest fünf
weitere Gebäude, darunter auch Wirtschaftsbauten, wurden neu entdeckt. Die Bauten sind sehr gut erhalten und
liegen teilweise noch bis zu einem Meter tief im Boden.
Moderne Erkundungsmethoden
"Die geophysikalische Prospektion ist eine effiziente und zerstörungsfreie Methode der Vorerkundung in
der Archäologie. Sie beruht auf der Messung physikalischer Eigenschaften der Erde und der durch archäologische
Strukturen verursachten Anomalien. Als Techniken kommen Geomagnetik, Geoelektrik und Georadar zum Einsatz",
erläuterte der Landesarchäologe. Bei der Geomagnetik werden mittels Erdmagnetfeldmessungen geringfügige,
lokale Abweichungen im herrschenden Erdmagnetfeld und der im Boden gelagerten magnetischen Bakterien erkundet und
Abweichungen festgehalten. Diese magnetische Anomalie wird zum einen Teil bestimmt durch die Geometrie des Objektes,
zum anderen durch die Magnetisierung des Objektes im Vergleich zum Magnetisierungsgrad des umliegenden Materials.
Diese erfolgen auch durch Umlagerung von Erdmaterial (Bautätigkeit) und damit der magnetischen Bakterien,
durch das verwendete Material (Steine, Ziegel) oder durch Brand.
Die Geoelektrische Widerstandskartierung beruht auf der Messung des spezifischen Widerstandes des Erdbodens in
Oberflächennähe. Durch Eingriffe in den Boden, in Gräben, Gruben und Mauern verändert sich
die Leitfähigkeit des Bodens gegenüber der Umgebung.
Beim Georadar wird eine elektromagnetische Welle als Signalträger genutzt. Die Ausbreitung im Untergrund ist
materialabhängig, die Wellen werden unterschiedlich reflektiert. Durch Verknüpfung der einzelnen Radargramme
entstehen Flächeninformationen. Und durch Darstellung der gemessenen Reflexionen nach Eindringtiefe pro Sekunde
entstehen schließlich dreidimensionale Tiefeninformationen. |