Liebscher: EU-Erweiterung um Bulgarien und Rumänien ist wichtig für Österreich  

erstellt am
04. 10. 06

Wien (oenb) - „Die bevorstehende Erweiterung der Europäischen Union um Bulgarien und Rumänien hat historische Bedeutung“, sagte der Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank, Dr. Klaus Liebscher, im Rahmen des Holland Business Treff in Wien am 03.10.

„Gerade wir in Österreich sind besonders erfreut über die fortschreitende Integration Südosteuropas in europäische Strukturen, unterhalten wir doch enge Wirtschaftsbeziehungen mit vielen Staaten in dieser Region. So beträgt der Marktanteil österreichischer Kreditinstitute an den Gesamtaktiva der jeweiligen Bankensektoren in Bulgarien 30% und in Rumänien 40%. Darüber hinaus wurden einige der größten Direktinvestitionsprojekte der österreichischen Wirtschaftsgeschichte in diesen Ländern abgewickelt. Der EU-Beitritt in wenigen Wochen sollte diesem Prozess zusätzliche Dynamik verleihen. Gleichzeitig wäre es aber wichtig, dass der Reformeifer dieser Länder nicht nachlässt“, so Gouverneur Liebscher weiter.

In der Vergangenheit haben kleine und offene Volkswirtschaften wie Österreich oder die Niederlande in besonderem Ausmaß von der Erweiterung profitiert. Manche österreichische Bank erwirtschaftet bereits die Hälfte ihres jährlichen Konzernergebnisses in Osteuropa. Sowohl Österreich als auch die Niederlande haben sich erfolgreich den Herausforderungen der europäischen Integration gestellt. So haben diese beiden Länder durch entschlossene, strukturpolitische Maßnahmen nicht nur die Dynamik der eigenen Wirtschaft gestärkt, sondern auch dazu beigetragen, die Attraktivität ihres jeweiligen Unternehmensstandorts zu stärken.

Umso betrüblicher sei es, dass die europäische Integration als historisches Friedensprojekt gerade in diesen beiden Ländern in letzter Zeit an Anziehungskraft verloren zu haben scheint. Liebscher verwies dabei auf das Nein der Niederländer zur Europäischen Verfassungsreform sowie auf die laut aktuellen Umfragen relativ europakritische Haltung der Österreicher. Die politischen Entscheidungsträger in beiden Ländern sowie auf europäischer Ebene seien strategisch gefordert, die Erfolge dieses jahrzehntelangen Integrationsweges adäquat zu kommunizieren und die Bürgernähe der europäischen Institutionen zu vergrößern.

Enttäuscht zeigte sich Liebscher hingegen darüber, dass in den größten Volkswirtschaften Zentraleuropas der Reformeifer deutlich nachgelassen habe. Die wiederholte Verschiebung der anvisierten Euro-Beitrittstermine stünden im Widerspruch zu der eingegangenen Verpflichtung, die Einführung des Euro aktiv und entschlossen voranzutreiben.
 
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